Am Samstag, 24. Mai, findet im Berliner Kino Krokodil eine Sondervorführung der ungarischen Satire „Three-Thousand Numbered Pieces“ mit anschließender Podiumsdiskussion statt. Der Film basiert auf dem Theaterstück einer Roma-Theatergruppe und nimmt sich systemischen Antiziganismus vor: Ein Regisseur will ein Schauspiel über und mit Roma inszenieren und Vorurteile aufbrechen, muss sich jedoch seinerseits zusehends den Vorwurf gefallen lassen, seine Schauspieler auszunutzen.
Antiziganismus, also die rassistischen Vorurteile gegenüber Sinti und Roma, anzuklagen und zu bekämpfen, ist eines der wichtigen Anliegen von Renovabis. Das Osteuropa-Hilfswerk der deutschen Katholischen Kirche lädt in Zusammenarbeit mit dem FilmFestival Cottbus für Samstag, 24. Mai, um 17 Uhr zu einer Sondervorführung des Films „Three-Thousand Numbered Pieces“ im Berliner Kino Krokodil ein.
Der 2023 herausgekommene Film basiert auf dem Theaterstück „Gypsy Hungarian“ und wurde von sechs Autor:innen verfasst, die auch die Hauptrollen im Stück wie im Film übernommen haben. Alle Protagonisten sind Roma aus Ungarn. Zu Beginn stellen sich einige von ihnen einzeln vor, erzählen Geschichten über ihre Karrieren als Tänzer, Dealer oder Prostituierte, doch entpuppt sich dies alsbald als Theater-Inszenierung. Der Regisseur (Kristóf Horváth) des Stücks will Großes leisten: ein Schauspiel über Roma präsentieren, über Kriminalität, Armut, Vorurteile, Stereotype. Aber er will dem Publikum auch einen Spiegel vorhalten. Wenn die Zuschauer Mitgefühl mit den Opfern von prekären Verhältnissen und Gewalt aufbringen, bewiesen sie sich eigentlich nur selbst, dass sie gute Menschen seien, so sein Motto.
„Three-Thousand Numbered Pieces“ von Regisseur Ádám Császi ist ein Verwirrspiel auf mehreren Ebenen. Der Film changiert zwischen Theatersaal, Realität und Fantasie, inszenierten Szenen und dem Leben hinter den Kulissen. So erheben die schauspielernden Roma Vorwürfe gegen den Regisseur. Er sei weiß, könne sich nicht in ihr Leben hineinversetzen und nutze sie für seine Kunst aus.
Auch die deutsche Kulturszene bekommt ihr Fett weg, wenn etwa Journalisten sich besonders kritisch geben oder ein selbstgefälliger Berliner Theatermanager (Wieland Speck) auftritt. Der ungarische Regisseur wiederum ist stolz auf seinen „Realismus“, der etwa umfasst, dass ein echtes Haus aus der ungarischen Roma-Siedlung nach Berlin transportiert und dafür in 3000 Einzelteile zerlegt wird. Die Frage nach Ausbeutung, kultureller Aneignung, gut Gemeintem oder woken Konzepten und Irrwegen dekliniert der Film mal unernst, dann wieder grimmiger, aber immer mit viel Witz und Tempo durch.
Der Eintritt zu der Berliner Sondervorführung ist frei. Im Anschluss an die Filmpräsentation findet eine Podiumsdiskussion mit Regisseur Ádám Császi, Bühnenstück-Autor und Darsteller Kristóf Horváth und Bernhard Drumel, Direktor von Concordia Sozialprojekte, statt. Moderiert wird sie von der Berliner Renovabis-Leiterin Renate Krekeler-Koch. Die Diskussion wird auf Englisch geführt.
Hinweis
Alle weiteren Informationen zu der Veranstaltung finden Sie hier.