Die französische Regisseurin Julia Ducournau hat sich mit ihren intimen Body-Horror-Filmen als Frontfigur eines neuen feministischen Kinos profiliert. Ihre Werke handeln von jugendlichen Fantasien, sexuellem Erwachen und Gender-Diskursen. Mit extremen Handlungen wird darin metaphorisch zum Kampf gegen hegemoniale Strukturen und überkommene Geschlechtervorstellungen geblasen. Bei aller physischer Tortur geht es aber um die Transformation zu einem neuen Menschen.
Ein junges Mädchen sitzt in der Badewanne. Sie streift sich sanft über den Arm, doch dessen Oberfläche gibt nach. Ohne viel Druck lassen sich Fetzen von der noch unversehrten Haut ablösen. Bedrohlich dunkle Musik setzt ein. In einer Aufnahme von hinten erkennt man, wie der Rücken der Heranwachsenden von einer klaffenden Wunde verunstaltet ist. Grob fährt sie mit dem Finger unter die glitschige Hautpartie. Was passiert mit dem Körper des Mädchens Justine (Garance Marillier)?
Diese Szene stammt aus dem Debütfilm „Junior“ von Julia Ducournau. In dem 22-minütigen Kurzfilm wird der Schultag eines Mädchens beleuchtet, das als „Tomboy“ gilt und sich abseits der gängigen Geschlechterrollen bewegt. Bis Justine eine physische