Der "polar" ist der "film policier" der Depression, der Einsamkeit und der damit verbundenen Gesellschaftskritik. Es ist das Filmgenre der Nacht und des Neonlichts. Alain Corneau: "Der ,polar' ist der Blues des Kinos.""Police Python 357" (1975): Eine Frau und zwei Männer. Ferrot ist ein Polizist, Ganay sein Chef. Sylvia war mal eine Hure und ist es vielleicht immer noch, nur in einem anderen Gewand und Umfeld. Sie ist die Geliebte des Chefs; sie wird seiner überdrüssig, bändelt mit dessen Untergebenen an. Sie weiß nicht, daß die beiden sich kennen und so etwas wie freundschaftliche Kontakte haben. Ganay wird sie umbringen. Am Ende werden alle gebüßt haben."Nächtliches Indien": Ein Mann auf einer Reise. Er reist durch Indien auf der Suche nach einem Unbekannten, der er wahrscheinlich selbst ist, wie es sich im Schlußdialog auf der Terrasse eines Luxushotels in Goa darstellt. Da spricht der Mann zum ersten Mal seine Muttersprache - mit einer Frau. Vorher hat er nur Fremdsprachen gesprochen."Die siebente Saite": Ein alter Mann und ein junger Mann. Saint Colombe ist ein Meister der Gambe, Marin Marais sein Schüler. Marais liebt die ältere der beiden Töchter des Meisters. Er schwängert und verläßt sie. Die Tochter krankt zum Tode, den sie sich am Ende selbst gibt. Der Meister kanalisiert sein Leiden in seine Kunst, die für einen Augenblick Tote auferstehen läßt. Der Junge ist im Bewußtsein seines Lebens rapide alt geworden.Biografisches in Stichworten: Alain Comeau wurde am 7. 8. 1943 in Meung-sur-Loire geboren. Ausbildung zum Regisseur und Cutter an der IDHEC. Arbeit als Regisseur des zweiten Aufnahmeteams für Costa-Gavras bei "Ein Mann zuviel" ("Un homme de trop", 1967); erster Assistent bei Filmen von Roger Cor-man, José Giovanni, Michel Drach und wiederum Costa-Gavras. 1973 Debüt Comeau mit "France, Société anonyme"; es folgen "Police Python 357" (1976), "Lohn der Giganten" ("La Menace", 1977), "Série Noire" (1979), "Wahl der Waffen" ("Le Choix des Armes", 1981), "Fort Saganne" (1984), "Blues Cop" ("Le Mome", 1986), "Nächtliches Indien" ("Nocturne Indien", 1988), "Die siebente Saite" ("Tous les matins du monde", 1991). Corneau ist Jazz-Fanatiker - und seine Filme haben deshalb fast immer fantastische Soundtracks -, und er liebt die Literatur der "Série Noire".Alain Comeau inszeniert "Männerfilme": seine Hauptfiguren sind Männer im Kampf mit dem Schicksal oder der Gesellschaft, was am Ende immer auf das Gleiche hinausläuft. Am Ende müssen sie verlieren, und auf dem Weg dahin müssen sie leiden. Corneaus Filme wirken wie Tragödien, doch gibt es scheinbar kein Pantheon von Göttern, die Schicksal spielen könnten. In "Police Python 357" sagt die an ihr Bett gefesselte Frau des Polizeichefs, daß Gott schweige und wisse, warum. Offensichtlich sind die Männer allein auf der Welt. Irgendjemand fehlt ihnen immer: der Polizist aus "Blues Cop" ist seinen Träumen nach Waise (vielleicht auch nur Halbwaise), ebenso der Polizist Ferrot aus "Police Python 357". Marin Marais aus "Die siebente Saite" ist selbstgewählter Waise, weil er nicht mehr den Gestank des gegerbten Leders in der Schuhmacherei seines Vaters ertragen wollte. Der Lastwagenfahrer aus "Lohn der Giganten" ist ein Entwurzelter, der in keinem Land und keiner Gesellschaft leben kann und darf.Gemein ist ihnen allen das Fehlen einer Frau, sei es als Mutter, Gattin, Geliebte oder Kind. Sind sie mit einer Frau zusammen
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