Dornröschen" ist in einen tiefen Schlaf gesunken: keiner der abendfüllenden Zeichentrickfilme Walt Disneys ist in ähnlicher Weise in Mißkredit geraten. Seit der schlechten Kritiker-Resonanz bei der Premiere des Films 1959 haben auch Disneys wohlwollendste Biografen kaum mehr als Bedauern für den letzten der großen Märchenfilme gezeigt. Bob Thomas sucht eine Erklärung in Disneys Zeitmangel angesichts der Eröffnung von Disneyland, seiner zahlreichen Fernsehshows und Realfilme, wenn er bemerkt: "Als Resultat fehlte es den Figuren an der menschlichen Tiefe, auf die Walt immer solchen Wert gelegt hatte, und es mangelte ihnen auch an seinem Humor." (1) Christopher Finch vermutet in seiner Würdigung " The Art of Walt Disney", Disneys Genie müsse derweil woanders gearbeitet haben (2). Selbst Robin Allan, der 1994 eine vorzügliche Dissertation über Disney vorlegte (3), hielt sich mit Kritik an diesem vermeintlich unterkühlten, überstilisierten Film nicht zurück. Aber auch das Disney-Studio selbst verfuhr lieblos mit seinem vernachlässigten Klassiker, der als einer der ersten Filme des Studios als Videokassette erschien, wobei das ursprüngliche Technirama-Breitformat um 40 Prozent beschnitten wurde. Nur die Erinnerung blieb an die ursprüngliche Opulenz dieses seit den 70er Jahren nicht mehr im Kino aufgerührten Films."Sleeping Beauty": Die schlafende Schönheit dieses verkannten Meisterwerks ist längst einer Neubewertung würdig. Nun ist "Domröschen und der Prinz" wieder im Kino zu sehen, in einer restaurierten Scope-Fassung, die in ihrer Farbtiefe dem ursprünglichen Technicolor sehr nahe kommt. Als Walt Disney 1950 das Projekt erstmals anging, hatte ihm gerade "Cinderella" zu einem lange erwarteten Comeback bei Publikum und Kritik sowie einem goldenen "Berlinale"-Bären verholfen. Nach einem Jahrzehnt wenig erfolgreicher Episodenfilme war dieser Märchenstoff als Rückkehr zur großen Form gewertet und mit dem unvergessenen "Schneewittchen" verglichen worden. Als nach einer immer wieder unterbrochenen Produktionszeit von neun Jahren "Dornröschen" endlich erschien, wollte der Film sich jedoch nicht mit den vorangegangen Filmen zur Trilogie runden. Betrachtet man die Filme heute, so könnten sie stilistisch unterschiedlicher nicht sein
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