Was hätte das für einen
Aufschrei gegeben, wenn die „Berlinale“ als das seinem Selbstverständnis nach politischste
aller großen Filmfestivals der #MeToo-Bewegung nicht mit einem solidarischen
„WeToo“ begegnet wäre. So bestimmten die Schlagwörter Chancengleichheit,
Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung die 68. Filmfestspiele in Berlin – von
der Filmauswahl über die Diskussionsrunden bis hin zur Preisverleihung.
Nach Aussage von
Festivaldirektor Dieter Kosslick, der sich vor ein paar Monaten selbst dem
Vorwurf anzüglicher Bemerkungen ausgesetzt sah, wurden Filme von Regisseuren,
die sich zu Vorwürfen der Belästigung bekannt hatten, rundweg abgelehnt. Wer, wie
viele oder ob Filmemacher überhaupt unter diesen Bannspruch fielen, verblieb
allerdings im Dunkel des „no comment“. Ein Film von Kim Ki-duk, „Human, Space,
Time and Human“, wurde trotzdem gezeigt, obwohl eine Schauspielerin den
Regisseur einer Ohrfeige und des Drängens zu einer nicht abgesprochenen Sexszene
im Jahr 2013 bezichtigt hatte.