Am letzten Tag drehte das Festival noch einmal richtig auf, mit dem neuen Film von Nuri Bilge Ceylan. Doch „The Wild Pear Tree“ widmet sich drei Stunden lang mehr der Sprache als den Bildern. Der französische Filmemacher Yann Gonzalez wirft einen melancholischen Blick auf die Porno-Industrie der 1970er-Jahre vor Ausbruch der Aids-Krise. Und Sergey Dvortsevoy strapaziert in „Ayka“ mit einem Film, der Putin gelegen kommen dürfte.
Kurz vor Festivalende gibt es seit einigen Jahren einen Platz, auf dem jüngere, wildere Filme laufen. Diesen Slot, auf dem schon Nicolas Winding Refns „Drive“ oder „Good Time“ von den Safdie-Brüdern zu sehen waren, füllte diesmal „Un Couteau dans le Coeur“ von Yann Gonzales aus. In der Hauptrolle überrascht Vanessa Paradis als lesbische Porno-Produzentin, die ihre schwulen Darsteller am Set herumkommandiert und durch ihren Alkoholismus die langjährige Beziehung zu ihrer Cutterin aufs Spiel setzt. Als mehrere Protagonisten auf brutale Weise durch ein phallisch eingesetztes Messer zu Tode kommen, breitet sich Angst aus. Gerade die lustvolle Entgrenzung kostet auf perfide Weise Leben, und die Polizei sieht nur zu.