Ein russisches Kamerateam fährt in Grosny ein, natürlich mit Erlaubnis der Moskauer Zentralregierung; etwas anderes wäre nicht denkbar. Der Begleitwagen der Armee, der den Konvoi in die tschetschenische Hauptstadt bringt, hat eine weiße Fahne gehißt. Aber drinnen verbirgt sich ein Scharfschütze, und die verantwortlichen militärischen Führer billigen durchaus, daß der Mann wild drauflosschießt - eine Wahnsinnsaktion wie der gesamte Krieg. "Finsternis" ("Satmenije", Regie: Galina Beldejewa) heißt der dokumentarische Report, der diese Szene enthält; ein Film aus dem "Tschetschenischen Zyklus", fürs russische Fernsehen produziert und dort auch ausgestrahlt. Schonungslose Bilder vom Leid der Zivilbevölkerung: Kinder, die zu Krüppeln geschossen wurden; Frauen, die ihre toten Männer und Söhne beweinen; Menschen, deren Habe im Meer aus Flammen unterging. Der Kommentar beharrt darauf, daß die russische Regierung für dieses Leid verantwortlich sei: Jelzin, der von ausschließlich "gezielten Aktionen" gegen Rebellen gesprochen habe, wird der Lüge oder wenigstens der sträflichen Unkenntnis über die tatsächlichen Ereignisse angeklagt. Ein mutiger Film.
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