Sebastian Seidler

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Widerstand und Kontrolle

Gesellschaftliche Macht wird in den Filmen des griechischen Regisseurs Yorgos Lanthimos regelmäßig angegriffen und oft auch überwunden. Sein neuer Film „Poor Things“ ist nur das jüngste Beispiel seiner Emanzipationsgeschichten, die umfassend das Ansinnen bekämpfen, kontrolliert und eingeschränkt zu werden. Bei aller Groteske und Tragik führen Lanthimos’ komplexe Werke vor, wie sozialer Wandel möglich wird. Ein Essay über bislang zu wenig gewürdigte Aspekte im Œuvre des Regisseurs.

Von Sebastian Seidler

Mädchen & Kindheit. Eine neue Perspektive

Im Kino waren es bislang meist Jungs, die in Filmen über die Kindheit im Fokus standen. In jüngster Zeit aber mehren sich Werke, die sich mit dem Erleben von Mädchen beschäftigen. Und zwar als eigenständige Charaktere, nicht als Projektionen kindlicher Unschuld. Das ist nicht nur ein Akt von Gendergerechtigkeit, sondern verändert den Blick der Gesellschaft auf sich selbst.

Von Sebastian Seidler

Stil ist Substanz

Mit „Copenhagen Cowboy“ ist auf Netflix seit 5. Januar ein neues Werk von Nicolas Winding Refn verfügbar, sein zweites Serienprojekt nach „Too Old To Die Young“. Der dänische Filmemacher gilt manchen als Egozentriker, der nicht mehr könne, als neonfarbene Albträume aus Sex und Gewalt zu drehen. Doch in Refns Stilwillen steckt weit mehr als reine „Neon Noir“-Oberflächlichkeit, nämlich eine besondere Form filmischer Poetik, die über ihre Form stets auch über ihre Codierung nachdenkt. Eine Würdigung.

Von Sebastian Seidler

Die letzten Sehnen der Menschlichkeit

Mit der Romanverfilmung „Bones and All“ schickt der italienische Regisseur Luca Guadagnino ein kannibalistisches Liebespaar über die Highways der USA. Dennoch handelt es sich bei diesem Coming-of-Age-Road-Movie nicht um einen reinen Horrorfilm. Wenn man sich auf die drastische Allegorie einlässt, dann ist der Film eine berührend-schöne Reflexion über das Menschsein. Gedanken über die philosophische Tiefe des Kannibalismus.

Von Sebastian Seidler

Existenzielles Origami - Bruno Dumont

Am 9. Juni startet mit „France“ ein neuer Film des französischen Filmemachers Bruno Dumont. Die Mediensatire mit Léa Seydoux als Fernsehmoderatorin, deren Berichterstattung darauf hinausläuft, sich selbst in Szene zu setzen und Erwartungen des Publikums zu bedienen, lenkt den Blick auf einen zentralen Aspekt in Dumonts Schaffen: auf die Wechselwirkung von Performance und Wirklichkeit, äußerer Zur-Schau-Stellung und innerem Sein.

Von Sebastian Seidler

Sensible Filmkörper - Gaspar Noé

Er gilt als einer der großen Provokateure des europäischen Autorenfilms. Dabei hat das Kino des Regisseurs Gaspar Noé viel mehr zu bieten, als der undifferenzierte Fokus auf den Skandalwert seiner Filme suggeriert. Der Filmemacher ist ein begnadeter Formalist, der sich jedem seiner Themen mit großer ästhetischer Sensibilität nähert. Mit Blick auf „Vortex“ (ab 28. April im Kino), in dem es um Demenz, das Alter und den Tod geht, ergibt sich eine andere Perspektive auf sein Schaffen.

Von Sebastian Seidler

Formen des Vergessens: Demenz im Kino der Gegenwart

Die Menschen in den Industrieländern werden immer älter. Mit dem durchschnittlichen Lebensalter steigt auch die Zahl der Demenzkranken, was sich ebenso im Kino spiegelt. In den letzten Jahren erschienen vermehrt Filme zum Thema, etwa „The Father“ und „Supernova“; bald kommt mit „Vortex“ von Gaspar Noé ein weiterer hinzu. Sie alle ringen mit dem Problem der Darstellbarkeit: Wie lässt sich die Auslöschung von Erinnerungen in Bilder und Erzählungen fassen?

Von Sebastian Seidler