Cheyenne

wernstein@web.de | 19.04.2024

Gut gemeintes Spätwerk (1964) des berühmten Regisseurs, den berechtigterweise mit zunehmendem Alter das schlechte Gewissen bezüglich rassistischer Inszenierungsweisen der indigenen Ureinwohner Nordamerikas in seinen eigenen Westernklassikern eingeholt hat. Leider ist ein nur in geringem Maße überzeugendes, langatmiges episodisches Konglomerat aus (mehr oder weniger) historischen Begebenheiten entstanden, das den Leidensweg der Cheyenne-Indianer skizzieren soll, aber am Ende eher etwas mit pädagogisch-didaktischen Unterweisungen als mit Filmkunst zu tun hat. Zwar war es durchaus löblich, dass Ford in seinem Western die Perspektive der Erniedrigten und Unterdrückten einnimmt, aber es gibt trotzdem zu viele Handlungselemente, die den heldenhaften und tapferen Einsatz weißer Aktivistinnen und Aktivisten überhöht in den Mittelpunkt stellen, insbesondere durch die von Richard Widmark und Carroll Baker verkörperten Filmfiguren. Auch die affirmativ-staatstragende Charakterisierung des amerikanischen Außenministers Carl Schurz in der beinahe weihevollen Darstellung Edward G. Robinsons unterstreicht die mitunter selbstgefällige und herablassende Attitüde des Films in einer unangenehmen Weise und lässt die Indianer als hilfsbedürftige und willfährige Kreaturen erscheinen, die der ordnenden Kraft weißer Entscheidungsträger bedürfen. Die Geduld des Zuschauers mit der Überlänge des Films wird für den Betrachter zudem insbesondere durch die thematisch und dramaturgisch überflüssige Dodge-City-Episode mit James Stewart als Wyatt Earp auf eine harte Probe gestellt und verkommt zum schlecht erzählten Altherrenwitz. Einzig die großartige Bildgestaltung durch den Kameramann William H. Clothier bleibt in guter Erinnerung.