Die Erde bebt

Drama | Italien 1948 | 153 (92 Video) Minuten

Regie: Luchino Visconti

Ein Fischer, der sich nicht mehr länger von den Großhändlern ausbeuten lassen will, versucht, sich selbständig zu machen. Nachdem sein Boot bei einem Sturm zerstört wurde, kommt er in große finanzielle Schwierigkeiten: der Kampf des einzelnen erweist sich als sinnloses Unternehmen, der Fischer reißt sich und seine ganze Familie ins Unheil. Viscontis Meisterwerk ist ein sozial engagiertes und menschlich packendes Hauptwerk des Neorealismus. Dabei entsteht nie der Eindruck, die brillante ästhetische Geschlossenheit des Films solle die Armut glorifizieren. Gestaltet als erste Episode ("Episodio del Mare") eines als Trilogie geplanten Werkes, folgt das Drehbuch in groben Umrissen dem Romanfragment "Sizilianische Fischer" von Giovanni Verga (1840-1922). 1996 zeigte "arte" die deutsch untertitelte Originalfassung, die die Besonderheiten des Films weitaus deutlicher vermittelt: zum ersten Mal im italienischen Kino läßt ein Spielfilm die Sprache seiner Personen unmittelbar, ungekünstelt und ungefiltert wahrnehmen - eine dokumentarische Authentizität ohnegleichen. Diese Fassung kam 1996 auch in die Kinos. - Sehenswert ab 12.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
LA TERRA TREMA
Produktionsland
Italien
Produktionsjahr
1948
Produktionsfirma
Universalia
Regie
Luchino Visconti
Buch
Luchino Visconti · Antonio Pietrangeli
Kamera
G.R. Aldo
Musik
Luchino Visconti · Willy Ferrero
Schnitt
Mario Serandrei
Länge
153 (92 Video) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Drama | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Die Großhändler diktieren die Preise, die in Armut lebenden jungen Fischer des Dorfes Aci Trezza rebellieren erfolglos. Um fortan auf eigene Rechnung zu arbeiten, nimmt Ntoni Valastro eine Hypothek auf das Haus der Familie auf. Als sein Fischerboot jedoch durch einen Sturm ruiniert wird, stehen die Valastros vor dem Nichts. Die Bank pfändet das Haus, Ntonis Bruder folgt dem Ruf eines zwielichtigen Werbers und verlässt heimlich das Dorf. Ntoni, den schadenfrohen Bewohnern ausgeliefert, muss sich wieder bei den Großhändlern verdingen. Luchino Viscontis quasi-dokumentarischer Blick in die Lebenswelt der einfachen Leute ist zugleich Zeugnis seiner Ansicht, dass kein Mensch eine soziale Veränderung herbeiführen kann, wenn die kollektiven Voraussetzungen dafür fehlen. Heute arm, morgen reich (und umgekehrt): Diese schon früh im Film geäußerte Möglichkeit erleben die Valastros am eigenen Leibe. Kurzzeitig floriert das Geschäft, doch ohne Boot, die für den Fischer wichtigste Existenzgrundlage, geht es ihnen noch schlechter als früher. Viscontis karger Stil korrespondiert mit den einfachen Lebensformen. Die poetischen Bilder verfremden die Wirklichkeit nicht, sie erhalten vielmehr in der brillanten ästhetischen Geschlossenheit ihren exemplarischen Sinn. Visconti verrät die Armut nicht an einen Ästhetizismus, entlockt ihr aber ein schmerzliche Schönheit, die in weiblichen Antlitzen fast schon profane Heiligengesichter erblickt. Wer den Film einmal gesehen hat, wird wohl kaum die ikonografische Wucht jener Momente vergessen, in denen die dunkel gekleideten Frauen wie Schicksalsgöttinnen auf das stürmische Meer schauen, weil sie um das Leben der Männer fürchten. - Sehenswert ab 12.
Kommentar verfassen

Kommentieren