Belle de Jour - Schöne des Tages

Literaturverfilmung | Frankreich/Italien 1966/67 | 100 Minuten

Regie: Luis Buñuel

Séverine, eine scheinbar glücklich verheiratete, aber unter erotischen und masochistischen Zwangsvorstellungen leidende Frau aus großbürgerlichem Milieu, verdingt sich stundenweise in einem Edelbordell. Ein an ihr heftig interessierter Gangster folgt ihr nach Hause, schießt eifersüchtig auf ihren Ehemann, der, dadurch erblindet und gelähmt, von Séverine liebevoll gepflegt wird. Hochartifizielles Gebilde von übergangslos vermischten Elementen aus Realität und Vorstellung, dessen traumatische Dimension mit surrealen Bildmomenten verstärkt wird. Ein weiterer Versuch Buñuels über den pathologischen Befund von bürgerlicher Gesellschaft, Liebe und Ehe.

Filmdaten

Originaltitel
BELLE DE JOUR
Produktionsland
Frankreich/Italien
Produktionsjahr
1966/67
Produktionsfirma
Paris/Five
Regie
Luis Buñuel
Buch
Luis Buñuel · Jean-Claude Carrière
Kamera
Sacha Vierny
Schnitt
Louisette Hautecoeur
Darsteller
Catherine Deneuve (Séverine) · Jean Sorel (Pierre) · Michel Piccoli (Husson) · Pierre Clémenti (Marcel) · Geneviève Page (Madame Anais)
Länge
100 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f (früher: ab 18; f)
Genre
Literaturverfilmung
Externe Links
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Heimkino

Die Standardausgabe (DVD) enthält keine erwähnenswerten Extras. Die DVD Ausgaben ab 2009 enthalten u.a. einen dt. untertitelbaren Audiokommentar des Filmwissenschaftlers Peter W. Evans sowie das Feature "Geschichte des Films" (30 Min.). Die schön aufgemachte BD (Studio Canal Collection) enthält zudem das Feature "Wege zur Perversion oder zur Befreiung?" - Interview mit dem Sextherapeuten Sylvain Mimoun (28 Min.), die mustergültige Dokumentation "Das letzte Drehbuch - Erinnerungen an Luis Buñuel" (93 Min.) sowie ein 20-seitiges Booklet mit einem Text des Filmkritikers Derek Malcolm. Die Edition ist mit dem Silberling 2009 ausgezeichnet. Die schlichtere BD-Neuauflage (StudioCanal) von 2014 enthält - bis auf das Booklet - die selben Extras. Die "50th Anniversary Edition" enthält die brillante 4K-Restaurierung des Films sowie die besagten Extras inklusive des Booklets. Zudem enthalten sind noch ein Interview mit Jean-Claude Carrière (15 Min.) und die "Masterclass über Luis Buñuel mit Diego Buñuel und Jean-Claude Carrière" (58 Min.). Diese bislang überzeugendste Edition (DVD und BD) ist mit dem Silberling 2017 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Kinowelt & StudioCanal & Zweitausendeins (16:9, 1.66:1, Mono frz./dt.)
Verleih Blu-ray
Kinowelt & StudioCanal (16:9, 1.66:1, dts-HDMA Mono frz./dt.)
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Unter allen filmischen Variationen des Spaniers Luis Buñuel zu seinen Lieblingsmotiven Obsessionen, Fetische und Träumen gehört „Belle de Jour“ zu den formvollendetsten. Ausgehend von einem Roman von Joseph Kessel über das Absinken einer Frau aus dem Bürgertum zur Prostituierten und ihre schlussendliche Rettung, macht sich Buñuel den Stoff auf seine spezifische Art zu eigen, wobei insbesondere der moralinsaure Ton der Vorlage über Bord geht. Durchaus lustvoll stellt er die erotischen und masochistischen Zwangsvorstellungen von Séverine (Catherine Deneuve) dar, die ihre großbürgerliche Ehe mit Pierre (Jean Sorel) nicht genießen kann. Über eine mitgehörte Bemerkung von Pierres zynischem Bekannten Husson (Michel Piccoli) gelangt sie in ein Edelbordell und beginnt, stundenweise dort zu arbeiten. Das Ausleben ihrer Neigungen zieht jedoch Gefahren nach sich, da nicht alle Kunden des Bordells den Kontakt auf dessen Räume beschränken wollen und Séverine in ihrer bürgerlichen Zufluchtswelt nachstellen. Buñuel reizt die Gelegenheit nicht voyeuristisch aus und konzentriert sich auf einen weiteren pathologischen Befund von bürgerlicher Gesellschaft, Liebe und Ehe. Höchste Meisterschaft erreicht sein Film dabei in der Verschränkung von Realität und Traum, die der Surrealist Buñuel höchst kunstvoll aufeinanderfolgen lässt und immer undurchschaubarer macht, wie das Gesehene zu bewerten ist.

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