Harlem Action - Eine schwarze Komödie

Action | USA/Großbritannien 1990 | 107 Minuten

Regie: Bill Duke

Ein Goldschatz ist im Harlem des Jahres 1956 der Auslöser für vielfältige kriminelle Energien, die sich in Gewalttaten und Blutbädern entladen. Mitten im Geschehen ein tumber Tor, der an die Macht der Liebe glaubt und Recht behält. Von guten schwarzen Darstellern getragene Verfilmung eines Romans von Chester Himes, die in einer Mischung aus Action, schwarzem Humor und skurrilen Einfällen die Atmosphäre der Vorlage ziemlich genau erfaßt. Weitgehend spannende Unterhaltung.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
A RAGE IN HARLEM
Produktionsland
USA/Großbritannien
Produktionsjahr
1990
Produktionsfirma
Miramax Films/Palace Pictures
Regie
Bill Duke
Buch
John Toles-Bey · Bobby Crawford
Kamera
Toyomichi Kurita
Musik
Elmer Bernstein
Schnitt
Curtiss Clayton
Darsteller
Forest Whitaker (Jackson) · Gregory Hines (Goldy) · Robin Givens (Imabelle) · Danny Glover (Easy Money) · Badja Djola (Slim)
Länge
107 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Genre
Action | Komödie | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Wer nicht über einschlägige Nachschlagewerke in Sachen Kriminalliteratur verfügt, wird auch heute noch in gängigen Literaturlexika Schwierigkeiten haben, den Namen Chester Himes zu finden. Dabei ist der 1909 geborene schwarze Autor nicht nur einer der anerkanntesten und wichtigsten Vertreter seines Genres, sondern seine Kriminalromane weisen durch ihre vielfältigen gesellschaftlichen Bezüge weit über das enggeknüpfte Netz ihres eigentlichen Sujets hinaus. Mit seinen in Harlem spielenden Romanen beschreibt Himes die Welt der schwarzen Amerikaner, die kleinen Leute und die kleinen Fische, die Geschäftemacher und Drahtzieher im Hintergrund, die Glücksritter und Verbrecher. Er malt keine heile schwarze Welt, sondern spürt der Wirklichkeit mit all ihren Widersprüchen nach, stellt ein heilloses Chaos dar und die Suche nach einem ruhenden Pol. Seine Sprache ist hart, stakkatoartig, die Handlung seiner Romane entwickelt sich vom meist einfachen Ausgangsplot zu einem unüberschaubaren Geflecht an Interessensverquickungen; Gewalt scheint die einzige Lösung in einer Welt zu sein, die von Gewalt beherrscht wird. Und ganz nebenbei ist Himes einer der ersten, die schwarzes (Selbst)-Bewußtsein beschreiben.

Mit diesem Informationshintergrund wirkt Bill Dukes Film "Harlem Action" anders, als er auf einen uninformierten Kinogänger wirken muß. Die Geschichte vom Goldraub in Mississippi und vom Alleingang der schönen Imabelle, die jenes Gold in Harlem zu Geld machen will, ist in der Tat nicht mehr als ein klassischer Plot, doch wie er sich entwickelt, das hat schon seine Qualitäten. Zunächst ist Imabelle bereit, den schüchternen Leichenbestatter Jackson für ihre Zwecke auszunutzen und wohl auch zu opfern, doch dann verliebt sie sich in dieses Unschuldslamm, und plötzlich hagelt es Schwierigkeiten von allen Seiten. Slim, Imabelles totgeglaubter Geliebter, und seine Bande tauchen auf und nehmen sich mit sehr ruppigen Methoden der Frau und des Goldes an. "Easy Money", einer der Bosse in Harlem, will ins Goldgeschäft kommen; und da ist auch noch der geschäftstüchtige Goldy, Jacksons Halbbruder, der die Chance seines Lebens wittert. Drei Parteien streiten sich also um den Schatz, und Jackson, der nur an seiner Imabelle interessiert ist, mischt heftig, aber ziemlich kopflos mit, um sein Ziel zu erreichen. Am Ende finden Coffin Ed und Grave Digger Jones, die beiden grimmigen Revierpolizisten, nicht nur einen Scherbenhaufen, sondern auch einen Leichenberg, den die Ganoven produzierten, und Harlem kann bis zum nächsten Gewaltausbruch wieder zur Tagesordnung übergehen. Nur Jacksons Leben ändert sich wirklich: er sitzt im Zug nach Süden und versucht, seine vage Chance mit Imabelle zu nutzen.

Ein wenig schade ist es schon, daß ausgerechnet Coffin Ed und Grave Digger Jones, die Helden der Himes-Romane, nur als Nebenfiguren auftauchen, doch auch ihre Kurzauftritte belegen, wie werkgetreu "Harlem Action" die Romanvorlage umsetzt. Sie haben es längst aufgegeben, nachhaltig Ordnung in das Chaos bringen zu wollen. Schadensbegrenzung heißt ihre Devise und wenn sich dabei die Gangster gegenseitig umlegen, so soll ihnen das nur recht sein. Türen werden gleich reihenweise eingetreten, und daß man zuerst schießt und dann die Kontrahenten über ihre Rechte informiert, liegt in der Natur der Sache. Duke zeichnet ein grelles Bild von Hartem, doch er verzeichnet nicht. Gemessen an heutigen Verhältnissen - sein Film spielt 1956 - stellt er vielmehr eine relativ heile Welt vor, in der Gut und Böse klar geschieden sind, in der der Kampf um ein persönliches Ziel durchaus noch nicht aussichtslos ist und das Drogenproblem eher zu den Ausnahmedelikten gehört. Sein Film ist gewiß nicht rundum gelungen - für eine Action-Komödie ist die Handlung doch etwas zu blutig, und für einen reinen Actionfilm fehlt es ein wenig an Rasanz -, doch was die Mischung von Fatalismus, schwarzem Humor und skurrilen Einfällen angeht, trifft er die Atmosphäre der Vorlage ziemlich genau. Hinzu kommt, daß der Film von den führenden Vertretern einer schwarzen Schauspieler-Garde getragen wird, die durchaus selbstbewußt genug sind, sich selbst und die schwarzen Brüder ein wenig auf die Schippe zu nehmen. Weitgehend gelungene Unterhaltung also, die ganz im gegenwärtigen Trend liegt, sich als Verfilmung einer bizarren Literatur jedoch sehen lassen kann.
Kommentar verfassen

Kommentieren