Varieté (1925)

Krimi | Deutschland 1925 | 95 unzensierte USA-Fassung: 83 Minuten

Regie: E.A. Dupont

Ein heruntergekommener Artist und Schaubudenbesitzer verläßt wegen einer exotischen Schönheit seine Frau und wird zum Mörder, als er sich selbst betrogen sieht. Optisch virtuos gestaltetes, in Rückblenden erzähltes Stummfilm-Kammerspiel im Stil des "neuen, objektiven und neutralen Realismus". Der Film wurde in den USA umgeschnitten und in seiner Intention verfälscht, zum Teil auch zensiert. Im Jahr 2014 wurde eine restaurierte, der ursprünglichen deutschen Fassung angenäherte Version mit einer kontrovers aufgenommenen neuen Musik (The Tiger Lillies) erstellt. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1925
Produktionsfirma
Universum-Film
Regie
E.A. Dupont
Buch
Leo Birinski · E.A. Dupont
Kamera
Karl Freund
Musik
Archivmaterial · Werner Schmidt-Boelcke · The Tiger Lillies
Darsteller
Emil Jannings ("Boß" Huller) · Maly Delschaft (Hullers Frau) · Lya de Putti (Berta-Marie) · Warwick Ward (Artinelli) · Georg John (Matrose)
Länge
95 unzensierte USA-Fassung: 83 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Krimi | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Die Extras umfassen u.a. die für den US-amerikanischen Markt erstellte Fassung des Films sowie ein 32-seitiges informatives Booklet.

Verleih DVD
NFP/Edel (FF, DD5.1)
Verleih Blu-ray
NFP/Edel (FF, dts-HDMA)
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Ein Stummfilm-Melodram um einen heruntergekommenen Artisten und Schaubudenbesitzer, der wegen einer exotischen Schönheit seine Frau verlässt und zum Mörder wird, als er sich selbst betrogen sieht.

Diskussion
Ein unglücklicher Ehemann, eine schöne Unbekannte, ein Nebenbuhler: Daraus resultiert ein Eifersuchtsdrama einschließlich Mord sowie das übergeordnete Sujet der Zirkuswelt – und fertig ist ein so genannter Kolportagefilm. Die seriöse Kritik gebrauchte im Jahr 1925 diesen Begriff eher abschätzig, das Publikum indes verzehrte sich nach solch leicht anrüchigen, melodramatisch überhöhten Stoffen. „Varieté“ von E.A. Dupont ist einer der bedeutendsten Filme dieser Art. Das liegt weniger an der Geschichte als an seiner formalen Gestaltung, etwa an der Rückblenden-Dramaturgie, in der das Melodram des reuigen Mörders erzählt wird. Oder an der Art, wie die im Fluss befindliche Kamera das Spiel der Artisten unter der Zirkuskuppel entfesselt. Vieles wird gar nicht gezeigt, sondern nur angedeutet, in Licht und Schatten imaginiert. Duponts „Anregungsfilm“ (ein Begriff aus der zeitgenössischen Kritik) wurde im Lauf der Jahre übel mitgespielt. In den USA wurde der Film zensiert und umgeschnitten, in Deutschland gab man das Masternegativ gleich ganz aus der Hand. Es grenzt an ein Wunder, dass es überhaupt zu einer restaurierten Fassung kommen konnte. Die Murnau-Stiftung hat diese erstellt und überdies eine neue Musik in Auftrag gegeben. Beides adelt die brillant produzierte und edierte DVD- & Blu-ray-Ausgabe. Die neue Filmmusik von der britischen Cabaret-Formation „The Tiger Lillies“ hat einen zirkushaften, modernistischen Klingklang erdacht, was für den Film durchaus angemessen ist. Problematisch ist allerdings der Gesang des Frontmanns Martyn Jacques, der nicht nur die Handlung kommentiert, sondern in den Rezitativen fast ausnahmslos den Titel des Films deklamiert. Das ist ebenso enervierend wie einfallslos - und konterkariert zudem die Zwischentitel. Eine „traditionellere“, von Peer Kleinschmidt an der Welte-Orgel eingespielte Stummfilm-Begleitung ist auf der Edition ebenfalls verfügbar, allerdings „nur“ bei der US-amerikanischen Fassung. Schade, dass man sie nicht zum „Hauptfilm“ „dazuschalten“ kann.
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