Die Heilsjäger

Drama | USA/Österreich 1925 | 72 (TV 62) Minuten

Regie: Josef von Sternberg

Drei Heimatlose, ein junger Mann, seine Geliebte und ein Kind, leben auf einem Baggerschiff, dessen Besitzer der jungen Frau nachstellt. Alle drei versuchen, sich den Angriffen der Umwelt zu entziehen, und flüchten in die Stadt, wo das Paar an einen brutalen Zuhälter gerät. Am Ende findet es zu sich selbst, indem es seine Lethargie überwindet und aus den bedrückenden Verhältnissen ausbricht. Stummfilm-Tragödie, entstanden zwischen den Lehmhütten von San Pedro in Kalifornien. Ein beeindruckendes Sozialdrama mit intensiven Bildern von Armut und Elend, von Menschen am Abgrund, unbemerkt aufgenommenen Statisten und brillant in Szene gesetzten Schauspielern, die in der atemberaubenden Montage zum Tableau einer Gesellschaft verschmelzen. Neben "Anatahan" (1953) das einzige Werk, das Joef von Sternberg in völliger künstlerischer Freiheit realisieren konnte. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE SALVATION HUNTERS
Produktionsland
USA/Österreich
Produktionsjahr
1925
Produktionsfirma
Von Sternberg Prod./Academy Photoplays
Regie
Josef von Sternberg
Buch
Josef von Sternberg
Kamera
Edward Gheller
Musik
Walter Adler · Brad Mehldau
Schnitt
Josef von Sternberg
Darsteller
George K. Arthur (der junge Mann) · Georgia Hale (das junge Mädchen) · Bruce Guerin (das Kind) · Stuart Holmes (Gentleman) · Otto Mattiesen (ein Mann)
Länge
72 (TV 62) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama | Stummfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Die Extras der filmhistorisch interessanten Edition umfassen u.a. das Fragment zu "The Case of Lena Smith" (USA 1929, Regie: Josef von Sternberg, 4 Min.), das Videoessay "Josef von Sternberg, Salvation Hunter" (USA 2016, Produktion, Drehbuch und Regie: Janet Bergström, 32 Min.) sowie ein 20-seitiges Booklet mit einem Essay von Janet Bergstrom. Die Edition ist mit dem Silberling 2017 ausgezeichnet.

Verleih DVD
edition Filmmuseum (FF, DD2.0)
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„Here – Your Dreams Come True“ prankt in großen weißen Lettern auf einem Aufsteller an einem erschlossenen Grundstück in der (noch) unberührten Natur vor den Toren von Los Angeles. Hier endet Josef von Sternbergs erster Film „The Salvation Hunters“ – „Die Heilsjäger“ hatte man ihn bei seiner TV-Premiere 1975 im WDR etwas steif übersetzt. Steif ist der Film indes höchstens in den letzten wenigen Minuten vor Ende, in denen noch weitere Schrifttafeln Erbauliches zur Zukunft der drei Protagonisten proklamieren.

Diskussion
„Here – Your Dreams Come True“ prankt in großen weißen Lettern auf einem Aufsteller an einem erschlossenen Grundstück in der (noch) unberührten Natur vor den Toren von Los Angeles. Hier endet Josef von Sternbergs erster Film „The Salvation Hunters“ – „Die Heilsjäger“ hatte man ihn bei seiner TV-Premiere 1975 im WDR etwas steif übersetzt. Steif ist der Film indes höchstens in den letzten wenigen Minuten vor Ende, in denen noch weitere Schrifttafeln Erbauliches zur Zukunft der drei Protagonisten proklamieren. Die Geschichte selbst ist eine zutiefst tragische, die zur Entstehungszeit 1925 nicht wenigen Gestrandeten hätte so passieren können. „Strandgut, Treibgut & Co“: Ein bezeichnender Zwischentitel nimmt Bezug auf die Situation der „Helden“ der Geschichte: ein Arbeiter ohne Arbeit, eine Frau ohne Perspektive und ein Kind ohne Familie. Sie finden sich am Hafen, wo die „Kinder des Schlamms“ leben: Schlamm, den ein riesiger Bagger wie Sisyphos aus der Fahrrinne schaufelt, während sie teilnahmslos das eindrucksvolle Schauspiel verfolgen. Es muss sich etwas ändern! Die Geschundenen dürfen sich nicht ihrem Schicksal ergeben. Die Stadt verspricht vielleicht Arbeit? Menschenwürde? Rettung? Die drei bilden eine Zweckgemeinschaft und jagen ihrem Glück nach, das sich zumindest in Form eines zunächst „kostenlosen“ Zimmers manifestieren könnte. Doch der Vermieter plant das Scheitern des Mannes auf der Suche nach Arbeit schon ein. Dann müsste die Frau einspringen – und sich prostituieren. Sternbergs Tragödie ist ein Sozialdrama par excellence. Nicht, weil sich alle dramaturgischen Klischees von Gut und Böse, Arm und Reich, Sympathisch und Unsympathisch wie selbstverständlich auf Pro- und Antagonisten verteilen. Es sind die (authentischen) Bilder, die er von Armut und Elend findet, die einerseits deprimierend, dann aber auch ungemein ausdrucksstark und faszinierend scheinen. Bilder von Menschen am Abgrund, Bilder von Maschinenmonstern und Menschenmonstern, Bilder von unbemerkt aufgenommenen Statisten und brillant in Szene gesetzten Schauspielern. Sie alle verschmelzen in der atemberaubenden Montage, in Licht und Schatten zu einem Tableau einer Gesellschaft ohne Hoffnung – aber mit Happy End! Von Sternberg realisierte sein Debüt mit wenig Geld, erntete dafür Lorbeeren, aber keinen finanziellen Erfolg. Nun ist „The Salvation Hunters“ restauriert und mit einer wunderbar stimmigen melancholischen Jazzmusik für Klavier und Flügelhorn (Siegfried Friedrich) auf DVD erschienen. Zusammen mit der eigens für die edition Filmmuseum erstellten perfekten Dokumentation zum Film und dem gerade vierminütig erhaltenen Fragment von „The Case of Lena Smith“ ein Highlight, das in jede Filmsammlung gehört.
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