Weekend of a Champion

Dokumentarfilm | Großbritannien 1971 | 93 (alte Kinofassung 75) Minuten

Regie: Frank Simon

Im Jahr 1971 begleitete Roman Polanski den Rennfahrer Jackie Stewart während der Vorbereitungen zum Formel-1-Rennen in Monaco und zeichnete den Verlauf des Wettkampfs filmisch nach. In langen Einstellungen reiht er Impressionen eines langen Wochenendes chronologisch aneinander. Der restaurierte, ergänzte und von Polanski neu geschnittene Film ist ein spannendes Zeitdokument, das zugleich auch von einer "zeitgeistigen" Sorglosigkeit erzählt, die rückblickend mitunter schlicht sprachlos macht. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
WEEKEND OF A CHAMPION
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
1971
Produktionsfirma
Caliban
Regie
Frank Simon · Roman Polanski
Buch
Frank Simon · Roman Polanski
Kamera
William Brayne
Schnitt
Derek York
Darsteller
Jackie Stewart · Helen Stewart · Roman Polanski
Länge
93 (alte Kinofassung 75) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm | Sportfilm
Externe Links
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Heimkino

Der Film wurde restauriert und um etwa 40 Minuten erweitert. Die DVD bietet eine deutsche Voice-Over-Fassung sowie die Originafassung mit deutschen Untertiteln.

Verleih DVD
Arsenal
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Vor einigen Jahren erhielt Roman Polanski einen Anruf aus dem Londoner Technicolor-Labor. Dort löste man gerade das Firmenarchiv auf und war auf das Originalnegativ eines alten Dokumentarfilms des polnischen Filmemachers gestoßen. Man fragte Polanski, ob er für das aufgetauchte Material noch Verwendung habe. Hätte seine Antwort »Nein« gelautet, wäre das Negativ von »Weekend of a Champion« wohl schlicht entsorgt worden.

Diskussion
Vor einigen Jahren erhielt Roman Polanski einen Anruf aus dem Londoner Technicolor-Labor. Dort löste man gerade das Firmenarchiv auf und war auf das Originalnegativ eines alten Dokumentarfilms des polnischen Filmemachers gestoßen. Man fragte Polanski, ob er für das aufgetauchte Material noch Verwendung habe. Hätte seine Antwort »Nein« gelautet, wäre das Negativ von »Weekend of a Champion« wohl schlicht entsorgt worden. Der Motorsport-Fan Polanski hatte 1971 den schottischen Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart zum Großen Preis von Monaco begleitet. Während er vor der Kamera mit dem befreundeten Rennfahrer plauderte, überließ er die offizielle Regie dem vergleichsweise unbekannten Frank Simon. Das Ergebnis war eine filmische Momentaufnahme aus dem wilden Rennzirkus, die 1972 bei der »Berlinale« uraufgeführt wurde, kurzzeitig als »Weekend eines Champions« in einer 75-minütigen Fassung ins deutsche Kino kam – und dann in Vergessenheit geriet. Nun hat Polanski das faszinierende Zeitdokument selbst restauriert, ergänzt und neu geschnitten. Die geringe Montagefrequenz sowie die schlichte Gliederung der Impressionen vom Rennwochenende muten angenehm altmodisch an: In langen Einstellungen sieht man Stewart vor Trainingsbeginn, wie er mit Polanski die Strecke abfährt, mit Fans spricht, mit Mechanikern und Kollegen fachsimpelt. Wenn bei einem Festbankett neben Grace Kelly auch Ringo Starr und Joan Collins im Bild auftauchen, dann ruft das lange vergangenen Glamour in Erinnerung. Die Ausschnitte des Rennens schließlich machen schier sprachlos: Fotografen und andere Personen standen damals noch ebenso ungeschützt wie ungehindert an der Fahrbahn herum. Vor dem Hintergrund eines solch abenteuerlichen Leichtsinns, der heute unvorstellbar scheint, wirkt Stewart stets hochprofessionell und konzentriert. Und er wirkt angenehm unkokett, selbst wenn er beim Frühstück auf dem Hotelzimmer Polanski in Unterhosen gegenübersitzt. Indem er eine kleine Butterpackung über eine von Kaffeeflecken gezeichnete Tischdecke gleiten lässt, erklärt er dem Filmemacher, wie man in der Formel 1 am besten die Kurven nimmt. Als Zuschauer ist man froh, nachträglich dabei sein zu dürfen, selbst wenn man Autorennen eigentlich langweilig findet. Vier Jahrzehnte später plaudern die beiden im gut zehnminütigen Epilog noch einmal im selben Hotelzimmer. Der Anblick der deutlich gealterten Männer, von denen der eine inzwischen so berüchtigt wie berühmt ist, stimmt einen gleich noch nostalgischer.
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