Ein Papst zum Küssen

Komödie | USA 1990 | 97 Minuten

Regie: Peter Richardson

Ein ebenso schwergewichtiger wie naiver Ordenspriester wird zum neuen Papst gekrönt und räumt wider Erwarten handfest mit den kriminellen Praktiken einiger Kardinäle auf, die den Vatikan in ein Imperium der Mafia verwandelt haben. Temporeiche Komödie, deren respektlos-frecher Witz weniger die Kirche attackiert als irdische Würdenträger, die ihr Amt mißbrauchen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE POPE MUST DIE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1990
Produktionsfirma
Palace Pictures
Regie
Peter Richardson
Buch
Peter Richardson · Pete Richens
Kamera
Frank Gell
Musik
Anne Dudley · Jeff Beck
Schnitt
Katherine Wenning
Darsteller
Robbie Coltrane (Albinizi) · Beverly D'Angelo (Veronica Dante) · Herbert Lom (Corelli) · Alex Rocco (Kardinal Rocco) · Paul Bartel (Monsignor Vitchie)
Länge
97 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
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Diskussion
Was darf Satire, hat Kurt Tucholsky gefragt und geantwortet: Alles. Keine Frage, auch der Vatikan und der Papst müssen Gegenstand eher Satire sein dürfen. Schließlich geht es auch innerhalb der Kirche und ihrer Verwaltung häufig genug höchst irdisch zu. Spätestens seit der Calvi-Affäre ist bekannt, daß selbst im Vatikan und bei der vatikanischen Bank so irdische Verfehlungen vorkommen wie Korruption und Betrug. Thematisiert wurde diese Affäre bereits in "Der Pate III" (fd 28 794). Nun hat Peter Richardson, ein Spezialist für krassen und garstigen Ulk ("Eat the Rich", fd 26 842), den Vatikan respektlos-überspitzt aufs Korn genommen.

Für Richardson hat buchstäblich der Teufel Einzug ins katholische Heiligtum gehalten, das Zentrum der katholischen Kirche in ein Imperium der Mafia verwandelt mit Rauschgifthandel, Waffenschiebereien und der hauseigenen Bank als Geldwaschanlage. Selbst die anstehende Papstwahl ist manipuliert; das Konsistorium der Kardinäle, eher einer mafiotischen Vereinigung gleichend, hat sich mit dem Gangster Corelli als Drahtzieher im Hintergrund auf Monsignore Albini verständigt, der zur "Familie" gehört. Aber der schwerhörige Protokollant füllt die Ernennungsurkunde auf den Namen Albinizi auf, und der ist ein ebenso schwergewichtiger wie naiver Ordenspriester in der tiefsten ländlichen Provinz, der mit Rock und Pop zur Gitarre armen Waisenkindern das Heimleben erträglich macht. Seine Wahl zum Papst hält er - völlig zu Recht - für einen Irrtum, aber in den Vatikan geholt, muß er sich davon überzeugen lassen, daß er tatsächlich der neue Papst und alles zur Krönung vorbereitet ist. Womit die Gangster um ihn herum nicht gerechnet haben, ist Albinizis Gerechtigkeitssinn: der Mann nimmt sein Amt ernst, will immerfort Gutes tun und räumt recht handfest mit den kriminellen Praktiken im Vatikan auf. Was ihn in arge Schwierigkeiten bringt ist, daß Corelli vor nichts zurückschreckt. Damit nicht genug, taucht auch noch des Papstes Jugendfreundin auf, die ihm zu seinem Erschrecken mitteilt, er sei der Vater ihres Sohnes. Der wiederum ist ein schon bekannter Rock-Musiker und in die Tochter des Mafia-Bosses Corelli verliebt.

Richardson verknüpft die Handlungsfäden geschickt, alles hängt mit allem zusammen, so wie das im Genre der Posse üblich ist. Ein Chaos-Film, und das mit Vorsatz. Zum Schluß, ehe er den Vatikan wieder verlassen muß, kann der Papst wider Willen gerade noch verhindern, daß Corelli, der Bösewicht, auf den Stuhl Petri kommt. Daß er übertreibt und überzeichnet daran läßt der Film keinen Zweifel. Richardson macht sich einen temporeichen, irrwitzigen Jux über den Vatikan und so manche kirchliche Praktik. Dabei ist sein respektlos-frecher Witz überwiegend von erfrischender Heiterkeit. Richardsons satirischer Angriff gilt nicht so sehr der Kirche als vielmehr jener Spezies von Gottes Bodenpersonal, die sich allzu sehr auf die Welt und den Mammon eingelassen hat, In dem schwergewichtigen Robbie Coltrane hat Richardson für die Rolle des unfreiwilligen Papstes einen exzellenten Komiker gefunden, der mit seiner massigen Gestalt und seinem verschmitzten Humor den Film nahezu allein trägt. Darin liegt das Manko dieser bösen Komödie. Gewiß wissen sich Darsteller wie Herbert Lom, Alex Rocco und Paul Bartel gebührend ins Bild zu setzen, aber sie tun es bemühter, häufig mit einem Drücker zuviel und reichen an die Leichtigkeit des Schwergewichts Coltrane nicht heran. Kein Film zum Anstoßnehmen. Es darf gelacht werden.
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