Night And The City

Krimi | USA 1992 | 104 Minuten

Regie: Irwin Winkler

Ein erfolgloser New Yorker Winkeladvokat versucht sich als Box-Promoter und gerät einem das Geschäft kontrollierenden Gangster in die Quere. Inhaltlich leicht verändertes, gestalterisch wenig überzeugendes Remake des "film noir"-Klassikers "Die Ratte von Soho" (1949), das trotz Starbesetzung keine Anteilnahme an den Charakteren aufkommen läßt und langweilend dahinplätschert. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
NIGHT AND THE CITY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1992
Produktionsfirma
Penta/Tribeca
Regie
Irwin Winkler
Buch
Richard Price
Kamera
Tak Fujimoto
Musik
James Newton Howard
Schnitt
David Brenner
Darsteller
Robert De Niro (Harry Fabian) · Jessica Lange (Helen Nasseros) · Alan King (Boom Boom Grossman) · Jack Warden (Al Grossman) · Cliff Gorman (Phil Nasseros)
Länge
104 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Krimi | Literaturverfilmung
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo (FF P&S, DD2.0 engl., DD5.1 dt.)
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Diskussion
In Jules Dassins stimmungsvollem "film noir" "Die Ratte von Soho" (1949, fd 1306) hetzt Richard Widmark wie ein in die Enge getriebenes Tier durch ein mit expressionistischen Lichteffekten surrealistisch verfremdetes Nachkriegs-London, auf der Flucht vor den Häschern eines zwielichtigen Ringkampf-Promoters, dem der kleine Gauner Harry Fabian Konkurrenz machen wollte. Nun hat Robert de Niro in der Neuverfilmung, der zweiten Regiearbeit seines langjährigen Erfolgsproduzenten Irwin Winkler, diese Rolle übernommen. Die Handlung spielt jetzt in New York, aus den Ringern sind Boxer und aus dem Schlepper eines miesen Animierladens ist ein erfolgloser Winkeladvokat geworden. Als er vor Gericht mit seinen dubiosen Methoden wieder einmal abblitzt, kommt ihm die Idee, es als Box-Promoter zu versuchen. Harry besorgt sich eine Lizenz und geht auf die Suche nach 25 000 Dollar Startkapital. Phil, der Wirt seines Stammlokals, mit dessen Frau Helen Harry ein Verhältnis hat, läßt sich überreden, das Geld vorzustrecken, wenn Harry selbst 7 500 Dollar aufbringt. Als Harry überall auf taube Ohren stößt, bietet ihm Helen das Geld an, wenn er ihr dafür eine Schanklizenz für Alkohol besorgt. Sie will Phil verlassen und ein eigenes Restaurant eröffnen. Harry besorgt eine Blanko-Lizenz und fälscht die Erlaubnis. Inzwischen hat der das Boxgeschäft kontrollierende Gangster Boom Boom Wind von Harrys Plänen bekommen, der Boom Booms älteren Bruder Al als Talentspäher verpflichtet hat. Als Harry sein Auszahlungsangebot ablehnt, droht Boom Boom mit Rache, falls dem herzkranken Al etwas zustößt. Gleichzeitig erzählt er Phil von der gefälschten Lizenz und dem Verhältnis der beiden. Phil schlägt Fabian zusammen, und das Box-Spektakel kommt nicht zustande: Al erleidet nach einem Streit mit dem Hallenaufseher einen Herzinfarkt. Harry, nun gejagt von Boom Booms Killern, flüchtet zu Helen, deren Lokal längst geschlossen ist. Sie verzeiht ihm und will mit ihm in Kalifornien eine neue Existenz aufbauen. Ehe Harry sich entscheiden kann, wird er niedergeschossen.

Der im Gegensatz zum tödlichen Ende des Originals offengelassene Schluß symbolisiert den Knackpunkt von Winklers Remake. Wie in seinem Regiedebüt "Schuldig bei Verdacht" (fd 29 025), in dem er die Kommunistenhatz der McCarthy-Ära nur als Schablone für einen unpolitischen Gerichtsfilm mißbrauchte, bleibt Winklers Inszenierungsstil auch hier an der Oberfläche. Weder versteht er es, die düsteren Ecken des Molochs New York atmosphärisch als Handlungsträger zu nutzen und auch nur ansatzweise die morbide Stimmung eines "film noir" auferstehen zu lassen, noch gewinnen seine Charaktere Konturen: in der Kommunikation mit anderen fast völlig reduziert auf den Zwei-Sätze-Wortschatz "Fuck me" und "Fuck you", hampelt de Niro ständig monologisierend und hypernervös durch die Szenerie. Genauso platt wie sein Erotik-Verständnis ist Winklers Verhältnis zum "Humor": als Phil eine Spenden sammelnde Nonne aus dem Lokal prügelt, serviert er das als lustige Einlage. Hätte Winkler nicht mit Tak Fujimoto einen grandiosen Kameramann zur Seite gehabt, gäbe es nichts Bemerkenswertes an diesem Film, der keine persönliche Handschrift erkennen läßt. Warum man ausgerechnet von einem guten Original ein Remake dreht, wenn man keine eigenständige Konzeption hat, bleibt ebenso unerfindlich wie Winklers Entschluß, vom Produzenten- ins Regiefach zu wechseln.
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