Die Playboys

Melodram | Irland/USA 1992 | 108 Minuten

Regie: Gillies MacKinnon

Ein irisches Dorf 1957: Eine junge Frau, die von den Einwohnern wegen ihres unehelichen Kindes in moralischer Radikalität verurteilt wird, findet durch die Liebe eines Wanderschauspielers aus ihren Verstrickungen. Letztendlich nur ein stimmungsvoll fotografiertes Melodram; die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit Problemen des Menschen zwischen Unabhängigkeitswillen, Freiheitsbedürfnis, romantischer Sehnsucht und gesellschaftlich-moralisch festgesetzten Verhaltensweisen wird lediglich in Ansätzen genutzt.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
THE PLAYBOYS
Produktionsland
Irland/USA
Produktionsjahr
1992
Produktionsfirma
Cartlidge/Perry Prod.
Regie
Gillies MacKinnon
Buch
Shane Connaughton · Kerry Crabbe
Kamera
Jack Conroy
Musik
Jean-Claude Petit
Schnitt
Humphrey Dixon
Darsteller
Aidan Quinn (Tom) · Robin Wright (Tara) · Albert Finney (Hegarty) · Milo O'Shea (Freddie) · Niamh Cusack (Brigid)
Länge
108 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Genre
Melodram
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Wieder einmal ein Titel, der falsche Erwartungen hervorruft. Denn es geht nicht um die unerträgliche Leichtigkeit männlichen Seins, sondern schlichtweg um ein Melodram mit stimmungsvoller Fotografie. Die "Playboys", das ist nichts anderes als eine fahrende Schauspielertruppe mit einem Prinzipal nach Art des alten Emanuel Striese. Als die Komödianten 1957 in einem kleinen Ort in Irland Zelt und Bühne aufschlagen, gibt es für die spießbürgerlichen Dörfler bald schon ein Liebesdrama in natura zu erleben. Einer der "Playboys" findet herzlich erwidertes Interesse an einer jungen Frau namens Tara, die ein uneheliches Kind hat. Es stammt, was aber niemand im Dorf weiß, vom nicht mehr jungen Gendarm. Nur kurz währte die Beziehung zwischen ihm und Tara. Sie hatte aus "Neugier auf Leben" den Polizisten als die "stärkste Persönlichkeit", die ihr je begegnet war, empfunden und sein Begehren herausgefordert. Aber trotz des Kindes und seiner weiter bestehenden Liebe wehrte sie alles Drängen auf Heirat ab, um sich mit dem nun doch nicht so richtig geliebten Mann das künftige Leben nicht zu verbauen. Eher nimmt Tara den Ruf der Dorfhure auf sich; bietet selbst dem engherzig eifernden Pfarrer, der die "Unmoralische" sogar in der Messe von der Kanzel öffentlich heruntermacht, eisern die Stirn und betreibt mit ihrer Schwester tapfer ein kleines Geschäft. Als der Schauspieler das alles erfährt, nimmt er es mit so viel Herz und Verständnis auf, daß Tara fortan in ihm den Mann fürs Leben sieht. Aber der in seinem Männerstolz verletzte Dorfpolizist nimmt den Kampf gegen den Komödianten nach einigen fiesen Machenschaften sogar mit schwingenden Fäusten auf, unterliegt jedoch im Schlagabtausch und verläßt, gedemütigt vor den Augen aller Einwohner, das Dorf. Auch Tara verläßt, zusammen mit dem Komödianten und ihrem Kind, das Provinznest, um anderswo in freiheitlicher Selbstverwirklichung ein erfülltes Leben zu erreichen.

Man mag es nicht glauben, daß der irische Drehbuchautor Shane Connaughton, der so ungemein präzis und feinfühlig für Irlands Film "Mein linker Fuß" (fd 28 104) die Lebensgeschichte eines spastisch gelähmten Jungen verfaßt hat, auch der Autor dieser doch recht klischeehaften Liebesgeschichte ist. Da ist zwar Mut zu kräftiger Dramatik und ein Zugriff auf einen atmosphärischen Realismus. Aber die psychologische Ausgestaltung hat nicht das nötige Maß, um genau bewußt zu machen, daß alle Personen der Handlung eigentlich Träger von Grundspannungen der Zivilisation sind und Reaktionen auf Verhaltensweisen verkörpern, die ihnen die Gesellschaft vorschreibt, und die ihrer wahren Natur doch diametral entgegengesetzt sind. Am ehesten wird beim Dorfpolizisten klar, wie unbefriedigte Bedürfnisse und aufgestaute Wünsche ein gefährliches explosives Gemisch ergeben; und wie immer da, wo die Kommunikation endet, die Gewalt beginnt und Zerstörung wie Selbstzerstörung einsetzen. Jedoch nur ansatzweise wird bei der von Unabhängigkeitswillen wie von romantischen Sehnsüchten gleichermaßen beherrschten Tara klar, wie im unkritiseh-reflektionslosen Streben nach Traumerfüllungen die den Stolz und die Würde des Menschen begründende Moralität zunichte werden kann und unselige Vereinzelung inmitten einer desto strenger urteilenden Gemeinschaft das Ergebnis ist. Völlig unausgegoren aber ist die Studie des engstirnigen Pfarrers. Er wird so sehr zur Karikatur eines Mannes, der rücksichtslos die Sitte bis ins äußerste Extrem treibt, daß aus einer geistigen Form eine menschenfeindliche Formel wird und nicht mehr die Einsicht gewährleistet ist, daß Sitte auch heute noch die zivilisationsnotwendige Abgrenzung gegen Inhumanität und Barbarei ist.
Kommentar verfassen

Kommentieren