August (1995)

Drama | Großbritannien 1995 | 89 Minuten

Regie: Anthony Hopkins

Eine in den Norden von Wales im 19. Jahrhundert verlegte Verfilmung von Anton Tschechows Theaterstück "Onkel Wanja". Vorgestellt wird eine Gesellschaft, die ihren Müßiggang und Lebensüberdruß kultiviert hat und deren Beziehungen sich bestenfalls als freundliches Nebeneinander darstellen. Nur das Faktotum der Familie, der Zyniker Onkel Levan, begegnet der Verlogenheit mit unfreundlichen Wahrheiten. Regiedebüt des Schauspielers Anthony Hopkins, das den Untergang einer Gesellschaft spiegelt. Ein faszinierender Film, getragen von hervorragenden Darstellern, der seine prächtige Parklandschaft mit in die Handlung einbezieht und sanfte Kritik an Industriealisierung und der damit einhergehenden Umweltzerstörung übt. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
AUGUST
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
1995
Produktionsfirma
Magestic/Newcomm/Granada
Regie
Anthony Hopkins
Buch
Julian Mitchell
Kamera
Robin Vidgeon
Musik
Anthony Hopkins
Schnitt
Edward Mansell
Darsteller
Anthony Hopkins (Levan) · Leslie Phillips (Prof. Blathwaite) · Kate Burton (Helen Blathwaite) · Gawn Grainger (Dr. Lloyd) · Hugh Lloyd (Prosser)
Länge
89 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Drama | Literaturverfilmung
Externe Links
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Diskussion
Nordwales Ende des 19. Jahrhunderts. Während im nahegelegenen Steinbruch die Arbeiter sich schinden, hat sich auf einem Gut in Hörweite eine Landpartie versammelt. Allesamt geachtete und ehrenwerte Personen, die sich in ihrem Leben eingerichtet zu haben scheinen. Sie haben ihren Müßiggang kultiviert. Doch die Oberfläche ist trügerisch. Jeder leidet am Leben und an seinen Zwängen und träumt von einer unmöglichen Freiheit, der Liebe zu dem wirklich geliebten Menschen etwa, die das bestenfalls freundliche Nebeneinander zum Lebenspatner ersetzen könnte. Zentrum dieses geordneten Gefühlschaos ist Onkel Levan, der zunächst als einziger seinem Lebensüberdruß Ausdruck verleiht. Von morgens an trinkt er sich durch den viel zu langen Tag, gefällt sich in zynischen Bemerkungen, die die Menschen in seiner Umgebung gezielt verletzen, spielt ein wenig den weltfremden Clown, dem es erlaubt ist, unfreundliche Wahrheiten zu sagen. Levan ist der einzige, der sich eingesteht, daß seiner Klasse keine Zukunft beschieden ist. So kann er auch den Zerfall seiner Umgebung am gelassensten ertragen; Glück hat er im Leben nicht gekannt, aber die Hoffnung auf Frieden lebt noch in ihm. Nach dem Theaterstück"Onkel Wanja" von Anton Tschechow hat der Schauspieler Anthony Hopkins sein Debüt inszeniert. Eine Arbeit die sich sehenlassen kann. In die spätsommerliche Hügellandschaft von Wales transformiert, erhält das bittere Stück einen zusätzlichen melancholischen Reiz, da die verrottete Seelenlandschaft der Protagonisten mit der noch prächtig grünenden Kulturlandschaft ihrer Umgebung konfrontiert wird. Daß jedoch auch diese vom Verfall bedroht ist, belegen immer wieder beiläufig eingestreute Bemerkungen über Umweltzerstörung, die durchaus ins England der späten Industrialisierungsphase passen, das Stück jedoch auch den heutigen Verhältnissen angepaßt erscheinen lassen. Ein kluges Konzept, tragen von hervorragenden (Bühnen-)Schauspielern, die .ihre Rollen höchst individuell gestalten. Hopkins selbst wirkt in seiner Rolle gewohnt souverän, ein am Leben Zweifelnder, der sich diesen Zweifel nicht ansehen lassen möchte, wenigstens nicht, solange er seinen Stillstand hinter Scheinaktivitäten verstecken kann. Ein rundum gelungener Film, eine Entdeckung auf dem Videomarkt. - Sehenswert ab 14.
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