Zwei Tage in L.A.

- | USA 1996 | 107 Minuten

Regie: John Herzfeld

Als ein Killer in einem vornehmen Vorort von Los Angeles seinen Auftrag ausführt und dann auch noch seinen Komplizen aus dem Weg räumen will, ist das der Beginn zahlreicher Verwicklungen, durch die fast ein Dutzend Figuren auf makabre Weise und auf engstem Raum zusammengeführt werden. Ein Film, der Thrill und Humor handwerklich effektvoll variiert und für kurzweilige Unterhaltung sorgt. Menschliche Schwächen und zeitgemäße Neurosen werden in einer kriminalistischen Rahmenhandlung mit zunehmend komödiantischen Elementen unterhaltsam-ironisch vorgeführt, auch wenn das Geschehen letztlich eher spielerisch und damit unverbindlich bleibt. (Videotitel: "2 Tage L.A.")
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Filmdaten

Originaltitel
TWO DAYS IN THE VALLEY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1996
Produktionsfirma
MGM/Redemption/Rysger Entertainment
Regie
John Herzfeld
Buch
John Herzfeld
Kamera
Oliver Wood
Musik
Anthony Marinelli
Schnitt
Jim Miller · Wayne Wahrman
Darsteller
Danny Aiello (Dosmo Pizzo) · James Spader (Lee Woods) · Paul Mazursky (Teddy Peppers) · Eric Stoltz (Wes Taylor) · Teri Hatcher (Becky Foxx)
Länge
107 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f

Diskussion
Man wird kaum behaupten können, daß diese schwarze Komödie mit einigen Thriller-Elementen keine Qualitäten hat. Ganz im Gegenteil: Das Drehbuch setzt bemerkenswert flüssig fast ein Dutzend Figuren à la Altmans "Short Cuts" (fd 30 588) in Beziehung, wobei der erweiterte Wahrscheinlichkeitsrahmen des Komödien-Genres, wo Plausibilität nicht immer zwingend erforderlich ist, weidlich ausgenutzt wird. Die Besetzung der zumeist skurrilen Charaktere beweist Sinn für Fingerspitzengefühl und Mut zum Risiko, und die Kamera spielt unprätentiös, aber wirkungsvoll ihre Möglichkeiten aus, um den extrem gegensätzlichen Stimmungsmomenten visuell zu entsprechen. John Herzfeld hat zudem diese Vorzüge clever zu einem in den Genre-Grenzen funktionierenden, unterhaltsamen Film-Cocktail vermixt. Auch der satirische Blick auf die Bewohner des San Fernando Valley bei Los Angeles, in Reichweite zum großen Ruhm, den vielleicht schon ein dummer Zufall herbeiführen oder wieder zunichte machen kann, mag dabei von Herzfelds eigenen Erlebnissen als Darsteller der "zweiten Reihe", Drehbuchautor und Fernsehregisseur inspiriert worden sein.

Die Verwicklungen beginnen im Stil eines düster-makabren Kriminalfilms, wenn der sadistische Killer Lee zusammen mit einem Komplizen, dem Underdog Dosmo, ins Haus eines Mannes eindringt, um seinen Job zu erledigen. Dabei wird zunächst die Ex-Frau des Mannes zwischenzeitlich mittels Injektion außer Gefecht gesetzt - dann geht es dem Opfer nach einer ganz speziellen Prozedur, die Lee überlegen zelebriert (und nach Tarantino-Manier ausreizt), an den Kragen. Anschließend soll auch Dosmo aus dem Verkehr gezogen werden, doch der kann sich im letzten Moment aus der Affäre ziehen. Das ist der zugegebenermaßen recht konventionelle Kern, um den herum irgendwie doch alle weiteren Teilgeschichten kreisen, um sich hier und da zu begegnen oder ganz zusammenzulaufen. Zwei einfache, betont gegensätzliche Streifenpolizisten, die ahnungslos (aber zu ihrer großen Genugtuung) in den Mordfall schlittern, gehören fortan ebenso zum Personeninventar wie ein Filmregisseur, der der Erfolglosigkeit durch Selbstmord entkommen will, sobald er sein Hündchen in sicherer Verwahrung weiß. Dosmos Flucht in die Villa eines betuchten, von einer Nierenkolik geplagten Kunsthändlers bringt außerdem noch diesen samt Sekretärin ins Spiel. Um sein Abtauchen zu organisieren, nimmt Dosmo die beiden als Geisel, was sich aber als kontraproduktiv erweist. Jedenfalls mischen sich in die kriminalistische Story (die Aktion vom Anfang sorgt noch für einige Überraschungen) zunehmend humorvoll-überdrehte Szenen.

Herzfeld gewinnt dieser Konstruktion reichlich Situationskomik ab. Seine Kunst besteht vor allem darin, den Film weitgehend von schlichter Kalauerei freizuhalten, um stattdessen aus den eher grob skizzierten Figuren (die mehr als Typen funktionieren) und ihren jeweiligen Macken ironisch-witzige Funken zu schlagen. Dabei verschont sein schwarzer Humor weder allgemeinmenschliche Schwächen noch typische Modeerscheinungen, und auch das spezielle "L.A.-Feeling" bekommt sein Fett weg. "Zwei Tage in L.A." ist - und darin unterscheidet er sich doch sehr von "Short Cuts" - Unterhaltungskino ohne tiefere hintersinnige Aussagekraft. Da nähert er sich eher einem anderen Film an, mit dem er in Verbindung gebracht wird, nämlich "Pulp Fiction" (fd 31 041). Hier wie dort dienen Figuren und Umstände eben doch "nur" der Konstruktion einer effektvollen Story mit möglichst vielen komischen Momenten und absurden Wendungen. Nichts anderes gibt der Film aber auch vor - und das, was er verspricht, hält er auch durch: über 100 kurzweilige Kinominuten.
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