Swingers (1996)

Komödie | USA 1996 | 96 Minuten

Regie: Doug Liman

Ein junger Schauspieler aus New York versucht, in Los Angeles Fuß zu fassen und eine neue Liebe zu finden, weil seine Geliebte ihn verlassen hat. Mit seinen Kollegen zieht er auf Brautschau durch die Kneipen, bis er die Richtige trifft. Ein semi-dokumentarisch gefilmter und autobiografisch gefärbter Low-Budget-Film, der dank dem sympathischen Hauptdarsteller auf charmante Art unterhält und neben seinem Blick auf amerikanische Lebensgewohnheiten vor allem von seinen Film-Zitaten und (im Original) umgangssprachlichen Redewendungen lebt. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
SWINGERS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1996
Produktionsfirma
Independent Pic./Alfred Shay
Regie
Doug Liman
Buch
Jon Favreau
Kamera
Doug Liman
Musik
Justin Reinhardt
Schnitt
Stephen Mirrione
Darsteller
Jon Favreau (Mike) · Vince Vaughn (Trent) · Ron Livingston (Rob) · Patrick van Horn (Sue) · Alex Desert (Charles)
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
VCL (2.35:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
"You're Nobody Til Someboby Loves You" schmalzt Dean Martin während der Credits - und genauso fühlt sich Mike, der seit sechs Monaten nichts von seiner großen Liebe Michelle gehört hat. Mike, der von New York nach Los Angeles gezogen ist, um als Schauspieler Fuß zu fassen, läßt sich nur widerwillig von seinen Freunden trösten. Am liebsten zieht er sich in seine Einsamkeit zurück und weidet sich an seinen Minderwertigkeitsgefühlen. Schließlich überredet ihn Trent zu einem Ausflug nach Las Vegas. Im Kasino lernen sie eine Kellnerin und deren Freundin kennen - aber das Schäferstündchen endet mit einem Desaster, weil Mike wieder einmal zur unpassendsten Zeit das Bedürfnis verspürt, seinen Anrufbeantworter nach einem Lebenszeichen von Michelle abzuhören. Zurück in L.A. eilen sie von einer In-Kneipe zur nächsten, von einer Party zur anderen, immer auf Brautschau. Schließlich gelingt es Mike, die Telefonnummer eines Mädchens zu ergattern. Aber als er mitten in der Nacht den Anrufbeantworter vollspricht, vergrätzt er sie. Als er schon die Hoffnung auf eine neue Bekanntschaft aufgegeben hat, lernt er Lorraine kennen, die die Initiative ergreift und ihn just in dem Moment anruft, als sich Michelle ebenfalls in der Leitung befindet, um ihn ihrer Liebe zu versichern. Nun steht Mike plötzlich vor der ungewohnten Situation, sich zwischen zwei Frauen entscheiden zu müssen.

Der Kinowelt-Verleih bringt zunehmend auch Independent-Produktionen auf den Markt. Diese sind oft "Fingerübungen" junger Regisseure, deren Talent noch nicht ausgereift, aber durchaus schon erkennbar ist. Daß sie dann trotz eigentlich sattsam bekannter Themen wie das einer "Swinger-Clique und ihrem spezifisch amerikanischen Lokalkolorit eine Chance im Kino verdienen, liegt vor allem an ihrem oft erfrischend respektlosen Umgang mit filmischen Formen und Erzählstrukturen und an ihren unverbraucht wirkenden Darstellern.

Auch "Swingers" hat aus seiner (Produktions-)Not eine Tugend gemacht: Das kleine Team, in dem viele Doppelfunktionen übernommen haben, drehte ausschließlich mit der erstmals von Jean-Luc Godard eingesetzten superleichten Handkamera Aaton 35-III. Das gibt dem Film einen fast dokumentarischen Charakter, verwischt die Grenzen zwischen inszenierten und vor Ort eingefangenen Szenen. "Swingers" ist beileibe kein besonders originell entworfenes Stück Kino. Irgendwoher kennt man sie schon, diese Männer-Cliquen auf der Suche nach dem weiblichen Geschlecht. Und doch leidet man mit dem äußerst sympathischen Hauptdarsteller Jon Favreau, wenn er wieder mal verzweifelt mit dem Anrufbeantworter Zwiesprache hält. Man möchte ihm helfen, die Richtige zu finden. So gesehen hat der Blick auf die "Swinger"-Kultur in Los Angeles und ihre In-Kneipen etwas Allgemeingültiges, auch wenn die Einblicke in den Alltag meist arbeitsloser Jung-Schauspieler etwas Ernüchterndes haben: Zwischen den machohaft zelebrierten Brautschauen trifft man sich zu stillosem Essen in Fast-Food-Kneipen oder hängt zu tumben Eishockey-Videospielen in ebenso stillos eingerichteten Wohnungen herum. Nur die Filmplakate von "Taxi Driver" und "Reservoir Dogs" an der Wand verraten etwas von dem Innenleben der Personen. Doug Liman kann es sich natürlich nicht versagen, eine Szene aus Tarantinos Kultfilm zu zitieren, wie auch die Musik plötzlich ein paar Takte aus "Der weiße Hai" anstimmt, als sich Mike einem neuen (weiblichen) Opfer nähert. Nette Insider-Jokes, die genau wie die umgangssprachlichen Redewendungen auf ein Szene-Publikum anspielen. Die Synchronisation wird diesem Männer-Film, in dem Frauen nur an der Bar sitzen oder auf Parties herumstehen und darauf warten, angesprochen zu werden, sicher viel von seinem bescheidenen, aber charmanten Reiz nehmen.
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