Science-Fiction | USA 1997 | 98 Minuten

Regie: Barry Sonnenfeld

Unbemerkt von der Öffentlichkeit, aber kontrolliert von einer geheimen Behörde leben seit den 50er Jahren Außerirdische auf der Erde. Als ein intergalaktischer Riesenkakerlak landet und Jagd auf eine diamantgroße Minigalaxie der "Aquilianer" macht, gerät die Erde an den Rand des Abgrunds. Zwei Alienjäger - die titelgebenden "Men in Black" - versuchen, die Katastrophe aufzuhalten. Eine ironisch-circensische Persiflage auf das Science-Fiction-Genre, die durch ihre optische Brillanz ebenso verblüfft wie durch ihre stupende Zitierwut. Bei aller ausgelassenen Fabulierlust findet der Film zwangsläufig zu keiner inhaltlichen Vertiefung, bietet aber stets kurzweilige Unterhaltung. - Ab 14 möglich.
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Filmdaten

Originaltitel
MEN IN BLACK
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1997
Produktionsfirma
Amblin Entertainment/MacDonald/Parkes Prod.
Regie
Barry Sonnenfeld
Buch
Ed Solomon
Kamera
Don Peterman
Musik
Danny Elfman
Schnitt
Jim Miller
Darsteller
Tommy Lee Jones (Agent K) · Will Smith (Agent J) · Linda Fiorentino (Laurel) · Vincent D'Onofrio (Edgar) · Rip Torn (Zed)
Länge
98 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14 möglich.
Genre
Science-Fiction | Komödie
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die beiden erhältlichen, umfangreichen DVD-Ausgaben enthalten als Bonus u.a. eine Dokumentation über die Entstehungsgeschichte des Films, einen detaillierten Storyboard/Film-Vergleich sowie ein Feature mit Szenen, die im fertigen Film nur verändert oder gar nicht zu sehen sind. Die Special Limited Edition (2 DVD’s) enthält zudem u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und der Special Effects-Crew von Industrial Light & Magic, sowie die Möglichkeit, drei Szenen interaktiv umzuschneiden.

Verleih DVD
Columbia TriStar Home (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Den Hang zur grotesken Persiflage hat Barry Sonnenfeld schon öfter genüßlich unter Beweis gestellt. War es in den beiden "Addams Family"-Teilen noch die Verkehrung des "American way of life" und in der Gangsterposse "Schnappt Shorty" (fd 31 818) die grassierende "Tarantinomania", so holt er jetzt zum ironisch-ausgelassenen Rundumschlag gegen das Science-Fiction-Genre aus. Sein "MIB", wie der Film erfolgsträchtig vermarktet wird, versammelt so ziemlich alles, was seit der ersten Hochblüte des Genres in den 50er Jahren das Licht der Leinwand erblickte: friedliche wie kriegerische Außerirdische, intergalaktische Zwistigkeiten, Untertassen und Raumkreuzer, Invasionsängste - und natürlich eine Reihe von Wesen, die wie Menschen aussehen, aber deswegen noch lange keine sind.

Erzählt wird die aktionsreiche Farce aus der Perspektive zweier US-Bundesbeamter, die einer streng geheimen Behörde angehören, von deren Existenz selbst Washington nichts weiß. Die Abteilung für außerirdische Angelegenheiten soll 1956 gegründet worden sein, als Extraterrestrier die Radiobotschaften der Menschheit ins All zurückverfolgten und dabei den blauen Planeten als Zufluchtsstätte für politisch Verfolgte entdeckten. Seitdem bevölkern rund 1500 "Aliens" den Erdball, die meisten davon in Manhatten, wo sie von den "Männern in Schwarz" in Allianz mit einem interstellaren Rat überwacht werden. Deren Zentrale befindet sich tief unter dem Hudson, ein Art galaktischer Großumschlagplatz im Architekturgewand der 60er Jahre, wo nicht nur die täglichen Neuankömmlinge überprüft und registriert, sondern alle ihre Aktivitäten auch kontrolliert werden. Daß die Öffentlichkeit von dem regen Treiben nie etwas erfahren hat, liegt an technischen Innovationen der Besucher: an einem bleistiftgroßen Gerät beispielsweise, das mittels eines Lichtblitzes jede Erinnerung an sie aus Kurz- wie Langzeitgedächtnis löscht. In den Händen der Agenten K und J kommt dieser Neutralisator relativ häufig zum Einsatz, weil sie mißliebige Fremde zur Räson bringen, unerwünschte Gäste aber unter die Erde oder zurück ins All befördern sollen. Was der Umwelt nur selten verborgen bleibt, worauf das ungleiche Duo stereotyp schwarze Sonnenbrillen und den Zauberstab zückt. Als eine riesige Kakerlake auf der Erde landet und in der Haut des Farmers Edgar eine blutige Spur durch New York zieht, geraten die beiden MIB's unter Druck: Während "Edgar" hinter einem Königssproß der "Aquilianer" herjagt, um sich und seine Rasse in Besitz einer diamantgroßen Galaxie zu bringen, schiebt sich ein aquilianisches Kriegsschiff in Schußposition zur Erde, deren Vernichtung droht, wenn die "Men in Black" nicht binnen einer Stunde das Miniatur-Universum retten. Bis die beiden im New Yorker Leichenschauhaus unter tatkräftiger Mithilfe der Pathologin Laurel das Rätsel um die Galaxie "im Band des Orion" entschlüsseln, ist ihm auch die Schabe auf die Schliche gekommen, deren mentale Schwierigkeiten verblassen, wenn sie sich aus ihrem "Edgar"-Kostüm befreit und in geballter Häßlichkeit nach den Sternen greift.

Aus diesem einer Comic-Serie entlehnten Gespinst ist ein wildes, überbordendes, augenzwinkerndes Fantasy-Märchen entstanden, das in seiner optischer Brillanz ebenso verblüfft wie seine stupende Zitierwut in Staunen versetzt. Kaum eine Szene, die nicht an andere Filme erinnert, kaum ein Dialog, der sich nicht als ironischer Seitenhieb auf die Zeitgeschichte oder populäre Kulturphänomene verstehen ließe. Es ist, als feierte die Fabulierenergie aus "Tausendundeiner Nacht" fröhliche Urstände, als wären Bänkelsänger und Hofnarren wiedererstanden: Elvis ist nicht tot, sondern bloß nach Hause zurückgekehrt, Steven Spielberg ebenso ein Alien wie O.J. Simpson, Silvester Stallone oder Michael Jackson, die zeugungsfreudige New Yorker Nacht ohne Strom ein kleiner Lapsus, und die stählernen Zeugnisse der 1964er Weltausstellung in Queens sind nichts anderes als eingemottete Raumschiffe der ersten Besucher. Wahrscheinlich ist es gar nicht verwunderlich, daß bei einem solchen Feuerwerk auf Stringenz oder inhaltliche Vertiefung weniger geachtet, dafür aber um so mehr auf zugkräftige Gags und brillante Special Effects gesetzt wurde. So bleibt die lakonische Bemerkung eines kleinen außerirdischen Hundes, daß die Menschen wohl nie begreifen, daß es nicht auf meßbare Größe, sondern auf das Wesen der Dinge ankomme, ebenso eine Marginalie wie die imposante Schlußsequenz, in der ein Rückwärtszoom in rasender Geschwindigkeit von Hauptquartier der MIB's in der Unendlichkeit des Alls verschwindet, bis Milchstraße und andere Galaxien sich in einer kleinen Kugel spiegeln, die einem blauen Wesen als Golfball dient.
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