Nowhere

wernstein@web.de | 15.03.2023

Gregg Arakis in jeglicher Hinsicht fulminanter Abschluss der sogenannten "Teenage Apocalypse Trilogy": Selten hat ein Teenagerfilm Verzweiflung und innere Not seiner heranwachsenden Akteure so ehrlich und unverstellt aufgreifen können. Der Regisseur verbindet das provokante und experimentelle Erbe des "Cinema of Transgression" gekonnt mit Elementen des postmodernen Mainstreams zu einer sozialpsychologischen Bestandsaufnahme jugendlichen Sexualverhaltens im Los Angeles der 90er Jahre, in der die Möglichkeiten erotischer Entfaltung vermeintlich grenzenlos erscheinen. Dennoch kann die exzessive Promiskuität der jungen Menschen die innere Leere und Orientierungslosigkeit nicht verdecken; der Film wird zu einem apokalyptischen Fiebertraum, einem psychotischen Totentanz dekadenter Selbstzerstörung. Arakis Inszenierung bleibt sinnlich-lustvoll, immer humorvoll und bewahrt trotz einiger Splatter- und Trashelemente durchgehend ein hohes Maß an humaner Anteilnahme gegenüber dem seelischen Leid der gezeigten Figuren. Es ist erstaunlich, wie adäquat die Stilistik des Films den populären Ansprüchen des damaligen Zeitgeistes Genüge tut, dabei dennoch die Abgründe einer auf Oberflächenreize fixierten Jugendkultur schonungslos freilegt und trotzdem niemals der Versuchung erliegt, zu moralisieren oder bestimmte nonkonformistische Verhaltensweisen in diversen Subkulturen denunziatorisch herabzusetzen. Ein transgessiv-erotisches Meisterwerk!