Zum Teufel mit der Seele

Komödie | Australien 1997 | 84 Minuten

Regie: Peter Duncan

Ein junger Wissenschaftler und seine einstige Geliebte und Assistentin geraten in der australischen Provinz an eine wohlhabende Gönnerin, die ihr Forschungsprojekt fördern soll: die Beeinflussung der Alterungsprozesse im Körper. Doch die Gastgeberin und ihr Mann, der australische Schatzkanzler, erweisen sich als exzentrische Satanisten mit ganz eigennützigen Absichten. Eine dialogbetonte Komödie mit satirischen Seitenhieben gegen die Großmannssucht des Menschen, seine Daseinsängste sowie sein Streben nach Erkenntnis und Erlösung. Im Ansatz durchaus reizvoll, verliert sich der Film in der Vielzahl seiner formalen Ansätze und thematischen Bezüge, bis er nur noch Leerlauf bewirkt.
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Filmdaten

Originaltitel
A LITTLE BIT OF SOUL
Produktionsland
Australien
Produktionsjahr
1997
Produktionsfirma
Faust Films/Investors Produktion
Regie
Peter Duncan
Buch
Peter Duncan
Kamera
Martin McGrath
Musik
Nigel Westlake
Schnitt
Simon Martin
Darsteller
Geoffrey Rush (Godfrey Usher) · David Wenham (Dr. Richard Shorkinghorn) · Frances O'Connor (Kate Haslett) · Heather Mitchell (Grace Michael) · John Gaden (Dr. Sommerville)
Länge
84 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Al!ve (1:1.78/Dolby Digital 2.0)
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Diskussion
Der junge Wissenschaftler Dr. Richard Shorkinghorn mag etwas linkisch und weltfremd sein, doch in seinem Kopf laufen sensationelle Gedanken ab. Unmittelbar steht er vor der Entdeckung der „unvergänglichen Zellen“ im Körper, womit er die Alterungsprozesse im Körper manipulieren und sogar stoppen könnte. Noch experimentiert er freilich mit Hühnern, doch irgendwann einmal will er seine revolutionäre Erfindung zugunsten von Kindern einsetzen, die an allzu schnellem Altern leiden. Vor der großen Aufgabe als Wohltäter der Menschheit steht „nur“ noch die mühsame Entwicklung des Serums, die vor allem viel Geld kostet, über das Richard nicht verfügt. Endlich aber antwortet jemand auf seine zahllosen Bittgesuche, und so reist er in die tiefe australische Provinz von New South Wales, um hier während eines Wochenendes die reiche Stiftungsleiterin Grace Michael zu treffen. Richard aber muß feststellen, daß er eine Konkurrentin hat: Auch seine einstige Assistentin und Geliebte Kate bewirbt sich um die Förderung ihrer eigenen Unsterblichkeitsforschung. Nur allmählich raufen sich die beiden zusammen, und das ist angesichts der mehr als seltsamen Erlebnisse auf dem feudalen Landsitz dringend vonnöten. Grace und ihre Mann, der sich als niemand geringerer als der australische Schatzkanzler Godfrey Usher entpuppt, verwickeln sie in ein reichlich bizzares Wochenende mit viel Alkohol, seltsamen Gesellschaftsspielen, sexuellen Anzüglichkeiten und nahezu surrealen Diskussionen über das Leben und die Politik – wobei Godfrey von letzterem nicht die geringste Ahnung hat. Dafür verbergen er und Grace ein teuflisches Geheimnis: Sie sind Satanisten und aus ganz eigennützigen Gründen an der Unsterblichkeitsdroge interessiert.

Manchmal mag man sich in dieser Geschichte an Gruselfilme um einen „mad scientist“, einen verrückten Wissenschaftler, erinnert fühlen, mal auch an die „Rocky Horror Picture Show“, dann wieder an überdrehte Gesellschaftssatiren à la Monty Python. All dies ist wohl auch beabsichtigt in einem filmischen Potpourri, das auf satirisch-überdrehte Art und Weise um Themen wie Unsterblichkeit, des Menschen Angst vor dem Altern und Sterben sowie seiner fast schon manischen Suche nach Erkenntnis und Erlösung kreist. Natürlich sind da auch Goethes „Faust“ und die großen Tragödien William Shakespeares nicht weit entfernt, bevor das Ganze wieder ins Herbeizitieren trivialer Kinochiffren um Satanskult und Satansjäger einmündet, wenn der Film auf der Ziellinie zu handfesteren erzählerischen Formeln greift. Überwiegend hat er sich bis dahin freilich eher als ein von den vier Protagonisten bestimmtes Kammerspiel erwiesen, das zwar gelegentlich mit Theaterdonner und Gruselpointe operiert, sich überwiegend aber als ausuferndes Dialogstück entwickelt, das mit grimmigem Humor die geheimen Tiefen der menschlichen Seele auszuloten versucht und dabei oft genug nur auf die Untiefen menschlichen Denkens und Ansinnens stößt. Zunächst ist dies noch ein durchaus erfrischendes Spiel mit dem Makabren, eine Art „Screwball-Posse“ australischer Provinienz, die reizvoll die Geschehnisse unterspielt und manche Entwicklung der Handlung erst durch einen beiläufigen Dialogsatz nachträglich erläutert. Großartig dabei auch die ironisch-flotte Kommentierung der Handlung durch klassische Songs der Swing-Ära. Allmählich aber offenbart sich immer deutlicher, daß es dem ganzen Wust aus Ansprüchen und Absichten doch entschieden an erzählerischer Dichte und einem thematischen Zentrum fehlt, so daß man sich als Zuschauer immer mehr fragt, wo man denn da überhaupt hingeführt werden soll. Wenn dann nach etwa zwei Dritteln des Films ein Zeitsprung von drei Jahren erfolgt und sich danach die Prämissen im Umgang der Personen nur bedingt einsichtig verschoben haben, dann sehnt man sich doch nach einer psychologisch nachvollziehbareren Dramaturgie bzw. Personenzeichnung. Manche uneinsichtig bleibende Wendung empfindet man dann nur noch als retardierenden Leerlauf, während das Interesse an den exzentrischen Personen immer mehr erlischt.
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