- | Frankreich 1989 | 100 Minuten

Regie: Denis Amar

Winter 1954 in Frankreich: Eine Kältewelle sucht das Land heim, Obdachlose erfrieren auf der Straße. Abbé Pierre, der Gründer der Emmaus-Bewegung, setzt sich für diese ein und versucht, die Regierung zu einem längst überfälligen Bauprogramm für Notunterkünfte zu bewegen. Zunächst bleibt er ungehört, doch als sich die Pariser in einer beispiellosen Hilfsaktion engagieren, stellt sich sozialer und politischer Erfolg ein. Ein ganz auf die Hauptperson zugeschnittener Film, der sich seinem Thema rechtschaffen nähert, ohne durch dramaturgische Finessen zu glänzen. Auch wenn die Nebenfiguren schablonenartig gezeichnet sind, verdient der Film in seinem Plädoyer für tatkräftige Nächstenliebe Interesse. - Ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
HIVER 54 - L'ABBÉ PIERRE
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
1989
Produktionsfirma
Les Productions Belles Rives/Midships Associés
Regie
Denis Amar
Buch
Marie Devort · Denis Amar
Kamera
Gérard de Battista
Musik
Philippe Sarde
Schnitt
Jacques Witta
Darsteller
Lambert Wilson (Abbé Pierre) · Claudia Cardinale (Hélène Varnier) · Robert Hirsch (Raoul) · Philippe Leroy-Beaulieu (Jacques) · Bernie Bonvoisin (Castaing)
Länge
100 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
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Diskussion
Im Winter 1954 leidet Frankreich unter der schlimmsten Kältewelle seit 1880. Abbé Pierre, der mit der Emmaus-Bewegung eine Organisation zur Unterstützung der Obdachlosen unterhält, kämpft um das Leben der Menschen, die auf den Straßen erfrieren. Er versucht, die politisch Verantwortlichen dazu zu bewegen, endlich die notwendigen Programme zum Bau von Notunterkünften und öffentlich geförderten Wohnungen durchzusetzen, hat aber zunächst keinen Erfolg. Die Hotelbesitzerin Hélène Varnier gehört zu den wenigen Reichen, die von den selbstlosen Aktionen des Priesters beeindruckt sind. Sie stellt ihr Hotel für Obdachlose zur Verfügung, obwohl ihr Freund Jacques, ein Bauunternehmer, dies für die völlig unsinnige Laune einer Frau hält. Mit einer bewegenden Radioansprache gelingt es Abbé Pierre, die Einwohner von Paris zu einer beispiellosen Hilfsaktion zu motivieren. Die ganze Stadt merkt auf, und auch die Politiker geben nach und verabschieden die überfälligen Bauprogramme. Über Henri Grouès, den unter dem Namen Abbé Pierre bekannt gewordenen Gründer „Emmaus-Bewegung", drehte Robert Darène schon 1954 seinen Spielfilm „Sie zerbrachen nicht“ (fd 4 598). Denis Amar setzt in gewisser Weise diesen Film fort, da er Ereignisse schildert, die sich erst nach der Fertigstellung des Films von Darène ereigneten. Die historischen Fakten werden getreu wiedergegeben, lediglich die Rolle der Hélène wurde – wie im Abspann bemerkt wird – nach einem historischen Vorbild modelliert, aber aus dramaturgischen Gründen stärker verändert. Der Film ist handwerklich solide inszeniert, mit prominenten Schauspielern besetzt, bleibt bei aller Emotionalität eher nüchtern und bemüht sich um ungeschönte Bilder. Dramaturgisch ist er freilich recht einfach gestrickt. Abbé Pierre ist die alles überstrahlende nationale Identifikationsfigur, seine Vergangenheit – Kämpfer in der Résistance, Freund von de Gaulle, Abgeordneter der Nationalversammlung – wird mehrfach erwähnt. Die anderen Figuren sind stark typisiert, entweder unverbesserlich böse wie der Senator Charmat oder der Innenminister oder aber unendlich gut wie Hélène, Entwicklungen der Charaktere gibt es praktisch nicht. So ist der Film nach künstlerischen Maßstäben weniger überzeugend, aber in seinem Plädoyer für tatkräftige Nächstenliebe mit Sympathie zu bedenken. – Ab 10.
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