Kayla - Mein Freund aus der Wildnis

Abenteuer | Kanada/Deutschland 1997 | 97 Minuten

Regie: Nicholas Kendall

Ein 12-jähriger Junge gewinnt im hohen Norden Kanadas zu Beginn der 20er-Jahre die Freundschaft eines Wolfshundes und bildet ihn gegen den Widerstand der Erwachsenen zum erfolgreichen Leithund seines Schlittengespanns aus. Ein in faszinierender Landschaft angesiedelter Abenteuerfilm für Kinder, der fern der gängigen Hektik von Actionfilmen einen eigenen erzählerischen Rhythmus findet. In den Sorgen und Konflikten des Jungen, der seinen Vater, einen berühmten Polarforscher, verloren hat, spiegeln sich zudem vielfältige Fragen um Selbstfindung, Freundschaft, Familie und Solidarität. - Sehenswert ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
KAYLA
Produktionsland
Kanada/Deutschland
Produktionsjahr
1997
Produktionsfirma
Cine Action/KirchGruppe
Regie
Nicholas Kendall
Buch
Peter Behrens
Kamera
John Berrie
Musik
Milan Kymlicka
Schnitt
Claude Palardy
Darsteller
Tod Fennell (Sam MacKenzie) · Meredith Henderson (Jaynie) · Bronwen Booth (Althea) · Henry Czerny (Asa) · Brian Dooley (August)
Länge
97 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 10.
Genre
Abenteuer | Kinderfilm
Externe Links
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Diskussion
Das Leben im Einklang mit der Natur ist extrem hart unter den winterlichen Bedingungen im Norden Kanadas. Unter größten körperlichen und auch seelischen Anstrengungen ringen die Menschen in einem kleinen abgelegenen Dorf in den frühen 20er Jahren um ihren Lebensraum, den sie gegen Eis, Schnee und wilde Hunde verteidigen. Auch das Leben des 12jährigen Sam ist von Extremen gezeichnet: Eben erst von einem Internat in Montreal hierher gekommen, hat er seinen Vater verloren: Dieser, ein berühmter Polarforscher, gilt als tot und verschollen, Sam aber will seinen Tod nicht wahrhaben. Nun lebt er wieder mit seiner Mutter, die ein zweites Mal geheiratet hat, und zwar den Arzt des Dorfes, der Sam ein neues Zuhause bieten will. Sam aber reagiert mißtrauisch und verhärtet: Während er seiner Mutter nicht ihren „Verrat“ verzeihen mag, vergleicht er den ebenso couragierten wie einfühlsamen Arzt stets mit seinem Vater, der für Sam zum übergroßen Idol geworden ist. Eines Tages scheint sich einer von Sams unruhigen Träumen zu bewahrheiten: Aus den Tiefen der Wälder taucht ein kräftiger Wolfshund auf, und Sam sieht in dem Tier Kayla, den Leithund im Rudel seines verschollenen Vaters. Während die Gemeinde gegen das Vordringen der wilden Hunde mit Gift vorgeht, kämpft Sam um Kayla, gewinnt Vertrauen und Zuneigung des Tieres und macht es gegen alle widrigen Umstände zum Leithund seines eigenen Schlittens, den ihm seine handwerklich begabte Freundin Jaynie gebaut hat. Nach vielen handfesten Gefahren sowie nach nicht minder vielen Konflikten und Streitereien wird das alljährliche Schlittenhunderennen im Dorf zur großen Bewährungsprobe – vor allem auch für Sams Haltung zum Leben.

Ohne viel Action oder sonstige vermeintlich publikumsattraktive äußere „Sensationen“ lebt dieser Abenteuerfilm für Kinder ganz von der Ausstrahlung der verschneiten und vereisten Winterlandschaft, die den Menschen ihren Lebensrhythmus, dem Film seinen langsamen und dennoch spannungsreichen Erzählrhythmus diktiert. Unaufdringlich verdichtet sich dabei die extreme Natur zum Sinnbild für die inneren Befindlichkeiten der Personen, die sich immer dann von sich selbst und den anderen entfernen, wenn sie sich auf Grund tief empfundener Trauer verhärten und „nicht mehr eins sind“ mit sich und der Natur. Selten sah man einen für Kinder konzipierten „Hundefilm“, der so konsequent auf jede Form von Verniedlichung verzichtet und in seiner naturalistischen Beschreibung auch die Kehrseiten eines Lebens mit und in der Natur berücksichtigt: Daß die wilden Hunde, die den Menschen ihr Vieh reißen, erschossen und vergiftet werden, ist Teil dieses extremen Lebenskampfes, der kleinere Kinder verstören mag, größeren aber um so plastischer vor Augen führt, wie existentiell der archaischen Kampf zwischen Zivilisation und Natur ist. Daß dabei gerade ein 12jähriger Junge zum „Mittler“ wird, ist ebenso geschickt wie nachvollziehbar: Sam, durch den Verlust seines Vaters verstört und verunsichert, droht sich abzukapseln von einem Leben in der Gemeinschaft, das geprägt ist von familiärer Fürsorge, Freundschaft und Solidarität; immer heftiger weist er die Vermittlungsversuche seiner Mutter, seines Stiefvaters und seiner Freundin Jaynie zurück und setzt auf seine eigene (vermeintliche) Stärke. Schritt für Schritt aber erfährt er am eigenen Leib, daß man schmerzhafte Erfahrungen annehmen und akzeptieren lernen muß, so daß sich dadurch alle Chancen auf ein aufrichtiges Leben im Einklang mit sich und der Umwelt eröffnen. Gewiß ist dies teilweise eher holzschnittartig entwickelt als bis in die letzte psychologische Verästelung durchgestaltet, was aber dem Aufnahmevermögen der kindlichen Zielgruppe wohl durchaus entgegenkommt. Und diese sieht vor allem anderen zunächst eins: einen prächtigen Abenteuerfilm um Tiere und Natur, Sieg und Bewährung.
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