Drama | Deutschland 1999 | 79 Minuten

Regie: Maren-Kea Freese

Eine junge Frau schlägt sich in Berlin als Disc-Jockey durch, ohne eine feste Bleibe oder wirkliche Freunde zu haben. Per Zufall entdeckt sie, dass ihre Mutter gestorben ist, und begibt sich auf eine Spurensuche, die sie auch zu ihrem mittellosen Vater führt. dffb-Abschlussfilm, der mit einfachen Mitteln vor allem die Rat- und Sprachlosigkeit seiner Hauptfigur darzustellen versucht, durch die schemenhafte Anlage der Figuren und eine wenig stringente Erzählweise aber kaum zu fesseln vermag.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1999
Produktionsfirma
Ciak Filmproduktion/dffb
Regie
Maren-Kea Freese
Buch
Maren-Kea Freese
Kamera
Matthias Maaß
Schnitt
Gabriele Herms
Darsteller
Kirsten Hartung (Zoe) · Eva Weißenborn (Rosi) · Sólveig Arnarsdóttir (Manu) · Wotan Wilke Möhring (Ted) · Volkmar Röhler (Karl)
Länge
79 Minuten
Kinostart
-
Genre
Drama
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Diskussion
Berlin, immer wieder Berlin. Wie keine zweite Stadt scheint sich die preußische Metropole für deutsche Milieustudien zu eignen, eine Tradition, die von Zille und Grosz, Hauptmann und Döblin bis ins Kino unserer Tage reicht. Berlin-Filme erkennt man, auch ohne Kenntnis der Schauplätze, unschwer am Duktus der Sozialstudie: Gerne hat man es darin schmuddelig und arm. „Fette Welt“ (fd 33 504) war so ein Film und „Nachtgestalten“ (fd 33 797) auch. In einer Stadt wie München kommt seit Valentin oder Fassbinder und außer Achternbusch kaum jemand auf die Idee, Sozialstudien fürs Kino zu treiben; dabei ist dort die Armut nicht minder präsent. „Zoe“ nun ist ein dffb-Abschlussfilm, der das Berlin der nahezu armen, etwas orientierungslosen und beinahe authentischen Berliner zeigt.

Die Titelheldin Zoe ist Mitte 20 und weiß so gar nicht, was sie soll auf der Welt. Sie hat kein Geld, abgesehen von ein paar Mark, die sie fürs Plattenauflegen in einem kleinen Club bekommt; doch ihre schräge Musik will niemand hören. Sie hat keine Freunde, außer einer schwangeren Holländerin oder Skandinavierin, die ziemlich rüde mit ihr umspringt, genau wie mit ihrem jungenhaften Verehrer, einem weiteren Bekannten Zoes. Sie hat keinen Lover, außer einem plumpen Aufschneider, der sich im Zweifelsfall aber eher auf die Seite des Bettes rollt, wo eine etwa 50-jährige Alkoholikerin liegt. Denn Zoe hat auch kein Zuhause, außer einer Übernachtungsmöglichkeit hier und dort, und sie wird eher gelitten als gemocht. Zoe ist die Heldin des Films.

Das Nervtötende ihrer Figur ist sicherlich Programm, und Kirsten Hartung spielt das mit Bravour. Es gibt einige Dialoge, die die tiefe Verunsicherung der Figuren deutlich machen, Figuren, die zwar alle mehr oder weniger große Pläne schmieden, aber von der Verliererstraße kaum je herunterkommen werden. Auch Zoes Suche nach ihren Eltern schildert die Regisseurin Maren Kea-Freese mit gewisser Sensibilität. Die Mutter, von deren Tod sie nur per Zufall erfährt, ist irgendwann einfach verschwunden und hat einige für Zoe überraschende Spuren hinterlassen; der Vater lebt in einem jammervollen, möblierten Zimmer. Die Anlage dieser Randfiguren wirkt vielversprechend, doch mehr wird nicht daraus. Die meiste Zeit verbringt der Film damit, Zoe dabei zu beobachten, wie sie dasitzt und nicht so recht weiß, was sie tun oder sagen soll. Für eine Interpretation im Sinne einer Sprachlosigkeit der Jugend angesichts niederdrückender Verhältnisse reichen die Konturen der Figur nicht aus, und die Abwesenheit eines Plots erschwert schlichtweg die Wahrnehmung. Sollte das Anliegen Kea-Freeses tatsächlich ein analytisches sein, erschwert sie dem Publikum unnötig den Zugang.
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