Rembrandt (1999)

Biopic | Frankreich/Deutschland/Niederlande 1999 | 103 Minuten

Regie: Charles Matton

Prunkvoll und detailliert ausgestattete Künstlerbiografie des niederländischen Barockmalers Rembrandt van Rijn. In Rückblenden erzählt, überzeugt der Film durch längere Seitenblicke auf das Schicksal von drei Frauen an der Seite des Künstlers. Abgesehen von einigen hölzern inszenierten Szenen, geben der hervorragend spielende Hauptdarsteller sowie seine ebenso überzeugenden Partnerinnen der Geschichte die notwendige dramaturgische Balance. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
REMBRANDT
Produktionsland
Frankreich/Deutschland/Niederlande
Produktionsjahr
1999
Produktionsfirma
Ognon Pictures/Argus Film Productie/Pain Unlimited/Procirep
Regie
Charles Matton
Buch
Charles Matton · Sylvie Matton
Kamera
Pierre Dupouey
Musik
Nicolas Matton
Schnitt
François Gédigier
Darsteller
Klaus Maria Brandauer (Rembrandt) · Johanna Ter Steege (Saskia) · Jean-Philippe Écoffey (Jan Six) · Romane Bohringer (Hendrickje) · Jean Rochefort (Nicholaes Tulp)
Länge
103 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Biopic
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Diskussion
„Was ist das für eine Welt, in der es einer Mutter versagt ist, ihr totes Kind zu begraben?“ Drei Kinder hat sie innerhalb von fünf Jahren geboren und auch diesmal überlebte das Kind nicht. Saskia van Uylenburgh, Nichte des Amsterdamer Kunsthändlers Hendrick van Uylenburgh, blickt dem dritten Kindersarg nach, der aus dem Haus getragen wird. Für einen kurzen Augenblick öffnet sich die Tür und es fällt Licht in das Dunkel des Hausflures. Saskia bleibt allein zurück, ihr Mann, Rembrandt van Rijn, steht indessen im Atelier und malt an einem Selbstporträt. „Die Menschen glauben, was sie sehen, ich aber glaube umso weniger, je mehr ich sehe“, sagt der gefragte Porträtist, der sich im Lauf der Jahre immer wieder selbst malte und von Mal zu Mal nüchterner von der Leinwand blickt. Rembrandts Lebensgeschichte ist in jeder Hinsicht ein ergiebiger Filmstoff. Der Sohn eines Müllers aus Leiden zieht 1631 als 25-Jähriger nach Amsterdam und wird ein gefragter Porträtmaler. Dem gesellschaftlichen Aufstieg folgt ein viertel Jahrhundert später der finanzielle Bankrott. Die erste Frau stirbt. Die nicht legalisierte Verbindung mit einer Witwe endet in einem Rechtsstreit um ein Eheversprechen. Die Haushälterin Hendrickje Stoffels verbindet sich mit dem Rebellen gegen gesellschaftliche Konventionen und steht mit ihm finanziell schwere Zeiten durch, als Gönner und Freunde sich abwenden. Alexander Kordas „Rembrandt“ aus dem Jahr 1937 brillierte mit Lebensskizzen des Künstlers im Rembrandt-Licht und Charles Laughton in der Titelrolle. In der Reihe der heroischer Biografien, die von der nationalsozialistischen Propaganda in Beschlag genommen wurden, fehlte der Name Rembrandt nicht; Hans Steinhoff, ein Spezialist auf diesem Gebiet, führte im Kriegsjahr 1942 Regie. Charles Matton versucht mit seiner Co-Autorin Sylvie Matton etwas Neues. Die französisch-niederländisch-deutsche Co-Produktion erzählt Rembrandts Lebensgeschichte in Rückblenden und beschränkt sich dabei, abgesehen von einem kurzen Ausflug in Rembrandts Kindheit, auf die Amsterdamer Jahre. Gelegentlich führt eine Off-Stimme durch die Handlung. Am Anfang spricht der alte Rembrandt, am Schluss seine Tochter Cornelia. Einfühlsam aus verschiedenen Perspektiven in Szene gesetzt, überrascht der Film in vielerlei Hinsicht. Zum einen liegt das daran, dass die überwiegend in Köln-Ossendorf und den Warner Studios in Bottrop gedrehte Produktion mit rund 20 Millionen DM prächtig ausgestattet werden konnte. Philippe Chiffre erhielt für sein Produktionsdesign einen César. So wirken die Interieurs, etwa das geschäftige Treiben in Rembrandts Atelier, in dem mehrere Schüler zugleich arbeiteten, so lebendig wie die Menschen auf Rembrandts Gruppenporträts. Rund ein halbes Dutzend Ölbilder mit den Gesichtern der Schauspieler wurden kopiert, etwa „Die anatomische Vorlesung des Dr. Nicolaes Tulp“, das Theatrum Anatonicum im Studio komplett rekonstruiert. Zum anderen steht nicht allein die Persönlichkeit des Künstlers im Mittelpunkt. Die Mattons rücken die Bedeutung des privaten Schicksals in den Vordergrund. Drei Frauen spielen in Rembrandts Leben eine wichtige Rolle, die mit den drei großen Perioden seines Amsterdamer Schaffens in Beziehung gesetzt werden. In dieser Hinsicht unterscheidet sich der Film von anderen Künstlerporträts ähnlicher Machart. Es entsteht eine Balance zwischen Kunst und Leben. Die Geschichte dreht sich weniger um das schon so oft beschworene Ringen des Künstlers um Unabhängigkeit als vielmehr um eine nonkonformistische Persönlichkeit mit charakterlichen Stärken und Schwächen. Klaus Maria Brandauer scheint die Rolle auf den Leib geschrieben zu sein. Er blickt mit der gleichen Hingabe in die Kamera wie Rembrandt von den Leinwänden seiner zahlreichen Selbstporträts: der eine auf das Wesentliche der Persönlichkeit, der andere auf das Wesentliche des Bildes konzentriert. Allerdings bleibt der Film nicht über die gesamten 103 Minuten atmosphärisch stimmig. Zu selten dringt Luft zum Atmen in das Chiaroscuro, das Helldunkel der (Film-)Bilder wie beispielsweise in den ausgelassenen Szenen aus Rembrandts Kindheit. Vor allem stören die Hafen- und Straßenszenen, die im Studio entstanden. So liegt ein angespülter Wal im Gegenlicht der Abendsonne am Hafenkai, und man ist froh, dass die Kamera beim Anblick von „so viel Schönheit“ sogleich auf ein skurriles Völkchen in einer Schankstube überblendet. Auch der Versuch, die Atmosphäre des Bildes mit der Chirurgengilde des Dr. Tulp zu rekonstruieren, in der der aufgeschnittene Arm des Toten trickreich in Bewegung gerät, missglückt.
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