4K UHD. | USA 2000 | 155 (BD auch 171) Minuten

Regie: Ridley Scott

Im alten Rom wird ein rechtschaffener Feldherr durch eine Intrige des ebenso eifersüchtigen wie gewissenlosen Sohns von Kaiser Marcus Aurelius in die Verbannung geschickt. Durch den Tod von Frau und Sohn jeglichen Lebenswillens beraubt, wird er schließlich als unbezwingbarer Gladiator in der Arena des Colosseums erneut mit seinem Widersacher konfrontiert. Monumentales Epos, das mitfühlend sentimental und zugleich barbarisch brutal eine antike Soap Opera entwickelt, die durch die stupende Rekreation gigantischer Schlachten und phänomenaler Architektur einen Anflug von Größe erhält. Dank der ausgefeilten Bildsprache wird das individuelle Drama des Protagonisten durchaus glaubwürdig. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
GLADIATOR
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Universal/DreamWorks
Regie
Ridley Scott
Buch
David Franzoni · John Logan · William Nicholson
Kamera
John Mathieson
Musik
Hans Zimmer · Lisa Gerrard
Schnitt
Pietro Scalia
Darsteller
Russell Crowe (Maximus) · Joaquin Phoenix (Commodus) · Connie Nielsen (Lucilla) · Richard Harris (Marcus Aurelius) · Oliver Reed (Proximo)
Länge
155 (BD auch 171) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
4K UHD. | Historienfilm | Monumentalfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die umfangreiche Special Edition (2 DVD; VÖ: 2000) beinhaltet neben der Dokumentation "Gladiatorenkämpfe - Blutige Volksbelustigung" (50 Min.) und einem dt. untertitelbaren Audiokommentar mit Ridley Scott, John Mathieson und Petro Scalia zudem ein kommentiertes Feature mit zwölf Szenen (25 Min.), die im Film keine Verwendung fanden sowie ein Feature über die Filmmusik ("Hans Zimmer - Kämpfer mit Taktstock", 20 Min.). Die Extended Special Edition (VÖ: 2005) enthält den Film in einer vom Regisseur bearbeiteten, gegenüber der Kinofassung 16 Minuten längeren Version. Die Kaufversion dieser Edition (3 DVDs) enthält einen neuen dt. untertitelbaren Audiokommentar mit Ridley Scott und Russell Crowe. Zudem enthalten sind abweichende im Film nicht verwendete Szenen - u.a. mit alternativem Vorspanndesign - (17 Min.), da ein Teil der in der Special Edition (VÖ: 2000) aufgeführten Szenen nun in den Film eingefügt sind. Es fehlt hier die Dokumentation über die Gladiatorenkämpfe, dafür sind nun neue Dokumentationen und Minifeatures über die Genese des Films vorhanden: u.a. ein Produktionstagebuch (65 Min.) sowie ein Feature über die Autoren (34 Min.). Die Edition enthält zudem sehr umfangreiche Storyboard-Galerien und Storyboard/Film-Vergleiche sowie ein zehnseitiges Booklet. Die in unterschiedlichen Umverpackungen erhältliche BD vereint das auf die DVDs verteilte Bonusmaterial auf mustergültige Weise und enthält zudem sowohl die Kino- als auch die Extended-Version. Nur die BD ist mit dem "Silberling" 2009 ausgezeichnet. Die "10th Anniversary Edition" (BD) von 2010 ist eine Neuverpackung und enthält keine signifikant anderen Bonusmaterialien. Die 4K UHD (plus BD) präsentiert beide Filmversionen in einer brillanten farbverbesserten Form sowie mit einer überragenden neu abgemischten dts-X (respektive dts-HDMA7.1) Tonspur in englischer und deutscher Sprache. Die Extras sind - wie gehabt - auf der beiliegenden BD versammelt. Die 4K UHD-Edition ist mit dem Silberling 2018 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Columbia TriStar Home & Universal (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt., DTS dt.), Extended Version: Universal (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Universal (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl., dts dt.) 4K UHD: Universal (16:9, 2.35:1, dts-X engl./dt.)
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Diskussion
Wenn sich der Vorhang für Ridley Scotts jüngstem Film hebt, liegen Vorfreude und Vorsicht noch im Widerstreit, denn so gern man sich an die Brillanz seiner Filme „Die Duellisten“ (fd 20 737) und „Blade Runner“ (fd 23 689) erinnert, so schwer fällt es, die Enttäuschung über „White Squall“ (fd 31 899) und „Die Akte Jane“ (fd 33 005) zu vergessen. Glücklicherweise erweist sich dann aber jede Skepsis als unbegründet: Scott hat endlich wieder zu alter Form zurückgefunden. Dabei wird „Gladiator“ gewiss nicht überall auf Beifall stoßen, stemmt sich Scott doch bewusst gegen derzeit dominante Trends im aktuellen Filmbetrieb. Jenseits von postmoderner Coolness und ironischer Distanz setzt er allein auf die Effektivität einer mit Ernst und Entschlossenheit erzählten Geschichte, die aufgrund ihres Heldenkults die Testosteron-Toleranz mancher Zuschauer überfordern mag, aber in ihrer emotionalen Direktheit die geballte Kraft des Kinos mobilisiert.

Nachdem General Maximus die Truppen des römischen Reichs zum entscheidenden Sieg über den letzten aufrührerischen germanischen Volksstamm geführt hat, treibt ihn allein ein Wunsch an: zu seiner Familie zurückzukehren. Doch Kaiser Marcus Aurelius will ihn nicht entlassen, sondern sogar zu seinem Thronfolger berufen, da er an der moralischen Integrität seines eigenen Sohns Commodus zweifelt. Als dieser von den Plänen des Vaters erfährt, tötet er den alten Mann in einem Anfall von Enttäuschung und reißt die Herrschaft über das Imperium an sich. Um seine Position unwiderruflich zu sichern, gibt Commodus die Ermordung von Maximus in Auftrag. Der kann zwar mit knapper Not entkommen und in seine Heimat flüchten, findet dort aber die Ruinen seines Anwesens und die Leichen seiner Frau und seines Sohns vor. Grenzenlose Trauer raubt ihm jeden Lebenswillen, sodass er in die Gewalt von Sklavenhändlern gerät, die ihn an eine Gladiatorenschule verkaufen. Nachdem er zahlreiche Kämpfe in der Provinz überstanden hat, tritt er schließlich im Kolosseum in Rom an, wo er aufgrund seiner überlegenen Kriegskunst innerhalb kurzer Zeit zum umjubelten Volkshelden aufsteigt und zwangsläufig die Aufmerksamkeit des Kaisers erregt.

Gleich in der ersten Einstellung zeigt Ridley Scott die Vision irdischen Glücks, die den Protagonisten antreibt. Denn das Bild seiner Hand, die sanft an den Ähren eines sonnendurchfluteten Getreidefelds entlang streift, steht für seine Heimat, in der seine Frau und sein Sohn auf ihn warten. Doch als die Idylle abrupt einer von kaltem Graublau dominierten Aufnahme weicht, die Maximus inmitten einer vom Krieg zerstörten Landschaft zeigt, ahnt man, dass die Realität im Widerspruch zu seiner persönlichen Utopie steht und ihm das Wiedersehen mit seiner Familie im Diesseits verwehrt bleiben wird. Aber selbst nachdem die Ahnung schreckliche Wirklichkeit geworden ist, lässt ihn die Vision der Heimat nicht los, sondern kehrt farblich verfremdet wieder - als Inbegriff seiner Todessehnsucht. Sein Dasein kennt nun keine Hoffnung mehr, außer der, im Jenseits mit seiner Familie vereint zu sein. Allein weil ihn der Instinkt des Kriegers dazu treibt, demonstriert er in der Arena stets bedingungslosen Siegeswillen. Doch die adrenalinintensiven Gladiatorenkämpfe wären leeres Spektakel, wenn Maximus nicht seine Apathie und seinen Zynismus überwinden würde, um eine letzte Schlacht zu schlagen: für die römische Republik, gegen Commodus und die Cäsaren-Aristokratie. Scott erzählt eine Tragödie von epischem Ausmaß, deren Protagonisten von Emotionen in existenzieller Reinheit angetrieben werden. Dennoch hat er nicht den Fehler begangen, sie zu lebensfernen Idealtypen zu überhöhen. Vielmehr gelingt ihm der delikate Balanceakt zwischen Psychologie und Pathos, der es dem Betrachter erlaubt, die Figuren als Menschen ernst zu nehmen, auch wenn sie innerhalb eines überlebensgroßen Kontexts agieren. Selbst Commodus wird nicht zur Inkarnation des Bösen überzeichnet, sondern als Mann porträtiert, der nie Liebe erfuhr. Aufgrund seines hysterischen Selbstmitleids erregt er zwar keine Sympathie, doch die sorgfältige Anlage seines Charakters trägt dazu bei, die Distanz des Zuschauers zum historischen Spektakel zu minimieren. Scotts visuelle Gestaltung forciert diesen Effekt. Auch wenn er mit gewaltigen Landschaftspanoramen regelmäßig die monumentale Dimension der Geschichte betont, bewirkt seine präzis-pointierte Bildsprache, dass sich das erhabene Epos zum individuellen Drama verdichtet und man den Mann aus dem antiken Rom als eine tragische Heldenfigur akzeptiert.
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