Glauben ist alles!

- | USA 2000 | 129 Minuten

Regie: Edward Norton

Ein Rabbi und ein katholischer Priester treffen in New York ihre einstige Schulfreundin wieder. Das Wiedersehen führt zur Erneuerung ihrer Gefühle und zu voraussehbaren Konflikten mit ihrer Berufung und den Erwartungen der Umwelt. Eine schauspielerisch gelungene Komödie, die mit ihrem Sujet geschmackvoll umgeht, ohne es allerdings hinlänglich zu vertiefen. Die Schwächen des Films liegen in der noch wenig eleganten und kongruenten Erstlingsregie des Schauspielers Edward Norton. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
KEEPING THE FAITH
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Spyglass Entertainment/Tripel Threat
Regie
Edward Norton
Buch
Stuart Blumberg
Kamera
Anastas Michos
Musik
Elmer Bernstein
Schnitt
Malcolm Campbell
Darsteller
Ben Stiller (Jake) · Edward Norton (Brian) · Jenna Elfman (Anna) · Anne Bancroft (Ruth) · Eli Wallach (Rabbi Lewis)
Länge
129 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen dt. untertitelten Audiokommentar des Regisseurs sowie ein Feature mit zehn im Film nicht verwendeten Szenen.

Verleih DVD
VCL (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion

Edward Norton hat sich in den letzten Jahren in einigen der anspruchsvollsten und schwierigsten Rollen bewährt, die Hollywood zu vergeben hatte. Wer ihn in „Zwielicht“, „American History X“ oder „Fight Club“ gesehen hat, wird den heute 30-jährigen Schauspieler so rasch nicht vergessen. Zweimal wurde er bereits für einen „Oscar“ nominiert, und Milos Forman, der ihm eine Rolle in „Larry Flynt“ gab, sagt von ihm: „Er ist sehr klug und analytisch, aber das steht seinem guten Instinkt nicht im Wege.“

Von diesen Eigenschaften kann Norton bei seiner ersten eigenen Regie nun reichlich Gebrauch machen. Der Film ist eine Liebesgeschichte zwischen einer arbeitswütigen modernen jungen Geschäftsfrau, einem unkonventionellen Rabbi und einem nonchalanten katholischen Priester. Die drei waren vor 16 Jahren Schulfreunde, die durch dick und dünn gingen; seitdem haben sie sich aus den Augen verloren. Doch kaum trifft die inzwischen zur selbstbewussten attraktiven Frau herangewachsene Freundin wieder in New York ein, stellt sich auch die alte Freundschaft wieder her - mit einem gravierenden Unterschied: Die drei sind keine Kinder mehr.

Jake, der Rabbi, und Brian, der Priester, nehmen Amt und Berufung ernst. Brian glaubt, den inneren Kampf mit den Restriktionen des Zölibats hinter sich zu haben, und Jake sieht keinen Grund, warum er sich nicht auf ein temporäres Abenteuer mit Anna, der heimgekehrten Schulfreundin, einlassen sollte. Sie machen sich etwas vor, insgeheim wohl wissend, dass es so einfach nicht ist. Als Brian von dem Verhältnis zwischen Jake und Anna erfährt, bricht für ihn eine Welt zusammen, die ihm unangefochten und klar erschien. Jake hingegen muss feststellen, dass er nicht nur eine Freundschaft riskiert, sondern sich auch den Unwillen seiner Gemeinde zuzieht, die ihn mit einem jüdischen Mädchen verheiratet sehen will.

Große Vorbilder

Norton hatte ersichtlich Großes vor mit diesem Stoff. Schon die vielen Anspielungen auf Filme wie „Jules und Jim“, „Die Reifeprüfung“ und „Rain Man“ machen deutlich, wo seine geistigen Vorbilder liegen. Der Film leidet jedoch darunter, dass der Autor und Co-Produzent Stuart Blumberg das jüdische Milieu viel genauer zu kennen scheint als das katholische. Während Jakes Umgebung aus einer Vielzahl anekdotischer Begebenheiten pralles Leben gewinnt, muss sich Brian mit pauschalen Lebensweisheiten bescheiden.

Trotz manch hübscher Wendung in der Geschichte bezieht der Film seinen hauptsächlichen Reiz von den Hauptdarstellern, die ihre Rollen mit einer spontanen Sympathie ausstatten, die im Hollywood-Film selten geworden ist. Das Publikum wird die drei mögen - gleichgültig, für welches Glaubensbekenntnis ihr Herz schlägt. Es wird vielleicht sogar bereit sein, ein paar Gedanken mitzunehmen, die man gemeinhin im Kino kaum erwartet.

Umso bedauerlicher ist es, dass der Film am Kulminationspunkt der Story fast aus der Balance gerät. Welche Prinzipien den wirklich bewundernswerten Mann auszeichnen, ob der geistlichen Berufung oder dem Ruf des Herzens der Vorzug zu geben sei, bleibt letztlich sehr dem Zufall überlassen. Was insofern nicht verwunderlich ist, als sich der Film mit den Kernproblemen der Handlung - dem Zölibat auf der katholischen und die Verehelichung mit einem Mädchen desselben Glaubens auf der jüdischen Seite - nur so lange beschäftigt, wie es der Zuspitzung des Konflikts und der Belustigung des Publikums dienlich ist.

Regisseur Norton muss noch lernen

Edward Norton, der Schauspieler, betätigt (als Brian) den Eindruck, den man zuvor schon von ihm gewonnen hatte: Es gibt kaum einen Part, den man ihm nicht anvertrauen kann. Aber Norton, der Regisseur, muss noch eine Menge lernen, bevor er sich mit seinen Vorbildern messen kann. „Glauben ist Alles!“ enthält viele Miniaturen, die wunderschön das angestrebte Gleichgewicht aus kontemplativem Ernst und amüsanter Ausgelassenheit finden. Nur zu einem organischen Ganzen wachsen diese Stimmungsbilder nicht zusammen.

Wie viel Norton noch an sich arbeiten muss, zeigt ein Vergleich mit den Baltimore-Filmen von Barry Levinson, um den Meister der „sophisticated comedy“, Billy Wilder, erst gar nicht zu bemühen. Was dem Film an inszenatorischer Eleganz fehlt, können zum Teil die Schauspieler wettmachen. Bis in kleinste Rollen ist der Film hervorragend besetzt, wovon nicht zuletzt die Bemühungen der jüdischen Damen jeden Alters profitieren, ihren jungen Rabbi standesgemäß unter die Haube zu bringen.

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