Blair Witch 2

Horror | USA 2000 | 89 Minuten

Regie: Joe Berlinger

Fasziniert von den Vorkommnissen in dem Horrorfilm "Blair Witch Project" (1999), reisen fünf junge Leute an den Ort, wo im Film die Leichen der Hauptfiguren gefunden wurden. Nachdem in der Nacht die Ausrüstung zerstört wird, suchen sie auf den Videobändern nach Spuren der nächtlichen Ereignisse, die offenbar zu weiteren Gewalttaten geführt haben. Nach dem scheindokumentarischen ersten Teil, der aus angeblich authentischem Videomaterial bestand, wurde dieses Sequel wie ein konventioneller Horrorfilm inszeniert, der zwar auf demselben Hexenmythos fußt, jeglichen Reiz des Vorgängers aber vermissen lässt. Als bloßes Genreprodukt nur mäßig spannend.
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Filmdaten

Originaltitel
BOOK OF SHADOWS: BLAIR WITCH 2
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Haxan Film
Regie
Joe Berlinger
Buch
Dick Beebe · Jon Bokenkamp
Kamera
Nancy Schreiber
Schnitt
Sarah Flack
Darsteller
Tristen Skylar (Tristen) · Stephen Barker Turner (Stephen) · Jeffrey Donovan (Jeff) · Kim Director (Kim) · Erica Leerhsen (Erica)
Länge
89 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f (DVD ab 16 & 18)
Genre
Horror
Externe Links
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Diskussion
Es war sicher eine schwierige Aufgabe, dieses Sequel herzustellen. „Blair Witch Project“ (fd 33 983) war schließlich kein Spielfilm im üblichen Sinne: Die Bilder, aus denen er bestand, nahmen für sich in Anspruch, direkt aus den Amateur-Videokameras zu stammen, die drei Opfer eines ungeklärten Verbrechens zurück gelassen hatten. Der Hexenkult, der an den Vorkommnissen schuld sein sollte, wurde, auch im Internet, als historisch fundiert dargestellt. Dass alles inszeniert war, tat der Faszination und dem gigantischen Erfolg des Films keinen Abbruch; und dass man keine Hexen und Geister zu sehen bekam, sondern nur die drei Jugendlichen in Todesangst, potenzierte den Schauder noch. Erst recht zuträglich war entstehenden Mythos, dass die beiden Schöpfer des Films, Daniel Myrick und Eduardo Sanchez, ihre Schauspieler angeblich tatsächlich mit immer neuen Vorkommnissen im Wald erschreckt hatten. Wie aber daraus ein Sequel machen, ohne den Ursprungsgedanken zu verraten? „Blair Witch 2“ begegnet dem Hype um den ersten Film zunächst auf raffinierte Weise, in dem er ihn thematisiert. Da kommen vor den Kameras eines Fernsehsenders Bewohner des Örtchens Burkittsvolle, früher Blair genannt, zu Wort, die sich darüber beklagen, dass Fans des „Blair Witch Project“ die Gegend belagerten und Souvenirs vom örtlichen Friedhof stehlen. Auch dient der erste Film explizit als Auslöser für die Handlung. Fünf junge Leute, drei Männer, zwei Frauen, begeben sich genau an die Stelle, an der die Leichen im Vorgängerfilm gefunden wurden. Sie wollen der Sache auf den Grund gehen, tun aber die Filmereignisse nicht als Hokuspokus ab, sondern installieren diverse Videokameras, um ja nichts vom Spuk der Hexe von Blair zu verpassen. Aber in der Nacht werden die Kameras und alle weitere Ausrüstung zerstört, ein paar Blair-Witch-Touristen werden anschließend tot aufgefunden, und die Jugendlichen landen auf einer Polizeistation.

Der entscheidende Unterschied zum ersten Teil ist, dass die Filmhandlung hier komplett durchinszeniert wurde. Es gibt also einen Regisseur, raffinierte Lichtsetzung und ebensolche Schnittarbeit. Wieder vermischen sich zwar verschiedene Realitätsebenen, diesmal aber geht es um die Frage, ob der Horror, den die Hauptfiguren erleben, tatsächlich stattfindet oder nur in ihren Köpfen. Dies aber ist eines der klassischen Horror-Motive schlechthin. Der Authentizitätsgedanke des ersten Teils wird also ersetzt durch die üblichen Strukturen des Horrorkinos. Dabei entwickeln aber weder die Autoren Dick Beebe und Jon Bokenkamp noch der Regisseur Joe Berlinger, der sich mit Dokumentarfilmen über Serienmörder einen Namen gemacht hat, eine eigene Handschrift, die den Film vom Gros der aktuellen Teenager-Schocker abheben könnten. Wieder handelt es sich bei den Hauptfiguren um ganz unterschiedliche Typen, die sich zuerst gut verstehen und dann gegenseitig belauern; wieder gibt das undefinierbar Böse, das es auf sie alle abgesehen hat und das man schemenhaft zu sehen bekommt, und es gibt wieder aktuellen amerikanischen Alternative-Rock als Untermalung. Das Tempo variiert stark zwischen effektgeladenen Schnittfolgen, die bereits wie der Trailer zum Film wirken, und einer endlosen Sequenz, die in der einsamen Behausung eines der Helden spielt. Dort sehen sie sich die Videobändern an, auf der Suche nach Indizien für das, was in der Nacht im Wald passiert ist. Irgendwie macht das Puzzle am Ende Sinn, und der hat es in sich, aber das wiegt die Unzahl von Szenen nicht auf, die auf konventionelle Schockerzeugung setzen. Dass die Darsteller im Film ihre wirklichen Namen tragen, dass merkwürdige Vorkommnisse vom Set kolportiert werden (ein Bewusstloser, Schleier auf dem Film und Geräusche auf dem Tonband), erinnert nur entfernt an den scheindokumentarischen Reiz des ersten Teils. Kein Sequel also, eher ein Rip-Off, ein Ausverkauf, an dem sich die Schöpfer des ersten Teils immerhin als ausführende Produzenten beteiligt haben. Vom anstehenden dritten Teil der geplanten Trilogie lässt dieser Zweite jedenfalls nichts Gutes ahnen. Es wird, nach dem Vorbild der „Star Wars“-Reihe, ein Prequel werden.
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