- | USA/Australien 2000 | 93 Minuten

Regie: Dein Perry

Ein junger Arbeiter aus der australischen Stahlkocherstadt Newcastle träumt von einer Karriere als Stepptänzer, was nach einer Reihe von Schwierigkeiten auch in Erfüllung geht. Autobiografisch inspiriertes Tanzmusical auf den Spuren der "Tap Dogs". Die Inszenierung bricht zwar die Klischees der Geschichte immer wieder auf, überzeugt aber primär in den dynamisch gefilmten und furios choreografierten Stepptanz-Sequenzen. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
BOOTMEN
Produktionsland
USA/Australien
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Fox Searchlight/Bootmen Prod.
Regie
Dein Perry
Buch
Steve Worland
Kamera
Steve Mason
Musik
Cezary Skubiszewski
Schnitt
Jane Moran
Darsteller
Adam Garcia (Sean Okden) · Sam Worthington (Mitchell Okden) · Sophie Lee (Linda) · Richard Carter (Gary Okden) · William Zappa (Walter)
Länge
93 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Externe Links
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Diskussion
Seit 1995 wirbeln die „Tap Dogs“ mit ihrer auf Stahlgerüsten, schiefen Ebenen und mit Schneidbrennern inszenierten Stepp-Show über die Bühnen der Welt; bei der Eröffnungsfeier der Olympiade 2000 in Sidney begeisterten sie sogar mit einer auf 1000 Tänzer erweiterten Truppe. Dass sich der Film dieses Erfolgsmärchens von den steppenden „Underdogs“ aus der australischen Stahlkocherstadt Newcastle annehmen würde, war eigentlich nur eine Frage der Zeit. Nun hat der Gründer und Choreograf der Truppe, der Tänzer Dein Perry, die autobiografisch gefärbte Geschichte selbst als sein Kinodebüt inszeniert. Sean verdient wie sein Bruder Mitchell und sein verwitweter Vater Gary den Lebensunterhalt im Stahlwerk von Newcastle. Während er, sehr zum Leidwesen seines Vaters, von einer Tanzkarriere träumt, spart Mitchell auf einen eigenen Truck, um sich als Fernfahrer selbstständig zu machen. Leider versucht Mitchell seinem Ziel auch durch das Ausschlachten geklauter PKW’s näher zu kommen, wodurch er mit einer Bande professioneller Autodiebe in Konflikt gerät. Just in dem Moment, als sich zwischen Sean und der frisch gebackenen Fiseurladen-Inhaberin Linda eine Romanze anbahnt, wird Sean von einem Talentscout entdeckt und nimmt ein Engagement an einem Musicaltheater in Sidney an. Als er dort aber mit der Freundin des Startänzers flirtet, wird er gefeuert und findet bei seiner überraschenden Rückkehr Mitchell im Bett von Linda vor. Gekränkt stürzt er sich ganz in die Idee, mit seinen Freunden eine Tanztruppe zusammenzustellen, die mit stahlbeschlagenen „Boots“ zu harten Rockklängen auf ihren Arbeitsgeräten steppen. In einer stillgelegten Maschinenhalle probt man für die Show, die gleichzeitig zu einer Solidaritätskundgebung für die Mitarbeiter des von der Schließung bedrohte Stahlwerk wird. Die Erfüllung von Seans Traum wird allerdings von Mitchells Tod überschattet, der bei einem Überfall der Autodiebe zu Tode stürzt. Doch als selbst Vater Okden trotz aller Trauer und dem Unverständnis für die Zukunftspläne seines Sohnes zur Premiere erscheint und Sean sich auch noch mit der von Mitchell schwangeren Linda aussöhnt, endet alles im Happy End. Auf den ersten Blick ist „Bootmen“ eines jener Leinwandmärchen von der Erfüllung aller privaten und beruflichen Träume. Das Drehbuch fährt auch schamlos alle Ingredienzien genreimmanenter Kolportagen auf: Vater-Sohn-Konflikt, verratene Liebe, Bruderzwist, Action, Tod und Versöhnung. Dennoch gelingt es der Inszenierung, die altbekannten Klischees immer wieder zu durchbrechen. Das beginnt bei den Farben, deren „schmutzige“ Brauntöne nie einen Hauch von Show-Glamour aufkommen lassen; scheinbare Idyllen wie Seans und Lindas tänzerischer Strandspaziergang werden durch ein im Hintergrund verrostendes Schiffswrack gebrochen. Die Tristesse im Hause Okden kommt ebenso beiläufig daher, wie der Tod von Mitchell ohne Larmoyanz und die Versöhnung zwischen Sean und Linda fernab jeder aufgesetzten Sentimentalität inszeniert sind. Die Höhepunkte des Films sind allerdings die von Dein Perry furios choreografierten Tanzszenen, die Steve Mason (wie bereits in „Strictly Ballroom“, fd 29 869) mit einer äußerst beweglichen Kameraführung einfängt, wobei ihm das Kunststück gelingt, trotz ständig wechselnder Perspektive die Tänze nicht zu zerreißen. So widersteht er der nahe liegenden Versuchung , möglichst oft nur die Füße ins Bild zu setzen, sondern lässt die Bewegungsabläufe der Stepper in ihrer Gesamtheit erleben. Unterstützt von einem dynamischen Schnitt und einem kongenialen Soundtrack entsteht im Schlussdrittel des Films eine fiebrig-aufregende Show-Atmosphäre, die die zwar stringent inszenierte, aber doch klischeebehaftete Geschichte an den Rand drängt. Hier entwickelt der Star der Londoner Musicalversion von „Saturday Night Fever“, Adam Garcia, Qualitäten, die er als Stahlarbeiter nicht so überzeugend entfalten konnte, da man ihm kaum abnimmt, dass er je an einer Stahlpresse seinen Mann stehen würde. Auch Sophie Lees Ausstrahlung und Spiel ist von einer Indifferenz geprägt, die es manchmal schwer macht, ihrer Interpretation zu folgen. Dies ist insofern schade, weil der Rest der Darstellerriege typengerecht besetzt ist und tänzerisch wie schauspielerisch überzeugt.
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