Der Pakt der Wölfe

4K UHD. | Frankreich 2001 | Kinofassung: 142 Director's Cut: 151 Minuten

Regie: Christophe Gans

In der französischen Provinz des Jahres 1766 zerstückelt ein unbekanntes Wesen unschuldige Bürger. Der König schickt einen Wissenschaftler, der das Phänomen erforschen soll. Dieser stößt auf dunkle Machenschaften der Ortsansässigen. Eine vor allem in der optischen Gestaltung aufwändige, düstere und weitgehend spannende Mischung aus Fantasy-, Horror- und Kriminalfilm im Gewand eines Mantel- und Degenabenteuers. Der historische Rahmen der auf überlieferten Ereignissen beruhenden Handlung wird mit einbezogen, dafür bleiben die Figuren aber eher blass. - Ab 18.
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Filmdaten

Originaltitel
LE PACTE DES LOUPS
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2001
Produktionsfirma
Davis Films/Eskwad/TF 1/Natexis Banques Populaires Images/Studio Images Soficas/Le Studio Canal +
Regie
Christophe Gans
Buch
Christophe Gans · Stéphane Cabel
Kamera
Dan Laustsen
Musik
Joseph LoDuca
Schnitt
David Wu · Xavier Loutreuil · Sébastien Prangère
Darsteller
Samuel Le Bihan (Grégoire de Fronsac) · Vincent Cassel (Jean-François de Morangias) · Émilie Dequenne (Marianne de Morangias) · Mark Dacascos (Mani) · Monica Bellucci (Sylvia)
Länge
Kinofassung: 142 Director's Cut: 151 Minuten
Kinostart
02.01.2024
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 18.
Genre
4K UHD. | Abenteuer | Action | Historienfilm | Horror | Martial-Arts-Film | Mystery
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Der Film ist alternativ in einer um 7 Minuten erweiterten Version (Director's Cut) zu sehen, in der mittels des sog. "Integrated Branching" die zusätzlichen Szenen in den laufenden Film eingeblendet werden. Die umfangreiche, originell konzipierte Special Edition (Kaufversion, 2 DVDs) enthält u.a. einen dt. untertitelbaren Audiokommentar des Regisseurs sowie einen dt. untertitelbaren Audiokommentar der Darsteller Samuel Le Bihan und Vincent Cassel. Desweiteren befinden sich auf der Bonus DVD zwei informative Dokumentationen zum Film (77 und 78 Min.) und ein Feature mit etwa 40 Minuten im Film nicht vorhandener oder veränderter Szenen. Die Standard BD enthält in der Bonussektion indes "nur" die beiden Audiokommentare. Der Film ist hier in der Langfassung erstmals komplett Deutsch synchronisiert (zuvor waren die eingefügten Passagen "nur" Deutsch untertitelt). Die 4K UHD (StudioCanal) enthält eine Bonus Blu-ray, die alle obigen Extras vereint und zudem noch ausführliche Interviews mit Michel Louis (über die Bestie von Gavaudan, 18 Min.) und Christophe Gans & Jean-Baptiste Thoret (70 Min.) bietet. Die Collector's Edition ("Ultimate Edition", Plaion) enthält den Director's Cut auf BD und 4K UHD, die Kinofassung auf BD und besagte Blu-ray-Bonus Disk. Zudem enthält die wertige Ausgabe ein 200-seitiges Booklet mit dem kompletten gezeichneten Storyboard des Films. Beide 4K-Editionen (StudioCanal und Plaion) sind mit dem Silberling 2023 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Helkon/ColumbiaTriStar & Sony (16:9, 2.35:1, DD5.1 frz./dt., DTS dt.)
Verleih Blu-ray
Planet Media/Ascot Elite (16:9, 2.35:1, dts-HDMA frz./dt.) StudioCanal (16:9, 2.35:1, Dolby_Atmos frz., dts-HDMA dt.)
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Spannende Mischung aus Fantasy-, Horror- und Kriminalfilm im Gewand eines Mantel- und Degenabenteuers aus der französischen Provinz im 18. Jahrhundert.

Diskussion

Manchmal klingen wahre Vorkommnisse wie fantastische Horrorgeschichten. Mörderbanden oder Wölfe, Werwölfe oder der Satan persönlich – irgendetwas oder irgendjemand treibt in der französischen Provinz im Jahr 1766 sein Unwesen und hinterlässt zerfetzte Körper. Die Bevölkerung ist verängstigt und hilflos, bis endlich der König benachrichtigt wird. Gegen den Widerstand derer, die mit härteren Mitteln vorgehen wollen, zumal sie nicht an Schattenwesen glauben, sondern an Banditen, schickt der König einen Wissenschaftler in die Gegend.

Jener Grégoire de Fonsac (Samuel Le Bihan) besteht darauf, einen befreundeten Indianer mitzunehmen. Er geht mit detektivischem Spürsinn vor, entdeckt aber zunächst keine überirdischen, sondern sehr menschliche Umtriebe. Da gibt es einen hochmütigen Edelmann, dem das Treiben des Pariser Forschers ungelegen kommt, einen Priester, der de Fonsac ebenfalls nicht gerade behilflich ist, eine Kurtisane, deren Treiben undurchsichtig bleibt, und eine schöne Adelstochter. Unversehens gerät de Fonsac in den intriganten Strudel der Provinz, kommt aber dem Geheimnis der Morde auf die Spur, zumal die örtlichen Handlanger im Besonderen und die historisch-politische Lage im Allgemeinen damit in direktem Zusammenhang stehen.

So cool wie clever

Vordergründig bedient sich Regisseur Christophe Gans der Zutaten des Kostümfilms aus der Epoche der Dreispitze wie Wortgefechte, sinistrer Bösewichter und Ränkespiele. Es ist eine Epoche der Maskeraden, die aber in diesem Fall nicht Charaktere verhüllen, sondern Genres. Gans zieht es vielmehr zu den Martial Arts Hongkonger Prägung, zum fetischisierten Fantasyfilm, zum Krimi. Das konnte man schon in dem wunderbar stilisierten „Crying Freeman – Der Sohn des Drachen“ sehen, und auch im „Pakt der Wölfe“ bringt er seine Vorlieben unter. Daher bekämpft der Indianer seine Gegner mit Kung Fu, kleiden sich die Geheimbündler, denen der Forscher auf die Spur kommt, in schwarz-rote Kluften, die an die Orgien in „Eyes Wide Shut“ denken lassen. Deswegen folgt die Dramaturgie des Films auch der einer klassischen Crime Story, dessen Reiz gerade in dieser Mischung liegt, die sich mit Coolness und Cleverness über Genregrenzen hinwegsetzt. Selbst der Western wird beliehen, ganz abgesehen vom Splatterfilm.

Vergleichbares hat es in jüngerer Zeit im europäischen und speziell im französischen Kino nicht gegeben. Die Optik des Films profitiert davon. Sie ist noch weit düsterer, „gotischer“ als etwa in Tim Burtons Kostümhorror „Sleepy Hollow“, verzichtet aber auf Gruseleffekte der klassischen Art. Zumal die Geschichte nicht nur auf tatsächlichen Vorkommnissen basiert, die Frankreich am Ende der Monarchie aufrüttelten, der sogenannten „Bestie von Gévaudan“. Der Film nähert sich auch mehr und mehr der Gegenwart, da es um faschistoide Umtriebe und provozierte Terroraktionen geht.

Das Herz bleibt unberührt

Was Genreliebhabern wie Gans zuweilen abgeht, ist der Blick für Feinheiten im Bereich der Charaktere und der Handlungsführung. Dies unterscheidet spannendes und gut gemachtes von großem Kino: wenn die psychologische Komponente nicht ganz sicher umgesetzt ist. In diesem Rahmen liefern die Darsteller dementsprechend vor allem eine übliche Heldengeschichte. Auch gerät die Auflösung arg opernhaft-theatralisch. Christoph Gans wollte offenbar keinen Moment an so etwas wie Realismus verschwenden. So bedient der Film zwar die Sinne, das Herz bleibt aber weitgehend unberührt.

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