Im Bann des Jade Skorpions

- | USA/Deutschland 2001 | 102 Minuten

Regie: Woody Allen

Im Jahr 1940 gerät ein smarter, von seinen Kolleginnen umschwärmter Versicherungsdetektiv in den machtvollen Einfluss eines verbrecherischen Magiers und raubt unter Hypnose die Tresore seiner Kunden aus. Eine verhasste Kollegin kommt dem Ahnungslosen auf die Schliche, gerät jedoch ebenfalls in die Fänge des Magiers. Während das Geheimnis allmählich gelüftet wird, geraten die Gefühle der Kontrahenten mächtig durcheinander, bis sich das überraschende Happy End als doppelbödige Anspielung auf die komplizierten Verhältnisse zwischen Mann und Frau erweist. Eine stilvoll ausgestattete Gaunerkomödie, die durch routinierte Selbstironie, geistreichen Witz und eine elegante Musikdramaturgie überzeugt. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE CURSE OF THE JADE SCORPION
Produktionsland
USA/Deutschland
Produktionsjahr
2001
Produktionsfirma
DreamWorks/Gravier/Jack Rollins & Charles H. Joffe Prod./Perido/Sweetkabd/VCL
Regie
Woody Allen
Buch
Woody Allen
Kamera
Zhao Fei
Schnitt
Alisa Lepselter
Darsteller
Woody Allen (CW Briggs) · Dan Aykroyd (Chris Magruder) · Helen Hunt (Betty Ann Fitzgerald) · Brian Markinson (Al) · Wallace Shawn (George Bond)
Länge
102 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
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Heimkino

Verleih DVD
VCL
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Diskussion
„If you were a man, I would knock you down“, sagt CW Briggs alias Woody Allen zu seiner Kollegin Betty Anne. Die ist einen Kopf größer als Briggs und erwidert schlagfertig: „If I were a man, you would escape under the table.“ Da prallen Gegensätze aufeinander. CW Briggs, Detektiv und Frauenheld im Büro einer Versicherungsgesellschaft, löst mit beachtlichem Erfolg die kompliziertesten Fälle, weswegen ihm die Sekretärinnen der Firma zu Füßen liegen. Bis auf Betty Anne, die mit eiserner Entschlossenheit für die Neuorganisation des Büros sorgt und dabei keine Rücksicht auf den erfolgverwöhnten Briggs nimmt. Betty Ann hat es gewagt, in Briggs Büro Akten umzustellen, was den Detektiv auf die Palme treibt. „I hate her and the German chancellor with that little moustache“, gesteht er einmal entnervt einem Kollegen. Man schreibt das Jahr 1940, der Sound und ein Zwischentitel machen das deutlich: Duke Ellington, Earl „Fatha“ Hines, Jazz-, Boogie-Woogie-Rhythmen, Klarinetten- und Banjoklänge. Den 30er- und 40er-Jahren hat Woody Allen schon mit „Radio Days“ (fd 26 372) und „The Purple Rose of Cairo“ (fd 25 282) ein Denkmal gesetzt. Mit dem damals populären Phänomen der Hypnose bringt Allen diesmal die kriminalistisch-amouröse Handlung seiner selbstironischen Gaunerkomödie in Schwung. Bei einer Geburtstagsparty im Kreis von Kollegen sorgt Magier Voltan für die Unterhaltung der Gäste. Ausgerechnet die Streithähne Briggs und Betty Ann verwandelt Voltan auf der Bühne in ein Liebespaar. Ein kurzer Schlaf erlöst sie aus der Hypnose und versetzt sie wieder in den alten kontroversen Zustand. Der glänzende Unterhalter entpuppt sich kurz darauf als Schurke, der es auf die Tresore von Briggs’ Kunden abgesehen hat, mit deren Alarmanlagen Briggs bestens vertraut sind. So steht der Detektiv vor dem perfekten Verbrechen, bei dem er sich selbst, ohne es zu wissen, als Täter auf der Spur ist. Während die kriminalistische Handlung ihre tragisch-komischen Kapriolen schlägt, kommt es mal mit, mal ohne Hypnose zu bemerkenswerten Begegnungen zwischen Briggs und den Frauen. Helen Hunt, fast 30 Jahre jünger als Woody Allen, und Charlize Theron, fast 40 Jahre jünger als er, werden in hinreißende Liebesszenen verwickelt. „What did you smoke, before I wake up?“, fragt Briggs einmal die plötzlich wie bekifft von Leidenschaft und Liebe schwärmende Betty Ann, mit der er es wegen ihrer ruppigen Art sonst so schwer hat. Helen Hunt entwickelt an der Seite Woody Allens ungeahnte komische Züge und im Outfit der 40er-Jahre eine starke Ausstrahlung. Ebenso Charlize Theron, die als Lauren-Bacall-Verschnitt ein verwöhntes Millionärstöchterchen mimt und dem cleveren Detektiv – erfolglos(!) – Avancen macht. In „Im Bann des Jade Skorpions“ verrät Allen endlich, wie es ihm gelingt, Macht über die Frauen zu gewinnen. „Ich bin zu alt für sie? Hey, das ist lächerlich. Wegen meiner Unreife habe ich eine gewisse jungenhafte Qualität, die genau hinhaut“, hieß es in Anspielung auf seine Neigung in „Harry außer sich“ (fd 33 132). Ähnlich verhält es sich mit Allen und CW Briggs, den der inzwischen 65-jährige Kinomagier voll ungebrochener Spielfreude verkörpert. Ein Kritiker des „San Francisco Chronicle“ amüsierte sich bereits darüber, dass das Problem mit der Zeit nicht besser würde; es wäre schon abzusehen, dass Allen eines Tages in die Filmgeschichte als der erste männliche Darsteller in einer Liebesszene mit einer 70 Jahre jüngeren Frau eingehen würde. Mit den Initialen CW spielt Allen auf sein großes Vorbild W.C. Fields an, der ebenfall ein Exzentriker war und dessen privates und öffentliches Image auch nicht immer klar zu trennen waren. Wie Fields, der in seinen Filmen all das tat, was andere gerne tun würden, sich aber nicht trauen, fantasiert sich Allen in Traumwelten, in denen das Fünkchen Wahrheit durch eine große Portion Selbstironie zum Glänzen gebracht wird. Auf Allen passt der Begriff Kinomagier wie auf keinen zweiten Regisseur. In seinem inzwischen 32. Spielfilm jongliert er erfindungsreich mit Tragik, Komik und Witz.
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