Literaturverfilmung | USA 2001 | 98 Minuten

Regie: Tim Blake Nelson

Shakespeares Tragödie "Othello" im High-School-Milieu. Gegen den dunkelhäutigen Star-Spieler eines Basketball-Teams zettelt der verzweifelt um Anerkennung ringende Sohn des Trainers eine Intrige an und macht ihn glauben, dass ihm seine weiße Freundin untreu ist. Dies löst eine Tragödie mit tödlichem Ausgang für die Liebenden aus. Figuren, Szenenabfolge und Themen orientieren sich stark an der Vorlage, der Ton ist durchweg ernsthaft, die schauspielerischen Leistungen überzeugen. Eine interessante Shakespeare-Bearbeitung, die anregenden Diskussionsstoff bietet. (DVD-Titel auch: "O - Wenn Liebe zum Verhängnis wird ") - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
"O"
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2001
Produktionsfirma
Miramax
Regie
Tim Blake Nelson
Buch
Brad Kaaya
Kamera
Russell Lee Fine
Musik
Jeff Danna
Schnitt
Kate Sanford
Darsteller
Mekhi Phifer (Odin "O" James) · Josh Hartnett (Hugo Goulding) · Julia Stiles (Desi Brable) · Martin Sheen (Trainer "Duke" Goulding) · John Heard (Dekan Brable)
Länge
98 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Literaturverfilmung

Heimkino

Die Extras der Kaufversion umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs sowie ein kommentiertes Feature mit vier nicht verwendeten Szenen (9 Min.).

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 1.85:1, DD5.1 dt./engl.)
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Diskussion
Shakespeare im High-School-Milieu: Diese Ausgangsidee weckt nicht allzu große Erwartungen. Eine Adaption für Teenies mit viel High-School-Lifestyle und wenig Tiefgang? Bei einer Komödie („Zehn Dinge, die ich an dir hasse“, fd 33 911) mag das noch funktionieren, aber bei einer Tragödie? Tim Blake Nelson, Schauspieler („O Brother, Where Art Thou?“, fd 34 496) und Regisseur, hat sich mit seinem Film „O“ viel vorgenommen – und löst seine Aufgabe überraschend gut. Seine Version des „Othello“-Stoffs spielt in den Südstaaten. Odin James, genannt O, ist ein Außenseiter auf der Palmetto Grove High School in Charleston, Virginia, der einzige Dunkelhäutige an einer Eliteschule für Weiße. Aber er ist ein Außenseiter, den man braucht, denn er ist der strahlende Star im Basketball-Team. Trainer „Duke“ Boulting stellt den „most valuable player“ in aller Öffentlichkeit groß heraus. Hugo, sein eigener Sohn, ehrgeizig bis zur Besessenheit, sieht sich ständig in den Hintergrund gedrängt und nicht angemessen gewürdigt. Das bestimmt sein Verhältnis zu Odin, den er gleichermaßen bewundert wie hasst. Odin ist verliebt in Desi, die Tochter des Schulleiters. Hugo spinnt nun wie in Shakespeares Drama eine tödliche Intrige: Er sät in Odin die Eifersucht, macht ihn glauben, dass Desi eine Affäre mit dem smarten Michael Casio hat. Die unweigerliche Folge ist eine Tragödie: Odin tötet die vermeintlich untreue Desi und am Ende sich selbst. Der Film, der bereits vor mehr als zwei Jahren fertig gestellt war und nach dem Massaker an der Columbine High School im April 1999 zurückgezogen wurde, findet eine überzeugende Übertragung des klassischen Stoffs in ein ungewöhnliches Milieu. Tim Blake Nelson macht keinen Teenie-Film, sondern ein Jugenddrama mit Tiefgang. Die Figuren und die Szenenabfolge orientieren sich stark an der Vorlage. Die Dialoge sind in einem gängigen Umgangston gehalten, dennoch bleiben die wesentlichen Themen erhalten. Die Veränderungen gegenüber der Vorlage sind oft plausibel wie die Verstärkung der Motivation von Hugo/Iago durch die Einbeziehung des gespannten Verhältnisses zum Vater. Nicht ganz überzeugend ist die Frage die Glaubwürdigkeit im Falle von Odin in den Griff zu bekommen. Dass ein Jugendlicher einen Mord begeht, nur weil seine Freundin mit einem anderen flirtet, mag für den Zuschauer – zumal den jugendlichen – schwer nachvollziehbar sein, aber der Film schildert seine Charaktere als Jugendliche von einer solchen Ernsthaftigkeit, dass diese Frage kaum aufkommt. Die Schauspieler, allen voran Josh Hartnett als Hugo, der eigentlich tragischen Hauptfigur des nach Anerkennung verlangenden Sohns, tragen das Konzept überzeugend. Eine überraschende Shakespeare-Adaption, die eine lohnenswerte Auseinandersetzung anregen kann.
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