A Beautiful Mind

Biopic | USA 2001 | 135 Minuten

Regie: Ron Howard

Filmdaten

Originaltitel
A BEAUTIFUL MIND
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2001
Produktionsfirma
Imagine
Regie
Ron Howard
Buch
Akiva Goldsman
Kamera
Roger Deakins
Musik
James Horner
Schnitt
Daniel Hanley · Mike Hill
Darsteller
Russell Crowe (John Nash) · Ed Harris (Parcher) · Jennifer Connelly (Alicia Nash) · Christopher Plummer (Dr. Rosen) · Paul Bettany (Charles)
Länge
135 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Biopic | Drama
Externe Links
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Heimkino

Zeitgleich wurden eine Standard Edition und eine Special Edition (2 DVDs) herausgebracht. Beide Versionen enthalten einen dt. untertitelbaren Audiokommentar des Regisseurs, einen dt. untertitelbaren Audiokommentar des Drehbuchautoren sowie ein Feature mit 18 im Film nicht verwendeten Szenen (27 Min.). Die Special Edition beinhaltet zudem u.a. einen Storyboard/Filmvergleich sowie eine Reihe von Kurz-Features zu Teilaspekten des Films.

Verleih DVD
Universal (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Inzwischen ist es in Amerika nahezu ein Ritual geworden, Filme über Figuren des öffentlichen Lebens einer peniblen Durchleuchtung zu unterziehen, um hernach behaupten zu können, sie hätten die historische Wahrheit entstellt. So erging es „Erin Brockovich“ (fd 34 174) und „The Hurricane“ (fd 34 137), so ergeht es jetzt auch „A Beautiful Mind“. Ron Howards Film beschäftigt sich mit einem Mathematik-Genie, dem Nobelpreisträger John Forbes Nash. Das Drehbuch macht ziemlich rasch offenkundig, dass es weniger Nashs geistige Qualitäten waren, die Anlass zu dieser filmischen Biografie gaben, sondern dass die Schizophrenie, mit der dieser begabte Wissenschaftler 30 Jahre seines Leben zu kämpfen hatte, dafür ursächlich war. Wie könnte auch ein nach den Regeln und Erwartungen Hollywoods produzierter Film eine Vorstellung davon vermitteln, was die beherrschenden Kennzeichen eines Genies sind! Vielleicht fordern Filme wie „A Beautiful Mind“ die Kritik der Übergenauen dadurch selbst heraus, dass sie allenthalben mit der Behauptung einer „wahren Geschichte“ hausieren gehen. In diesem Fall beruft sich Autor Akiva Goldsman auf ein Buch, das Sylvia Nasar über Nash verfasst hat und dessen Darstellung der Film dann doch nur sehr kursorisch und ausschnitthaft folgt. Prompt wurden nach der Premiere Stimmen laut, die dem Film seine zum Teil reichlich fantastische Illustration schizophrener Symptome und eine nicht zu verkennende Glättung von Nashs Charakter zum Vorwurf machten (der wirklich Nash hat ein uneheliches Kind und unterhielt zeitweilig auch homosexuelle Beziehungen). Dies vorausgeschickt, bleibt die weitaus interessantere Frage zu erörtern, wie ein Autor, der vornehmlich durch zwei „Batman“-Filme bekannt wurde, und ein Regisseur mit unverkennbarem Hang zu Romantisierung und Melodramatik mit einem Stoff fertig werden, der eigentlich eines nüchternen, klinischen Geistes bedürfte. Die Antwort fällt nicht schwer: Sie werden nicht damit fertig. Oder wohlwollender ausgedrückt: Sie machen aus Krankheit und Triumph eines ungewöhnlichen Menschen ein Spionage- und Liebesdrama voll bewegender Momente, aber mit geringer Verbindlichkeit und Aussagekraft. Noch zum Schluss, als Nash 1994 den Nobelpreis entgegennimmt, weiß der Zuschauer sehr wenig über den eigentlichen Anlass dieser außergewöhnlichen wissenschaftlichen Ehrung. Bis zum Schluss, als Nash mit den Halluzinationen seines kranken Hirns einigermaßen umzugehen versteht, hat das Publikum auch reichlich wenig über die medizinischen und psychiatrischen Hintergründe der paranoiden Schizophrenie erfahren. Was der Film hingegen zu vermitteln versteht, sind Respekt vor einer exorbitanten Begabung, auch wenn sie nicht sehr sinnfällig begreifbar wird, und emotionale Anteilnahme für behinderte, unorthodox reagierende Menschen. Im Kontext dessen, was uns Hollywood normalerweise an undifferenzierten Effektstücken vorzusetzen pflegt, ist das schon eine ganze Menge. Doch der Film selbst legt immer wieder nahe, wie viel mehr es hätte sein können, wären Autor und Regisseur nicht fortwährend der Versuchung unterlegen, die Story eines regelwidrigen Menschen einem Unterhaltungsklischee anzupassen, das hier ganz und gar nichts zu suchen hat. „A Beautiful Mind“ beginnt im Jahr 1947, als Nash zum Abschluss seiner Studien an die Universität von Princeton kommt. Er hat es schwer im Kreis seiner Kommilitonen. Sein scheues, abruptes und oft zynisches Benehmen bringt ihm nicht viele Freunde ein. „Ich mag die Menschen nicht, und sie mögen mich nicht sehr“, gesteht er selbst. Als typischer Außenseiter kritzelt er mathematische Gleichungen auf Fensterscheiben und verblüfft seine Umwelt mit wissenschaftlichen Theorien, wie man am leichtesten Erfolg bei Mädchen haben kann. Mehrere Jahre später – er ist inzwischen Professor Nash – ereignen sich zwei Dinge, die den Rest seines Lebens bestimmen werden: Nash findet eine schöne junge Frau (oder, besser gesagt, sie findet ihn), und er kommt in Kontakt mit einem Geheimdienst-Offizier, der den hoch begabten Mathematiker als „Code Breaker“ verpflichtet und ihn in streng vertrauliche Abwehrmanöver der Regierung während des Kalten Krieges mit der Sowjetunion einweiht. Fortan bewegt sich Nashs Dasein auf drei Ebenen: der wissenschaftlichen, der geheimdienstlichen und der privaten. Es ist eine tour de force für Russell Crowe, mit all diesen Dimensionen fertig zu werden und gleichzeitig das dramaturgische Geheimnis des Films nicht zu früh preiszugeben, das in der Tat Spannung und Aufmerksamkeit des Publikums sichert. Es ist Crowes schauspielerische Glanzleistung, die bemerkenswerterweise auf alle lauten Töne verzichtet, dass die absonderliche Story eines absonderlichen Menschen so involvierend über die Leinwand kommt, wie das in vielen Szenen der Fall ist. Umso mehr bleibt zu bedauern, dass Ron Howard immer wieder Sacharin über die Geschichte streut, wo sie es am wenigsten verträgt. Mag sein, dass man sich in Hollywood nicht vorstellen kann und will, wie ein solches Thema ohne die Beschwörung von Mitleid und Rührseligkeit aufbereitet werden könnte. Je näher der Film seinem Ende kommt, das eigentlich eine Feier des menschlichen Geistes sein müsste, umso öfter sind hier Taschentücher statt Einsichten gefragt, was nicht zuletzt auch der über das Ganze ausgebreitete schamlosen Musikkulisse James Horners zuzuschreiben ist.
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