Sein Name ist Mad Dog

Komödie | USA 1993 | 97 Minuten

Regie: John McNaughton

Ein Chicagoer Polizist wird zufällig Lebensretter eines Mafiabosses und muß sich in der Folgezeit vor dessen Freundschaft und Freundlichkeit hüten. Als besonderes "Geschenk" erhält er eine Frau für sieben Tage. Als er sich nach anfänglichem Zögern in sie verliebt, muß er endlich Stellung beziehen. Als Polizei-Märchen angelegter, überaus unterhaltsamer Film, dessen Rückhalt erstklassige Darsteller sind und der geschickt die Versatzstücke verschiedener Genres modifiziert. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
MAD DOG AND GLORY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1993
Produktionsfirma
Universal
Regie
John McNaughton
Buch
Richard Price
Kamera
Robby Müller
Musik
Elmer Bernstein
Schnitt
Craig McKay · Elena Maganini
Darsteller
Robert De Niro ("Mad Dog" Wayne Dobie) · Bill Murray (Frank Milo) · Uma Thurman (Glory) · David Caruso (Mike) · Mike Starr (Harold)
Länge
97 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie | Gangsterfilm | Polizeifilm
Externe Links
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Diskussion
"Mad Dog" Wayne Dobie arbeitet für die Spurenfahndung der Chicagoer Polizei. Er lebt allein und hat seine Arbeit zum Hobby kultiviert, Tatortfotos "zieren" die Wände seiner Wohnung, Lebende fotografiert er vorsichtshalber nicht. Eines Nachts wird er Zeuge eines Überfalls auf einen Lebensmittelladen. Er kann den jugendlichen Täter, der kurz zuvor zwei Dealer erschossen hat, zwar von einem weiteren Mord abbringen und so das Leben des vermeintlichen Ladenbesitzers retten, doch damit beginnen Waynes Probleme erst. Der Gerettete ist niemand anderes als die Mafia-Größe Frank Milo, der sich auf Anraten seines Psychiaters bei seinem Lebensretter erkenntlich zeigen möchte, ihm seine Freundschaft förmlich aufdrängt und fortan Waynes Träume erfüllen und bewachen möchte. Um seine hehren Absichten zu unterstreichen, leiht er dem Polizisten Glory, eine Kellnerin, die tief in seiner Schuld steht, für eine Woche aus. Zunächst ist Wayne empört und weist das "Geschenk" mit Entschiedenheit zurück. Milo faßt dies als persönlichen Affront auf, übt Druck aus und leistet "Überzeugungsarbeit"; gleichzeitig sorgt er dafür, daß der jugendliche Täter bestraft, d. h. ermordet wird. Schließlich darf Glory bleiben, und es ist nur eine Frage von Tagen, bis Wayne sich verliebt. Am Ende der Woche ist er nicht mehr bereit. Glory gehen zu lassen, und Milo, der zunächst auf seine Rechte pocht und abermals Druck ausübt, ist nach einer Stellvertreter-Prügelei - Waynes Partner Mike ist der Mann fürs Grobe -sogar zum Einlenken bereit. Er macht einen "fairen" Preis für Glory, die daraufhin ein Jahr bleiben dürfte, und Wayne, der Konflikte eigentlich scheut, geht sogar auf den Handel ein. Glory ist schockiert und will nun freiwillig zurück. Wayne bringt den Kaufpreis nicht zusammen und so kommt es doch zu einer abschließenden Keilerei zwischen den ungleichen Freunden, in der Wayne zwar einige Punkte sammeln kann, deren guten Ausgang jedoch erst Glorys Liebe und und die späte Einsicht des Gangsterbosses besiegeln. Immerhin hat der genügend Adjutanten, an denen er seinen Ärger abreagieren kann.

Der vierte Film des Chicagoer Regisseurs John McNaughton, der mit "Henry - Porträt eines Serienkillers" (fd 30 092) einen Kultfilm schuf, zugleich aber auch das Kinopublikum in zwei Lager spaltete, ist seine erste Produktion für ein großes Studio. Folglich ist eher mainstream angesagt, die Inszenierung ist weniger schroff, die Töne sind moderater, und McNaughton versteht es nahezu traumhaft sicher, die anfänglich harte Gangart des Films immer mehr auf Komödienkurs zu bringen. Das liegt auch am Buch, das trotz einiger vorhersehbarer Momente ein "buddy movie" ganz anderer Art erzählt. Wenn die ungleichen Partner nicht zusammen auftreten, sorgt eben die Atmosphäre des Films dafür, das der Zuschauer ihre Verbundenheit keine Sekunde aus den Augen verliert. Immer wieder sind Bindeglieder und Querverweise eingestreut, die ironisch die Verbissenheit unterstreichen, mit der Frank Milo seine Freundschaft aufzwingt, und mit der Wayne Dobie seine Freiheit und polizeiliche Integrität zu wahren versucht. Neben einem guten Bill Murray als cholerischem Gangsterboß und zwei wunderbaren Sidekicks - Milos rechter Hand Harold, einem stoischen Kleiderschrank von Bodyguard, und Waynes hartgesottenem Partner Mike, der brenzlige Situationen auch schon einmal durch bloßen Blickkontakt entschärft - ist es einmal mehr Robert de Niro, der dem Film sein schauspielerisches Siegel aufdrückt und sich in einen wahren Spielrausch hineingesteigert. Als er nach der ersten Liebesnacht mit Glory an einen Tatort gerufen wird, geht er zunächst achtlos an der Leiche vorbei, wählt an der Music-box einen alten sentimentalen Schlager, singt und steppt - während er sich seine Untersuchungshandschuhe anzieht und die Kamera vorbereitet - das Lied mit, um schließlich die Leiche "anzuhimmeln". Spätestens hier wird der komödiantische Großstadtkrimi zu einem übermütigen Märchen, das die Kamera bereits zuvor mehrmals andeutete. Betrachtet man die Komparsen in dieser Szene, so scheint deren Reaktion, ein zunächst verwundertes Staunen, das allmählich in ein ungläubiges Lächeln übergeht, keineswegs einstudiert gewesen zu sein. Ein überaus unterhaltsamer Film, der sich bei aller Leichtigkeit einige Kanten bewahrt hat, und der sein Gewaltpotential schon dadurch mildert, daß die Kombatanten vor jeder brenzligen Situation ihre Schußwaffen Unbeteiligten in Verwahrung geben, um überhaupt nicht in Versuchung zu kommen, ihre Konflikte auf die (nicht nur) kinoübliche finale Art zu lösen. In der deutschen Synchronisation wird der Film allerdings einiges verlieren, nicht nur das zweideutige Wortspiel "no guts, no glory", das Wayne immer wieder ertragen muß, bis er endlich den Mut aufbringt, um Glory zu kämpfen, sondern auch die Originalstimmen aller Beteiligten.
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