- | Brasilien 2001 | 90 Minuten

Regie: Fernando Meirelles

Der Alltag von fünf brasilianischen weiblichen Hausangestellten vermittelt sich in Form einer leichtgewichtigen Komödie, die deren Sorgen und Nöte in den Mittelpunkt stellt und ihre Herrschaften konsequenterweise außen vor lässt. Ein dank schwarzem Humor, Montagewitz und lakonisch-humorvoller Dialoge unterhaltsamer Film, der sich zur charmanten Hommage auf einen unterprivilegierten Berufsstand verdichtet. (O.m.d.U.; Fernsehtitel: "Domesticas - Dienstmädchen") - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
DOMESTICAS
Produktionsland
Brasilien
Produktionsjahr
2001
Produktionsfirma
02 filmes
Regie
Fernando Meirelles · Nando Olival
Buch
Renata Melo
Kamera
Lauro Escorel
Musik
André Abujamra
Schnitt
Deo Teixera
Darsteller
Claudia Missura (Raimunda) · Graziela Moretto (Roxane) · Lena Roque (Créo) · Olivia Araújo (Quitéria) · Renata Melo (Cida)
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
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Diskussion
Ihr Alltag besteht aus Putzen, Waschen, Bügeln und Kochen – und nebenbei müssen sie womöglich auch noch die Kinder ihrer Brötchengeber versorgen. Wie das eben bei Hausangestellten auf der ganzen Welt so ist. Aber in der brasilianischen Gesellschaft mit ihren großen sozialen Spannungen sieht ihr Alltag vielleicht doch noch ein bisschen anders, trostloser aus. So böten die Nöte dieses Berufsstandes allemal Stoff genug für ein anklagendes Melodram, doch die Regisseure Fernando Meirelles und Nando Olival entschieden sich für eine Hommage an die Hausangestellten, die in Form einer spritzigen Komödie daherkommt. Die Bediensteten, die hier in verschiedenen Haushalten in Sao Paulo den Besen schwingen, heißen Cida, Quitéria, Créo, Raimunda oder Roxanna. Man sieht sie bei der Arbeit in noblen Häusern und in ihren eigenen, meist schäbigen Wohnungen in den Armenvierteln der Stadt. Manche von ihnen plappern unaufhörlich, andere sind eher schweigsam, doch gemeinsam sind ihnen die (Tag-)Träume von einem besseren Leben sowie die kleinen Fluchten in die Welt der Illustrierten und Seifen-Opern. Vor allem Roxanna, die ihren Frust gerne an noch tiefer Gestellte wie den Pizza-Kurier weitergibt, setzt alles daran, so schnell wie möglich Zugang zu dieser Welt zu finden. Sie lässt Set-Cards mit aufreizenden Fotos von sich machen, und als ihr eine Agentur den ersten Job anbietet, glaubt sie sich schon am Ziel ihrer Träume. Doch der Mann, zu dem man sie schickt, entpuppt sich nicht als Filmregisseur, sondern als schnöder Freier, der sie für Liebesdienste gebucht hat. Die ältere Créo sucht derweil in der Stadt verzweifelt nach ihrer pubertierenden Tochter, die von Zuhause abgehauen ist, während Cida von ihrem phlegmatischen Ehemann schier zu Verzweiflung getrieben wird. Der sitzt den ganzen Tag vor der Glotze, redet kaum ein Wort und scheint sie gar nicht wahrzunehmen. Weshalb sich Cida irgendwann einen Liebhaber nimmt. Als sie eines Abends heimkommt und ihr Mann immer noch in derselben Position vor dem Fernseher sitzt, in der sie ihn morgens verlassen hat, rüttelt sie zur Sicherheit an ihm: Ihr Mann ist tot. So kann nun endlich der Liebhaber bei ihr einziehen, doch nach einem Schnitt sieht man diesen im selben Sessel und in exakt derselben Haltung vor der Flimmerkiste dösen. Dieser Montagewitz, oft gepaart mit lakonisch-scharzem Humor, verleiht der Komödie ihren eigenen Charme. Wenn sich die Hausangestellten zwischendurch in schwarz-weißen Sequenzen direkt an die Zuschauer wenden, um bestimmte Situationen oder auch ihr Leben an sich zu kommentieren, dann gewinnt der Spielfilm fast dokumentarische Züge. Auch andere Stilmittel – verwackelte Einstellungen oder überrissene Schwenks bei der Auflösung sowie Dialogsequenzen – erinnern bisweilen an die „Dogma“-Filme. Dass die Komödie nach einem Theaterstück von Renata Melo, die hier auch die Rolle der der Cida spielt, trotz einer gewissen Dialoglastigkeit überaus temporeich und beschwingt daherkommt, ist nicht zuletzt einer hohen Schnittfrequenz zu verdanken. Gepaart mit einem oft lakonischen Dialogwitz („Magst du Kinder?“ „Als ich klein war, ja, aber dann hab‘ ich den Kontakt verloren.“), entstand so eine charmante filmischen Hommage an die brasilianischen Hausangestellten, in der deren Herrschaften konsequenterweise überhaupt nicht vorkommen. Lediglich die deutsche Untertitelung lässt bisweilen die nötige Sorgfalt vermissen. Übersetzungen wie „Ich finde mich keine glückliche Person“ zeugen zumindest nicht von einem besonders liebevollen Umgang mit dem Original
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