Der Super-Guru

- | USA 2002 | 95 Minuten

Regie: Daisy Von Scherler Mayer

Ein junger Inder geht nach Amerika, um ein berühmter Schauspieler zu werden, landet aber in einer Porno-Produktion und wird per Zufall zum gefeierten Sex-Guru der New Yorker Elite. Letztlich aber verzichtet er auf den Ruhm zu Gunsten der Frau seines Herzens. Ebenso simple wie rührende Liebesgeschichte, die von charmanten Darstellern und der herzlichen Figurenzeichnung getragen wird. - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
THE GURU
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2002
Produktionsfirma
Working Title Prod.
Regie
Daisy Von Scherler Mayer
Buch
Tracey Jackson
Kamera
John de Borman
Musik
David Carbonara
Schnitt
Bruce Green · Cara Silverman
Darsteller
Jimi Mistry (Ramu Gupta) · Heather Graham (Sharonna) · Marisa Tomei (Lexi) · Michael McKean (Dwain) · Christine Baranski (Chantal)
Länge
95 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Universal
DVD kaufen

Diskussion
Der amerikanische Traum ist ein Traum von Freiheit und Identität, von der Möglichkeit, das eigene Leben im Einklang mit den eigenen Wünschen und Vorlieben zu gestalten. Insofern handelt es sich nicht um eine nationale Errungenschaft, sondern um ein universelles Phänomen, das auch in der indischen Provinz seine Wirkung tut. In „Der Super-Guru“ ergreift der Traum Besitz von dem kleinen Ramu, der in einem Kino desinteressiert ein indisches Musical verfolgt, das die Liebe eines Paares mit Tanz und Gesang zelebriert. Nach einer Weile verlässt er gelangweilt den Vorführraum, um im Nachbarsaal seine Bestimmung zu finden. Seine Augen beginnen zu leuchten, sobald er John Travolta und Olivia Newton-John in „Grease“ (fd 20 933) erblickt. Als sie „You’re the one that I want“ – mit indischen Untertiteln – singen, weiß auch Ramu, was er will: nach Amerika gehen und dort ein berühmter Schauspieler werden. Jahre später fordert der Traum konkretes Handeln. Ramu gibt seinen Job als Tanzlehrer auf, verabschiedet sich von seiner Familie und wagt das Abenteuer USA. Die Ankunft in New York birgt jedoch die ersten Enttäuschungen in sich. Das Vorsprechen für eine Filmrolle verläuft anders als erwartet, denn der Regisseur interessiert sich weniger für sein mimisches Talent als für die Größe seines Geschlechtsteils. Zudem verlässt ihn vor laufender Kamera seine Manneskraft, sodass er sich nach kurzer Zeit bereits nach einem neuen Job umsehen muss. Immerhin hat er die Bekanntschaft der Porno-Queen Sharonna gemacht. Deren Tipps und Ratschläge macht sich Ramu zunutze, als er bei einer Party der New Yorker High Society in die Rolle eines indischen Gurus schlüpfen soll, der kurzfristig ausgefallen ist. Er begeistert die vornehmen Gäste mit seinen sexuellen Weisheiten, sodass er in der Folgezeit zum Darling der kulturellen Elite der Metropole avanciert. Zugleich nimmt er Unterricht bei Sharonna, die er im Glauben belässt, er wolle ins Porno-Geschäft einsteigen, während er in Wahrheit ihre Philosophie für seine Guru-Karriere missbraucht. Als Ramu zu Beginn des Films in die USA aufbricht, verlässt er das Reich seiner Kindheit, um seine Träume an der Realität jener Nation zu testen, die den bedingungslosen Glauben an sich selbst und die eigenen Ziele als höchsten Wert proklamiert. Als Zuschauer erwartet man daher, das der Film Fokus auf die Frage richten würde, inwiefern die schmutzige Realität die Reinheit des Traums zwangsläufig zerstört. Aber derart theoretische Ansätze verlieren im Angesicht der ebenso simplen wie betörenden Liebesgeschichte an Relevanz. Denn Ramu und Sharonna sind füreinander bestimmt, und Regisseurin Daisy von Scherler Mayer gibt sich nicht einmal besondere Mühe, dies zu erklären. Sie setzt hemmungslos auf naive romantische Begeisterung und ihre beiden zauberhaften Hauptdarsteller: Heather Graham, die die perfekte Balance zwischen Wissen und Unschuld findet, und Jimi Mistry, der den ewigen Träumer mit hoffnungsfrohem Überschwang darstellt, spielen mit solchen Charme, dass man ihnen von Herzen alles Gute wünscht. Dennoch kann man die Schwächen des Films nicht komplett ausblenden: Die Evolution der Geschichte vollzieht sich allzu sprunghaft, da viele Entwicklungen nicht nachvollziehbar gemacht, sondern lediglich behauptet werden. Auch die Inszenierung wirkt oft blass und anonym – insbesondere im Vergleich zu den Szenen aus dem indischen Musical, das Ramu zu Beginn im Kino sieht und das immer wieder als Referenzpunkt dient. Der Mangel an filmischer Finesse zählt allerdings wenig im Vergleich zu der euphorischen Herzlichkeit, die den Film auszeichnet. Man kann sich der bedingungslosen Sympathie, die Daisy von Scherler Mayer ihren Protagonisten entgegenbringt, nicht entziehen, sodass man ihren Weg zum Glück mit freudiger Erregung verfolgt. Zu den schönsten Szenen gehören dementsprechend die kurzen Gesangs- und Tanz-Einlagen, in denen sich die Figuren aus der Alltagsrealität lösen und sich ganz dem Überschwang der Gefühle hingeben. In diesen Momenten strahlt der Film eine seltene Form reiner Heiterkeit aus, sodass man die dramaturgischen Schwächen gerne verzeiht und das Kino bester Laune verlässt.
Kommentar verfassen

Kommentieren