Märchenfilm | Niederlande/Belgien 2000 | 87 Minuten

Regie: André van Duren

Ein Mädchen, das als Findelkind bei einem eigenbrötlerischen Gelehrten im Wald aufwächst, stößt beim Versuch, in der Stadt eine Ziege zu kaufen, auf Ablehnung und Willkür, entdeckt aber auch die bunte Vielfalt der Welt. Mittelalterlich-märchenhafter Kinderfilm als zeitlose Parabel aufs Großwerden, der auf simple Gut-Böse-Schemata verzichtet und vor allem durch das mitreißende Spiel der kleinen Hauptdarstellerin fesselt. - Sehenswert ab 8.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
MARIKEN
Produktionsland
Niederlande/Belgien
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Egmond/VPRO
Regie
André van Duren
Buch
Willeke van Ammelrooy · Kim van Kooten
Kamera
Steve Walker
Musik
Mark van Platen
Schnitt
René Wiegmans
Darsteller
Laurien van den Broeck (Mariken) · Jan Decleir (Archibald) · Ramsey Nasr (Joachim) · Kim van Kooten (Isabella) · Johanna Ter Steege (Gräfin)
Länge
87 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Märchenfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras der Edition von absolut Medien beinhalten u.a. ein informatives Booklet

Verleih DVD
Starmedia (1.78:1, DD2.0 dt.), absolut (16:9, 1.78:1, DD2.0 niederl./dt.)
DVD kaufen

Diskussion
Längst ist das Mittelalter im Kino kein romantischer Abenteuerspielplatz mehr wie in alten Ritterfilmen; mit Vorliebe wird es schmutzig-realistisch als „finsteres“ Zeitalter gezeichnet, in dem die Lebensbedingungen hart und die Standesunterschiede rigide sind, während vom Licht der Aufklärung noch kein Schimmer zu sehen ist. Der Kinderfilm „Mariken“, der in eine Stadt in einem fiktiven Mittelalter entführt, macht da keine Ausnahme: Auch hier wird die kleine Titelfigur mit Dreck, Pest und Armut, mit Aberglauben und aristokratischer Willkür konfrontiert. Marikens Umgang damit ist allerdings ganz „unrealistisch“ nach Art einer Märchenheldin, nämlich von einer Furchtlosigkeit und unvoreingenommenen Unschuld, die sie zwar in viele Abenteuer schlittern, diese aber auch bestehen lässt, so als würde sie ein schützendes Amulett mit sich tragen: Diesem mutigen Mädchen mit seinen ernsten blauen Augen kann keiner widerstehen. Täglich die Füße waschen, Ziegenmilchbrei essen, in einem Buch lesen: Die Regeln, nach denen Mariken bei ihrem Ziehvater aufwächst, sind einfach, und schlicht sind auch die Lebensumstände, unter denen der eigenbrötlerische Gelehrte Archibald sein Findelkind großzieht: Eine Hütte im Wald, die Ziege, die Kleider, die sie am Leib tragen und Archibalds Bücher – mehr braucht es nicht für eine glückliche Kindheit. Nur eines fehlt Mariken: Sie würde zu gern ihre Mutter kennen lernen. Als eines Tages ein Fremder durch den Wald zieht und gedankenlos Archibalds Ziege schlachtet, will Mariken Abhilfe schaffen und macht sich auf den Weg in die Stadt, um eine neue Ziege zu besorgen. Da sich ihr Wissen um die Welt bisher nur aus dem Werk „Das Leben ist eine Komödie“ speist, warten viele Überraschungen auf sie. André van Duren inszeniert „Mariken“ als zeitlose Parabel aufs Großwerden, aber auch als ruhig erzählte, atmosphärische Entdeckungsreise, die sinnlich, mal witzig, mal spannend an der Seite Marikens in die Welt des Mittelalters hineinführt. Jenseits des heimatlichen Waldes muss Mariken mit Ablehnung und Unterdrückung umzugehen lernen, wenn eine alte, verbitterte Frau sie als Hexenkind beschimpft oder eine Gräfin sie auf ihrer wenig heimeligen Burg festhält. Doch Mariken entdeckt auch die bunte Vielfalt von Menschen, Tieren und Dingen und erfährt Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Schön ist dabei neben dem mitreißenden Spiel der kleinen Hauptdarstellerin vor allem der Verzicht auf allzu simple Gut-Böse-Schemata, wie man sie allzu oft im Märchen- und Kinderfilm findet. Hier mögen sich zwar die Gaukler während ihrer Vorführungen als Teufel, Engel oder gar als Gottvater verkleiden, doch jenseits dieser Spiele sind die Figuren, ob „Feinde“ oder „Freunde“, als differenzierte Menschen mit Stärken, mit Fehlern und Schwächen gezeichnet; ist die Welt, die es kennen zu lernen gilt, doch alles andere als simpel.
Kommentar verfassen

Kommentieren