Die Champions

- | Deutschland 1998-2003 | 129 Minuten

Regie: Christoph Hübner

Spannende Langzeitdokumentation über die Jugendarbeit beim Fußball-Bundesligaclub Borussia Dortmund. Der Film beobachtete vier Jahre lang vier Jugendliche, die mit unterschiedlichem Erfolg den harten Weg nach oben gehen; die meisten aber bleiben auf der Strecke. Die Filmemacher kommen den Spielerpersönlichkeiten sehr nahe und vermitteln deutlich die Zerrissenheit zwischen Ehrgeiz und tatsächlichen Leistungen, Integration und Isolation. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1998-2003
Produktionsfirma
Christoph Hübner Prod.
Regie
Christoph Hübner
Kamera
Christoph Hübner
Schnitt
Gabriele Voss
Länge
129 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.

Heimkino

Die Extras beinhalten u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs.

Verleih DVD
Al!ve (1.66:1, DD2.0 dt.)
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Diskussion
Die Spieler der Fußball-Bundesliga gehören zu den Helden der Nation. Sie sorgen für die Erfolge von Vereinen mit Millionen von Mitgliedern, sie sind ständig in den Medien präsent, sind reich und umschwärmt. Kein Wunder, dass jeder Junge, der sich für ein Talent hält, von einer derartigen Karriere träumt. Der Dokumentarfilmer Christoph Hübner ist diesem Traum nachgegangen, vom Anfang bis zum Ende: von der Entdeckung jugendlicher Spieler durch die Talentscouts von Borussia Dortmund, über den Einzug ins Jugendhaus, die Jahre des Trainierens und Spielens, bis zur Stunde der Wahrheit, die jedem von ihnen irgendwann schlägt: Wird aus mir ein Mitglied der A-Mannschaft, oder bleibe ich ein durchschnittlicher Regionalligaspieler? Gehe ich ins Ausland – was mitunter heißt: zurück in die Heimat – oder suche ich mir einen ganz anderen Job? Der Film ist ein Mammutprojekt. Hübner und seine langjährige Co-Autorin Gabriele Voss haben die Jugendarbeit der Borussia – die erfolgreichste der Liga – vier Jahre lang begleitet, dabei zwölf Spieler porträtiert und vier davon für den Film ausgewählt. Es sind vier ganz unterschiedliche Lebenswege von vier Spielern aus unterschiedlichen Ländern, die mit vier verschiedenen Selbsterkenntnissen enden. Francis Bugri gehört zu den größten Talenten seiner Generation und scheint sich durch nichts beirren zu lassen. Mohammed Abdulai aus Ghana arbeitet hart, betet aber laut Trainermeinung ein wenig zu viel. Heiko Hesse, dessen Mutter aus Thailand stammt, entwickelt schon früh andere Interessen, die mehr mit Kopfarbeit zu tun haben. Claudio Chavarria aus Chile leidet schwer unter Heimweh, derweil ihm sein Trainer Schönspielerei vorwirft. Es ist kein Zuckerschlecken, was die Jungen in Kauf nehmen auf ihrem möglichen Weg ins Westfalenstadion. Der Jugendtrainer geht hart mit ihnen ins Gericht: nach jeder Saison, nach jedem Spiel. Privatleben gibt es praktisch nicht; wer sich zuviel mit Discos oder Mädchen befasst, wird schnell zurecht gewiesen. Hübner redet auch mit den Trainern, darunter auch Bundestrainer Michael Skibbe und Erstligatrainer Matthias Sammer, nimmt aber eher die Perspektive der Jungen ein. Die sprechen ganz offen von ihren Hoffnungen und Enttäuschungen, wobei auffällt, dass sie diese Gespräche scheinbar eher mit den Filmemachern suchen als mit ihren Mannschaftskameraden. Rivalität scheint es hier nicht zu geben, aber auch keine sonderliche Solidarität. Gerade die Ausländer im Team, die deutsch manchmal erst noch mühsam lernen müssen, leiden offenbar unter ihrer Isolation in der Fremde. Nach und nach findet man sich in die vier Leben der Spieler ein, was nicht zuletzt einer Schnittarbeit zu verdanken ist, die 400 Stunden Material einzudampfen hatte. Der Film ist streng chronologisch strukturiert, berücksichtigt aber thematische Zusammenhänge wie entscheidende Spiele, Saisonenden, Freizeit und Langeweile, Ehrgeiz und Heimweh. Hübner und Voss zeichnen kein gewollt deprimierendes Bild, sie wollen nicht abschrecken. Ihre Langzeitdokumentation liefert einen in dieser Form bisher noch nicht gesehenen, ernüchternden Blick hinter die Kulissen des Bundesliga-Glamours und der 90 Minuten unter Flutlicht, wovon der Nachwuchs mitunter Lichtjahre entfernt zu sein scheint. Der Film zeigt, auf welch harte Arbeit sich Jugendliche einlassen, die in eine Elitemannschaft vorstoßen wollen – und was dementsprechend die Stars von heute hinter sich haben. So gesehen, neidet man ihnen vielleicht ihre Gehälter ein bisschen weniger.
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