America's Dream

Drama | USA 1996 | 84 Minuten

Regie: Kevin Rodney Sullivan

Verfilmungen dreier Kurzgeschichten über die Probleme von Afroamerikanern vor dem Hintergrund vermeintlicher Rassengleichheit. 1. "Long Black Song": Ein schwarzer Farmer erkennt, dass ihn sein Großhändler betrügt und seine Frau mit einem weißen Handelsvertreter fremd geht. 2. "The Boy Painted Christ Black": Ein Lehrer bekommt Schwierigkeiten, als sein talentiertester Schüler Jesus als Schwarzen zeichnet, und muss sich entscheiden, ob er ihn weiter unterstützt. 3. "The Reunion": Nach 20 Jahren treffen sich die Tochter einer schwarzen Dienstmagd und die weiße Tochter des Haushalts wieder und müssen erkennen, dass sich nichts Grundlegendes verändert hat. Hochkarätig besetzte Episoden von unterschiedlicher Qualität, deren ambitionierte Absichten von der Inszenierung mitunter nicht eingelöst werden. Der humanistische Aufruf, Hass und Gewalt zu überwinden, fußt ausschließlich auf dem Glauben an die Menschlichkeit und ebnet einer politischen Naivität den Weg. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
AMERICA'S DREAM
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1996
Produktionsfirma
Carrie/HBO
Regie
Kevin Rodney Sullivan · Bill Duke · Paris Barclay
Buch
Ron Stacker Thompson · Ashley Tyler
Kamera
Karl Herrmann
Musik
Patrice Rushen
Schnitt
Angelo Corrao · Monty DeGraff · Michael Schultz
Darsteller
Danny Glover (Silas) · Tate Donovan (David) · Tina Lifford (Sarah) · Wesley Snipes (Geroge Du Vaul) · Norman D. Golden (Aaron)
Länge
84 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
Mediacs (FF, DD2.0 dt., DD5.1 dt.)
DVD kaufen

Diskussion
Es ist eine hoffnungslose Spirale, die sich in „Long Black Song“, der ersten von drei Kurzgeschichten über Rassismus und Stolz, zu drehen beginnt: Rassistische Ungerechtigkeit erzeugt Wut; Wut gebiert verzweifelte Taten, die unweigerlich in die Katastrophe führen; auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft kann am Ende über die menschliche Tragödie nicht hinwegtrösten. Alabama 1938: Der afroamerikanische Farmer Silas hat sich eine Rekordernte erschuftet. Geduldig erträgt er die entwürdigenden Diskriminierungen des feisten weißen Händlers in der Stadt, nur um seiner geliebten Frau Sarah vom Verkaufserlös einen kostbaren Ring mit nach Hause bringen zu können. Während seiner Abwesenheit taucht ausgerechnet der Sohn des Händlers bei Sarah auf und verführt sie. Als Silas von Sarahs Seitensprung erfährt, kommt es zur Konfrontation. Der fatale Ausgang scheint vorgezeichnet, plötzlich aber wird die Spirale angehalten. Sarah unterbricht das „ewige schwarze Lied“, den ewigen Kreislauf von Hass und ohnmächtiger (Selbst-)Zerstörung. Diese optimistisch stimmende Wendung vollzieht sich derart abrupt und unvermittelt, dass der Eindruck entsteht, als habe die Geschichte auf schnellstem Wege in ein Happy End überführt werden müssen. Auch die beiden folgenden Episoden sind dramaturgisch ähnlich konstruiert. 1948 in Georgia ist es das Bild eines schwarzen Jesus Christus, den ein achtjähriger Junge für den Wettbewerb des „County Pride Day“ eingereicht hat, der den afroamerikanischen Schuldirektor vor eine folgenschwere Entscheidung stellt. Wieder zehn Jahre später begegnet die Jazzpianistin Philomena in Chicago einer weißen Peinigerin aus ihrer Kindheit. Jedes Mal kommt das Ende auf den ersten Blick wie eine überhastete Pointe. Doch was als eine notorische Schwäche erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als idealistisches Konzept. Es ist kein Zufall, dass jeweils zehn Jahre zwischen den Episoden vergangen sind, und sich von Episode zu Episode die Problemstellung in dem Maße entschärft, wie die soziale Integration der afroamerikanischen Protagonisten voranschreitet. Folgerichtig handelt die letzte Folge 1958 bereits nur noch von Vergangenheitsbewältigung. Unter der Prämisse eines emanzipatorischen Fortschritts bauen die inhaltlich strikt voneinander getrennten Episoden insofern aufeinander auf, als dass sie die Verwirklichung des amerikanischen Traums als eine Folge von richtigen Entscheidungen präsentieren. Der beschwerliche Weg hin zu einer selbstbewussten afroamerikanischen Identität, so der Subtext des Films, wurde durch die Überwindung der Opferhaltung erfolgreich beschritten. Dass Gewalt, Hass und blinde Wut dabei als Hindernisse erscheinen, kann als humanistischer Aufruf an die Menschlichkeit verstanden werden. Doch im Glauben an das Gute im Menschen verfällt der Film in unpolitische Naivität, wenn er mit den nostalgisch beleuchteten Bildern der von sanften Jazz- und Bluesklängen rührselig begleiteten Retrospektive suggeriert, dass amerikanischer Rassismus heutzutage nur noch Geschichte ist.
Kommentar verfassen

Kommentieren