4K UHD. | USA 2000 | Kinofassung DVD: 108 (=BD: 113) Director's Cut DVD: 128 Minuten

Regie: Richard Kelly

Ein halluziniertes Riesenkaninchen rät einem verträumten Schüler, das Schlafzimmer zu verlassen. Als daraufhin eine Flugzeugturbine in sein Zimmer einschlägt, ist er auch anderen Einflüsterungen nicht mehr abgeneigt. Er weiß, dass die Erde in 28 Tagen untergehen wird, und setzt alles daran, dies zu verhindern. Mit einem leidgeprüften gleichaltrigen Mädchen träumt er von einer Zeitreise, um in der Vergangenheit Dinge ungeschehen zu machen. Fantasy-Tragikomödie mit Anleihen bei "Mein Freund Harvey", die unaufdringlich Fragen nach der Unausweichlichkeit des Schicksals und der Existenz Gottes stellt. Der tiefschürfende Film macht das Lebensgefühl Jugendlicher ohne eindimensionale Lebensdeutungen erfahrbar. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
DONNIE DARKO
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Adam Fields Prod./Flower/Gaylord/Pandora
Regie
Richard Kelly
Buch
Richard Kelly
Kamera
Steven B. Poster
Musik
Michael Andrews
Schnitt
Sam Bauer · Eric Strand
Darsteller
Jake Gyllenhaal (Donnie Darko) · Holmes Osborne (Eddie Darko) · Maggie Gyllenhaal (Elizabeth Darko) · Mary McDonnell (Rose Darko) · Drew Barrymore (Karen Pomeroy)
Länge
Kinofassung DVD: 108 (=BD: 113) Director's Cut DVD: 128 Minuten
Kinostart
05.03.2024
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
4K UHD. | Drama | Fantasy | Jugendfilm | Mystery
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Während die Leih-DVD keinen nennenswerten Extras aufweist, findet sich auf den Kauf-DVDs eine Fülle von Bonusmaterialien. Die Einzel-DVD enthält u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und des Darstellers Jake Gyllenhaal, einen Audiokommentar des Regisseurs, der Produzenten Sean McKittrick und Nancy Juvonen sowie der Darsteller Drew Barrymore, Jena Malone, Mary McDonnell, Holmes Osborne, Katharine Ross, Beth Grant und James Duval. Die umfangreiche, originell konzipierte Special Edition (2 DVDs) enthält zudem ein Feature mit 20 nicht verwendeten Szenen (35 Min.), eine isolierte Soundtrackspur sowie einige Featuers zu Teilaspekten des Films. Ausgezeichnet mit dem "Silberling 2003" der Filmzeitschrift film-dienst! Bei dem 2005 auf DVD erschienenen "Director's Cut" handelt es sich um die stimmigere Festivalfassung des Films. Das Bonusmaterial enthält hier nicht mehr die geschnittenen Szenen. Auch der Audiokommentar ist neu und diesmal von den Regisseuren Richard Kelly und Kevin Smith gesprochen. Zudem enthält die Bonus-DVD ein ausführliches "Making Of" (53 Min.), vier Storyboard/Film-Vergleiche (8 Min.), die Filmmusik als Tonspur (16 Tracks, 30 Min.) sowie ein 16-seitiges Booklet zum Film. Das 2-Disk-Set der Blu-ray (2010) enthält ebenfalls dieses Bonusmaterial. Beide Edition sind mit dem Silberling 2005 respektive 2010 ausgezeichnet. Die 2021 erschienenen BD- und 4K UHD-Editionen (StudioCanal) des Films enthalten den Film jeweils in der Kinofassung und dem Director's Cut. An Bonuusmaterial sind u.a. enthalten: Die beiden Audiokommentare mit Richard Kelly und Kevin Smith sowie Cast & Crew (siehe oben), den Kurzfilm " The Goodbye Place" (9 Min.), die 20 nicht verwendeten Szenen (35 Min.), kommentierte Produktionstagebücher (52 Min.), Storyboard/Film-Vergleiche (8 Min.) sowie die brillante "Making of"-Dokumentation "Deus Ex Machina - Die Philosophie von Donnie Darko" (86 Min.). Die ebenfalls erhältliche Limited Collector's Edition (mit den 2 BDs und den 2 4K UHDs) enthält im stabilen Pappschuber zudem u.a. noch ein 40-seitiges Booklet mit analytischen Texten zum Film. Die BD & 4K-Editionen sind mit dem Silberling 2021 ausgezeichnet.

Verleih DVD
McOne (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt., DTS dt.) StudioCanal (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
McOne/Ascot Elite & StudioCanal (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Dunkle Tragikomödie um einen Jugendlichen aus einer spießigen US-Vorstadt, dem Visionen eines Riesenkaninchens den Weltuntergang vorhersagen.

Diskussion

Es hat etwas von einer Geburt: Ein Jugendlicher erwacht auf einer schlecht asphaltierten Bergstraße inmitten einer gezähmten Wildnis. Die Sonne ist gerade dabei, das Tal mit ihren Strahlen zu fluten. Als Donnie sich gähnend und räkelnd der Wärme entgegenstreckt, wirkt er weder verängstigt noch fröstelt, sondern erholt und befreit. Er schwingt sich auf sein Fahrrad und fährt in die Vorstadt hinab. Aus dem Radio erklingt der Song „I know it must be the killing time…“ und auf dem Kühlschrank der Familie Darko prangt eine Notiz: „Wo ist Donnie?“

Doch die Zeichen täuschen. Donnie Darko (Jake Gyllenhaal), dessen kurze und seltsame Geschichte einer späten Jugend hier erzählt wird, ist kein künftiger Serienkiller. Ganz im Gegenteil: Er könnte selbst bald sterben. Präzise in 28 Tagen, 6 Stunden, 42 Minuten und 12 Sekunden. Vielleicht ist das zugleich das Ende der Welt. Zumindest behauptet dies Frank, Donnies neuer Freund.

Wenn Donnie seiner Therapeutin die Wahrheit sagt (und die sagt er immer), dann ist dieser Frank trotz seiner felligen Gestalt, den Hasenohren und seiner zähnebleckenden Fratze ein höchst umgänglicher, höchst realer Kumpel. Immerhin hat er Donnie gleich beim ersten Mal das Leben gerettet, als mitten in der Nacht die Turbine einer Boeing genau auf jenen Teil seines Elternhauses stürzte, in dem sein Schlafzimmer liegt.

Was fehlt Donnie Darko?

„Wenn ich zweimal in die Hände klatsche, dann wachst du auf!“, sagt Donnies Therapeutin (Katharine Ross), die alles versucht, inklusive einer durch Hypnose induzierten Zeitreise in die Vergangenheit, damit es dem Jungen aus der mittelständischen US-Vorstadt wieder besser geht.

Was ihm fehlt, ist schwer zu sagen. Er verliert sich in Tagträumen, er hat eine Freundin, zwei nervige Schwestern und Eltern, die durchaus willens sind, ihn aus dem Zimmer des Schuldirektors herauszuboxen, wenn er mal wieder durch unbequeme Wahrheiten aufgefallen ist.

Die Schule ist allerdings ein wahrer Hort des Horrors, in Gestalt langweilig-spießiger Schüler und reaktionärer Lehrer, die sich nicht scheuen, schmierige Fernseh-Heilsbringer wie Jim Cunningham (Patrick Swayze) für Motivationslehrgänge einzuladen. Kein Wunder, dass Donnie dort als Außenseiter gilt. „Passen Sie bloß auf, dass Donnie nicht vom Pfad der Liebe endgültig in Richtung Moloch der Angst abdriftet“, muss sich Mutter Rose (Mary McDonnell) von Donnies Lehrerin Kitty Farmer (Beth Grant) sagen lassen. Warum sollte Donnie da nicht aufgeschlossen reagieren, wen Frank ihm ketzerische Vorschläge unterbreitet, etwa die Schule zu verwüsten?

Wenn eines in dem Film von Richard Kelly naheliegt, dann die Vermutung, dass Donnies Therapeutin vergessen hat, ein zweites Mal in die Hände zu klatschen. Kelly belässt es im Unklaren, was hier eigentlich passiert, ob man Zeuge der Geschichte eines geisteskranken Jungen wird oder ob die Welt um ihn herum verrückt ist.

Audiovisuell kommt „Donnie Darko“ ungefähr so daher, als hätte man den Vorspann von David Lynchs Blue Velvet auf abendfüllende Länge gestreckt. In Zeitlupe entwerfen Kamera und Ausstattung eine heile sonnige Vorstadtwelt, die einen frösteln macht im Wissen, dass hier auch der Nährboden für den Extremismus eines Donald Trump zu finden ist.

Progressive Kräfte haben keine Chance

Auf der anderen Seite gibt es die Lehrerin Karen Pomeroy (Drew Barrymore), die als einzige versucht, in der Schule aufzubegehren. Die Gesichtszüge von Donnies Mutter Rose erstarren angesichts des zuckersüß-giftigen Alltags hingegen regelmäßig in einer Mischung aus Fatalismus und ungläubigem Amüsement, so als wollte sie im nächsten Moment zur Waffe greifen, um ihrem Ärger endlich Luft zu verschaffen. Und es gibt Donnies ältere Schwester Elizabeth (Maggie Gyllenhaal), die wie Lisa bei den „Simpsons“ fürs intellektuelle Gewissen steht und bei der nächsten Präsidentenwahl – der Film spielt im Oktober 1988 - den Demokraten Dukakis wählen will.

Doch progressive Kräfte haben keine Chance, denn „Donnie Darko“ läuft auf das vom Horrorhase Frank genannte Datum zu. Man weiß: In knapp einem Monat kann ohnehin alles egal sein. Doch bis dahin zieht einen „Donnie Darko“ in einen virtuosen Malstrom aus Schein, Sein und den ganz normalen Wahnsinn hinein. Filmkomponist Michael Andrews covert dazu „Tears for Fears“: „The dreams in which I’m dying are the best I’ve ever had. When people run in circles it’s a very, very… Mad World!“

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