Jersey Girl (2004)

Komödie | USA 2004 | 103 Minuten

Regie: Kevin Smith

Ein karriereorientierter Presseagent kehrt nach dem Tod seiner Frau mit seiner neugeborenen Tochter nach New Jersey zurück, wo er sich zum passablen Vater entwickelt, bis ihn Jahre später erneut der berufliche Ehrgeiz packt. Erfrischend unkonventionelle Familienkomödie von Kevin Smith, der die eher unspektakuläre Handlung mit skurrilen Einfällen und seinem spezifischen (Sprach-)Humor garniert. Sympathisch vor allem auch durch die überzeugenden Darsteller. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
JERSEY GIRL
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2004
Produktionsfirma
Miramax/Beverly Detroit/Close Call/View Askew Prod.
Regie
Kevin Smith
Buch
Kevin Smith
Kamera
Vilmos Zsigmond
Musik
James Venable
Schnitt
Olof Källström · Scott Mosier · Kevin Smith
Darsteller
Ben Affleck (Ollie Trinke) · Liv Tyler (Maya) · George Carlin (Bart Trinke) · Stephen Root (Grenie) · Mike Starr (Block)
Länge
103 Minuten
Kinostart
06.01.2005
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und des Darstellers Ben Affleck sowie einen Audiokommentar u.a. mit dem Regisseur und dem Produzenten Scott Mosier.

Verleih DVD
Buena Vista (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Es gibt banale Einsichten, die schlagartig bedeutend werden, sobald sie sich aus persönlicher Erfahrung nähren. So bedeutend, dass man sie mit allen teilen will. Wer bislang nicht wusste, dass Kevin Smith Nachwuchs bekommen hat, dem wird diese Nachricht jetzt mit seinem neuesten Werk serviert, und zwar in Form eines auf Spielfilmlänge gedehnten Stoßseufzers: „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr.“ Eine pikante Note bekommt das Ganze, weil sich Smith in seinen Filmen bislang stets durch einen ausgeprägten Unwillen, erwachsen zu werden, ausgezeichnet hat. Immer wenn man dachte, dass man dem Autor und Regisseur u.a. von „Clerks“ (fd 31 246) und „Dogma“ (fd 34 203) auf die seriösen Schliche gekommen sei, schüttelte er einen schmutzigen Scherz aus dem Ärmel, der einen zumindest teilweise eines Besseren belehrte. Sollten die väterlichen Freuden geschafft haben, woran eine naserümpfende Kritik scheiterte: Smith zum braven Komödienschreiber zu läutern? Eine quälende Exposition lang fürchtet man, dass es noch schlimmer gekommen ist. So lange dauert es, bis Smith aus einem Pärchen in bester Hoffnung einen gebrochenen Witwer und alleinerziehenden Vater gemacht und damit einer anämischen Beziehung ein abruptes Ende bereitet hat. Es ist pietätlos, aber leider wahr: Wenn die Wöchnerin nach der Geburt ihres Kindes stirbt und der trauernde Vater mit seinem Schmerz und einer Tochter alleine bleibt, weiß man, dass es mit „Jersey Girl“ nur besser werden kann. Für Ollie Trinke wird zunächst jedoch nichts besser. Er verliert seinen hoch dotierten Job als Presseagent und zieht widerwillig mit einem Baby, das er kaum ansehen kann, in sein Elternhaus zurück. Wird aus dem Karrieremenschen jemals ein Familienvater? Sieben Filmjahre später gibt Smith die Antwort: Die kleine Gertie geht mittlerweile zur Schule, und Ollie, der sein Geld als Arbeiter bei den Stadtwerken verdient, hat sich zum linkischen Super-Dad gemausert. Für sich und seine Tochter hat er ein einfaches Glück aus einfachen Verhältnissen geschaffen, ohne zu ahnen, wie viel ihm damit gelungen ist. Das (von kleinen Dramen um Jungenbesuch oder die Toilettenbenutzung abgesehen) harmonische Familienleben wird durch eine erlesene Schar skurriler Charaktere komplettiert: Großvater Trinke hat das Herz am rechten Fleck, die Arbeitskollegen sind knorrig, aber umgänglich, und die Videothekarin Maya ist eine beständige Herausforderung an Ollies Treue zur verstorbenen Ehefrau. So könnte es vermutlich bis zur Volljährigkeit des aufgeweckten Sprösslings weitergehen, wenn nicht der Ehrgeiz des Hausvorstands dazwischen käme: Er träumt davon, im alten Beruf wieder Fuß zu fassen. Das aber hieße, dass die Kernfamilie aus New Jersey zurück nach Manhattan ziehen müsste. Man ahnt bald, dass sich Smiths aus der Vaterschaft gewonnene Erkenntnisse nicht wesentlich vom Gewohnten unterscheiden. Allerdings versteht er genug von der Materie, um aus bekannten Versatzstücken seine eigene Variante der Familienunterhaltung zu kreieren. Die Dialoge sind angenehm geradeheraus, Vater und Tochter agieren meistens auf Augenhöhe, und dazu kommen die speziellen smithschen Zugaben: Bei welchem Regisseur würde wohl sonst ein Auszug aus Stephen Sondheims Menschenfresser-Musical „Sweeney Todd“ in einer Grundschule zur Aufführung kommen oder sich das romantische Paar beim Ausleihen eines Hardcore-Videos begegnen? Das größte Plus des Films sind die Schauspieler: Ben Affleck macht sich wirklich gut als instinktsicherer Vater, die kleine Raquel Castro ist mit genau der richtigen Kinderportion Witz und Lebensweisheit ausgestattet, um einem nicht altklug vorzukommen, und Liv Tyler verleiht einer von Smiths berühmt-berüchtigten Frauenfiguren eine ebenso betörende wie bodenständige Statur. Ihre Maya denkt allem Anschein nach den ganzen Tag nur an das Eine – und redet auch am liebsten davon. Als sie Ollie kennen lernt, möchte sie ihn sogleich für ihre Diplomarbeit befragen, dessen Titel „A Bird in the Hand: The Family Man and the Pornographic Fixation“ Smith nicht zuletzt auf sich selbst bezogen haben dürfte. Er sagt im Grunde alles über ihn und den zugleich freizügigen und keuschen Charakter seines Films aus.
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