Meine Nachbarn die Yamadas

Animation | Japan 1999 | 104 Minuten

Regie: Isao Takahata

Der betont grob in der Ästhetik eines Zeitungscomics gezeichnete Trickfilm beschreibt komödiantisch den Kampf einer japanischen Durchschnittsfamilie mit den Tücken des Alltags. Bei aller formalen Reduktion überzeugt der episodisch strukturierte Film durch seine Liebe zum Detail wie durch seinen feinen Humor und pointierte, vignettenartige Beobachtungen. Dabei gelingt ihm des Kunststück, dass der Zuschauer bereits nach wenigen Sekunden für die Charaktere eingenommen ist. - Sehenswert ab 6.
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Filmdaten

Originaltitel
HOUHOKEKYO TONARI NO YAMADA-KUN
Produktionsland
Japan
Produktionsjahr
1999
Produktionsfirma
Studio Ghibli
Regie
Isao Takahata
Buch
Isao Takahata
Kamera
Junji Yabuta · Wataru Takahashi
Musik
Akiko Yano
Länge
104 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 6.
Genre
Animation
Externe Links
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Heimkino

Die Edition enthält u.a. die animierten, vertonten Storyboards zum kompletten Film (99 Min.).

Verleih DVD
Universum (16:9, 1.85:1, DD5.1 jap./dt.)
Verleih Blu-ray
Universum (16:9, 1.85:1, dts-HDMA jap./dt.)
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In Zeiten, in denen sich die Tricktechnik um das Erreichen der stereoskopischen dritten Dimension bemüht, wirkt eine klassischen 2D-Animation wie von einem anderen Stern. Auf dem neuesten Stand produktionstechnischer Möglichkeiten war Isao Takahatas Anime „Meine Nachbarn die Yamadas“ schon zur Entstehungszeit 1999 nicht mehr. - Eine Kritik von Jörg Gerle, FILMDIENST 19/2008.

Diskussion
In Zeiten, in denen sich die Tricktechnik um das Erreichen der stereoskopischen dritten Dimension bemüht, wirkt eine klassischen 2D-Animation wie von einem anderen Stern. Auf dem neuesten Stand produktionstechnischer Möglichkeiten war Isao Takahatas Anime „Meine Nachbarn die Yamadas“ schon zur Entstehungszeit 1999 nicht mehr. Als wären alte, vergilbte Magazine aus den 1950er-Jahren lebendig geworden, staksen die Mitglieder der fünfköpfigen Familie Yamada durch die Szenerie, die aus nicht viel mehr besteht als aus pastellfarbenen Andeutungen von Haus, Wohnstraße und Park. Der Zeichenstil, mit der Regisseur Isao Takahata und sein Charakter-Designer Hisaichi Ishii den Alltag der Familie entwerfen, ist der eines reduzierten Zeitungs-Comic-Strips. Es gehört indes zum Wunder der Zeichenkunst, dass diese reduzierte Ästhetik keineswegs daran hindert, sich bereits nach wenigen Sekunden mit den Charakteren zu verbünden und sämtliche Naturalismusvorbehalte über Bord zu werfen. Ebenso wenig wie die Form entspricht der Inhalt den konventionellen Trickfilmgeschichten: Die überschaubar kurzen, manchmal nur wenige Sekunden lange, auf schnelle Pointen abzielenden Sketche entsprechen ebenfalls eher dem klassischen Zeitungscomic als einer kinotauglichen Dramaturgie. Grundlage des Films sind Ishiis 102-teilige TV-Serie von 1980 sowie sein 1991 erschienener Manga „Nono-chan“. Im Zentrum steht die kleine Nonoko, die mit mehr oder minder rührendem Gleichmut durch das alltägliche Chaos der Familie führt. An ihrer Seite steht der ältere Bruder Noboru, der als Menschenkenner reüssiert, in der Schule allerdings regelmäßig versagt. Mutter Matsuko ergeht sich im Haushaltsstress; Vater Takashi ist ein redlich schuftender, unauffälliger Geschäftsmann, dem es am Feierabend nach Zerstreuung durch das Metallkugel-Glücksspiel Pachinko steht. Als Sidekicks fungieren die agile, nie um eine Grantigkeit verlegene Großmutter Shige und der eher dumpfe Hund Pochi. Schon in der Sequenz, in der die Zweierbob-Fahrt der Yamadas den turbulenten Schlingerkurs ihrer Ehe symbolisiert, zeigt sich die Liebe zum Detail, die die Machart des Films bei aller Grobschlächtigkeit der Form auszeichnet. Der feine, mitunter melancholische, aber auch alberne Witz offenbart sich in vielen Momentaufnahmen, vom allabendlichen Kampf um die Fernbedienung bis hin zu Wunschträumen, die den Vater zum Mondschein-Superhelden werden lassen, der Matsuko und Shige vor einer aufmüpfigen Fahrradgang rettet. „Meine Nachbarn die Yamadas“ ist ein weiteres Beispiel für die Vielfalt des japanischen Trickfilmkinos, das immer wieder Charaktere hervorbringt, die sich ins Herz der Zuschauer stehlen.
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