Mein Name ist Eugen

Komödie | Schweiz 2005 | 90 Minuten

Regie: Michael Steiner

Vier Lausbuben aus Bern machen sich auf die Suche nach einem erwachsenen Cousin, der sich als Kind das Verdienst erworben hat, nur Flausen im Kopf zu haben. Ihr Weg über das Tessin nach Zürich ist mit lustigen Abenteuern gepflastert, ruft aber auch die strengen Eltern auf den Plan. Aufwändige Dialektverfilmung des Schweizer Kinderbuchklassikers von Klaus Schädelin, die zunächst ein forsches Tempo anschlägt, dann einen eher zweckdienlichen Rhythmus findet und leicht überdrehtes, unterhaltsames Familienkino bietet. - Ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
MEIN NAME IST EUGEN
Produktionsland
Schweiz
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Kontraproduktion/C-Films/SF DRS/Impuls Home Ent./Teleclub
Regie
Michael Steiner
Buch
Michael Sauter · Christoph Frey · Michael Steiner
Kamera
Pascal Walder
Musik
Adrian Frutiger · Diego Baldenweg
Schnitt
Tobias Fueter · Gisela Weibel
Darsteller
Manuel Häberli (Eugen) · Janic Halioua (Wrigley) · Dominic Hänni (Bäschteli) · Alex Niederhäuser (Eduard) · Mike Müller (Vater Eugen)
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
MFA (1:2,35/16:9/Dolby Digital 5.1)
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Diskussion
Die Jugend von anno dazumal ist auch nicht viel anders als die Jugend von heute: fröhlich, grün hinter den Ohren, häufig voller Unsinn im Kopf. Kein fester Boden unter den Füßen, aber den sicheren Wunsch auf den Lippen, niemals den Schritt ins Erwachsenenleben wagen zu wollen. Denn die Alten hassen alles, was die Jungen lieben. Die Träume aber, die kleinen und großen, die man ins Tagebuch zu schreiben pflegt, die haben sich verändert. Wer will denn heute noch der größte Lausbub oder das größte Lausmädchen der Weltgeschichte werden? Dann doch lieber Gangster-Rapper oder Model, und am liebsten beides. In der Welt des Berner Pfarrers Klaus Schädelin, in den 1950er-Jahren, als gerade Frischhaltefolie und Frisbee-Scheibe erfunden wurden, war der Wunsch noch angesagt, als größter Lausbub in die Geschichte einzugehen. In Schädelins Welt, da gibt es noch einen solchen Jungen. Sein Name ist Eugen, er wird im Juli 1955 13 Jahre alt und erzählt die Streiche von sich und seinen braven Mitstreitern Wrigley, Eduard und Bäschteli. Die vier Jungen aus Bern sind Freunde und meistens zusammen, wenn nicht der eine oder andere von ihnen gerade von der Schule fliegt und dann warten muss, bis die anderen auch geflogen sind. Schulen, historische Museen und Tanten sowie Eltern, die das Zähneputzen überwachen, verdüstern die Tage – Lötlampen oder Murmeln, richtig gehandhabt, verschaffen ihnen Glanz. Michael Steiners Verfilmung des Kinderbuchklassikers „Mein Name ist Eugen“ spult gleich zu Beginn verschiedene Episoden aus der literarischen Vorlage in einem Affenzahn und mit viel visuellem Klimbim herunter: Die Szene etwa, wie aus Franz Stalder „Wrigley“ (wie der Kaugummi) wurde oder die menschliche Rüstungspanne, als selbiger Wrigley einen ansehnlichen Schlag mit dem Morgenstern einsteckte – es folgt Schnitt auf Schnitt, Pointe auf Pointe. Nach dem feuchtfröhlichen Tumult mit dem Faltboot wird das Erzähltempo schließlich gut schweizerisch, das heißt gemächlicher. Die Postkartenbilder der helvetischen Landschaft im Abendrot glänzen, und der dramaturgische rote Faden zieht einen weiten Bogen mit einer abenteuerlichen Reise der vier Knaben von Bern nach Zürich, mit Zwischenstopp im Tessin. Eine Odyssee ohne Halbtax, aber mit Schweizer Taschenmesser in der Hosentasche. Gesucht wird nach Wrigleys Cousin, einem ehemaligen Steuermann auf dem Titicacasee und auch sonst eine sagenhafte Gestalt aus vergangenen Zeiten. Fritzeli Bühler war nämlich jener Knabe, dem die Lehrer in jüngeren Tagen sagten: „Bühler, du bist zwar vieles, bloß eines bist du nicht: nachahmenswert.“ Der Weg nach Zürich ist mit guten Vorsätzen und Fallstricken gepflastert. Auch erotische Verstrickungen lauern manchmal unerwartet hinter den Büschen. Der Gefahren nicht genug, sind auch noch die cholerischen Eltern, natürlich automobil, unterwegs, den minderjährigen Helden dicht auf den Fersen. „C’est le ton, qui fait la musique“: „Mein Name ist Eugen“ ist vielleicht das schweizerischste aller Schweizer Kinderbücher. Der Erzählton des populären Werkes ist jedoch von einer geradezu unschweizerischen Leichtigkeit. Schädelin zeigt in seinen Lausbubengeschichten wenig Respekt vor all dem, was den Großen heilig ist. Seine Wortwahl ist vollgesogen von der Liebe zum Leben. Den heiteren Grundton des Buchs trifft Michael Steiners Dialektfilm, wenn er ihn auch ein paar Oktaven höher spielt. Statt wie im Buch das Faltboot einfach mit Wasser zu füllen und rinnen zu lassen, lässt er es im Film drei Stockwerke durchbrechen. Inzwischen ist es allerdings schon fast ein leidiges Muss, dass die heimische Prominenz aus den Ringier Klatschblättern in jedem größeren Schweizer Film zu sehen ist. Auch in Steiners Film durchqueren die üblichen Verdächtigen mindestens einmal die Berner Szenerie der 1960er-Jahre: von Mike Müller und Viktor Giacobbo bis zu Sabina Schneebeli und Nella Martinetti, alle sind sie mit von der lustigen Partie. Sogar der Zürcher Polizeisprecher und mediale Lokalmatador Marco Cortesi kommt zu Wort. Eine ganz große Filmkiste „made in Switzerland“ also, eine Mordsgaudi, die sechs Mio. Schweizer Franken gekostet hat, gut dreimal so viel wie eine durchschnittliche Schweizer Produktion. Ob „Mein Name ist Eugen“ sein Geld wert ist, ist wie immer auch Geschmackssache. Wer mit großer Kelle angerührtes, leicht überdrehtes Kino mit viel Prominenz und einigen herzigen Lausbuben mag, kommt auf seine Kosten. Oder wie es Eugen sagen würde: „Wir vergnügten uns königlich, und niemand dachte daran, dass die Sache ein schiefes Ende nehmen könnte“.
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