Ein Mann für eine Saison

Komödie | USA 2004 | 103 Minuten

Regie: Bobby Farrelly

Ein begeisterter Baseball-Fan droht durch seine bedingungslose Leidenschaft den Anschluss ans wirkliche Leben zu verlieren. Durch eine Frau wird er mit den Bedürfnissen einer wahren Beziehung konfrontiert, da es ihr gelingt, einen kleinen Platz in seinem Alltagskokon einzunehmen. Von überzeugenden Darstellern getragene, dezent entwickelte Komödie nach einem Bestseller von Nick Hornby, die grundlegend unterschiedliche Sichtweisen auf das Beziehungsgeflecht zwischen Mann und Frau darzustellen versucht. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
FEVER PITCH
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2004
Produktionsfirma
Fox 2000/Wildgaze Films/ELC Prod./Alan Greenspan Prod./Flower Films
Regie
Bobby Farrelly · Peter Farrelly
Buch
Lowell Ganz · Babaloo Mandel
Kamera
Greg Le Duc · Matthew F. Leonetti
Musik
Craig Armstrong
Schnitt
Alan Baumgarten
Darsteller
Drew Barrymore (Lindsey Meeks) · Jimmy Fallon (Ben) · Jason Spevack (Ben im Jahr 1980) · Jack Kehler (Al) · Scott H. Severance (Artie)
Länge
103 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Fox (1:2.35/16:9/Dolby Digital 5.1)
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Diskussion
Als Ben noch klein war, gab ihm das Bostoner Baseballteam „Red Sox“ all das, was er am meisten benötigte: die Fans um ihn herum, die Atmosphäre im Stadion, das Aufgehen in der Menge verbürgten in der Summe jenen familiären Zusammenhalt, der ihm abhanden zu kommen drohte, als seine echte Familie auseinander brach. Im Laufe der Jahre wuchs seine Leidenschaft für das Team weiter an. Er, der Fan, ist mittlerweile Lehrer an einer High-School. Sein Schrank hängt voller Spielertrikots, und seine Wohnung gleicht einem Souvenirladen: Überall sieht man Zeugnisse der Verehrung für „sein“ Team. Als er bei einer Exkursion mit seinen Schülern die Geschäftsfrau Lindsey kennen lernt, bedarf es einer Gehässigkeit seiner Schüler, um sie nach einem Date zu fragen: Lindsey würde wohl nicht in der gleichen Liga wie er spielen. Das erste Treffen hätte denn auch leicht im Fiasko enden können: Lindsey empfängt ihn nämlich mit einer Darmgrippe an ihrer Wohnungstür. Doch im Fieberwahn bekommt sie mit, wie er ihre Toilette putzt, sie umzieht und sich rührend um sie kümmert. Sie werden zum Paar, und Ben weiht sie in seine Welt ein: Er lädt sie zum Eröffnungsspiel der „Red Sox“ ein, und fortan ist sie im Stadion an seiner Seite. Doch „Fever Pitch“ ist kein Film über Baseball, ein hierzulande ohnehin von der Öffentlichkeit ignorierter Sport. Es ist vielmehr ein Film über ein typisch männliches Hobby, das bei allein stehenden Männern zur Obsession werden kann und das auf die meisten Frauen nur verschroben und ausgrenzend wirkt. Lindsey wirft Ben dementsprechend bald vor, dass er seine Leidenschaft an die „Red Sox“ vergeude – und hat damit natürlich Recht. Ben hadert mit sich, als sie ihn zu einer Reise nach Paris einlädt. Sein Blick schweift sogleich auf die Spieltabelle, und in Lindsey reift die Erkenntnis, dass sie nur knapp mit Bens Hobby konkurrieren kann. Dabei will sie durchaus Rücksicht auf ihn und den Spielplan nehmen, der beispielsweise das Datum diktiert, wann sie Ben ihren Eltern vorstellen kann. Doch bald kommt die Frage auf, wie viel weibliche Akzeptanz eine Beziehung benötigt, um noch zu funktionieren. Ungewöhnlich an dieser Komödie ist, dass die Regie führenden Farrelly-Brüder auf jenen groben Humor verzichten, der bislang ihre Erfolgsfilme („Verrückt nach Mary“, fd 33 393), aber auch ihre weniger erfolgreichen Filme („Unzertrennlich“, fd 36 314) kennzeichnete. Der Humor in „Fever Pitch“ ist dezenter und resultiert primär aus der Chemie der Figuren. Die Hauptdarsteller sind ein Glückfall: Jimmy Fellons weiche, fast noch kindlichen Gesichtszüge und seine Begeisterungsausbrüche passen wunderbar zu der pausbäckig-quirligen Drew Barrymore. Nick Hornbys Buchvorlage geht indes viel weiter, als es die zweite Verfilmung des Romans (nach „Fever Pitch“, fd 32 719) ahnen lässt: Während Hornby das Szenario wählte, um grundlegend unterschiedliche Sichtweisen auf das Beziehungsgeflecht zwischen Mann und Frau zu entlarven, reicht es bei der vorliegenden Verfilmung „nur“ zu einer ungewohnt leisen, romantischen Komödie, die charmant und gut besetzt an der Oberfläche dessen kratzt, was Hornby an Beobachtungen zusammen getragen hat. Natürlich trennt sich Lindsey zwischenzeitlich von Ben, doch als der am Boden zerstört zu sein scheint, ist es ein Baseball spielender Schüler, der ihm die Augen öffnet: „Du hast dein Leben lang das Team geliebt, aber hat es dich jemals zurück geliebt?“
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