Solange du da bist (2005)

Komödie | USA 2005 | 95 Minuten

Regie: Mark Waters

Ein junger Witwer zieht in eine neue Wohnung ein und verliebt sich in deren Vorbesitzerin, die er lediglich als Erscheinung wahrnimmt, da ihr Körper nach einem Autounfall im Koma liegt. Eine leichtfüßige romantische Komödie, die berührt, ohne rührselig zu sein. Auf gesellschaftspolitischer Ebene spricht sich der Film, dem der Balanceakt zwischen Leichtigkeit und Ernst traumhaft sicher gelingt, für Gerätemedizin und lebenserhaltende Maßnahmen aus. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
JUST LIKE HEAVEN
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
DreamWorks/MacDonald-Parkes Prod.
Regie
Mark Waters
Buch
Peter Tolan · Leslie Dixon
Kamera
Daryn Okada
Musik
Rolfe Kent · Robert J. Smith
Schnitt
Bruce Green
Darsteller
Reese Witherspoon (Elizabeth Masterson) · Mark Ruffalo (David Abbott) · Donal Logue (Jack Houriskey) · Dina Waters (Abby Brody) · Ben Shenkman (Brett Rushton)
Länge
95 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Universal (1:1.85/16:9/Dolby Digital 5.1)
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Diskussion
Ohne einen anderen kann man nicht leben, ist man so gut wie tot; es gibt so etwas wie Vorbestimmung; Gegensätze ziehen sich an – „Just Like Heaven“ ist im Grunde eine klassische Romantic Comedy, doch der brisante Rahmen zur Geschichte von Elizabeth und David macht daraus ein Politikum. Auf den ersten Blick hat Mark Waters einen Liebesfilm ohne Ecken und Kanten inszeniert; in der zweiten Hälfte aber scheint er unterschwellig mehr und mehr auf den heftig diskutierten Fall Terri Schiavo zu verweisen, bei dem ein Mann darum kämpfte, seine im Koma liegende Ehefrau nach 15 Jahren, gegen den Willen ihrer Eltern und von Konservativen, nicht weiter künstlich am Leben zu erhalten. Hier ist es genau anders herum: hier will ein Mann das Abstellen der Maschinen bei seiner Geliebten mit aller Kraft verhindern. Elizabeth, blond und jung, arbeitet in einem Krankenhaus, dessen hektischer, aber freundlicher Alltag an die Atmosphäre der Serie „Emergency Room“ erinnert. Durch die rasanten Schnitte wirkt es, als erledige die attraktive Ärztin alles zugleich: Spritzen, Schneiden, Nähen und nebenbei noch die Annahme von Heiratsanträgen. Zwischendurch gibt es Espresso aus dem Automaten und, wenn es der Zeitplan erlaubt, Salat aus einem Fast-Food-Laden. Tagtäglich rettet Elizabeth Leben – und vergisst dabei ihr eigenes. So kommt es, dass sie verspätet aufbricht, um zu einem von ihrer Schwester initiierten Blind Date zu fahren. Nach einer 26-Stunden-Schicht sitzt sie müde und unkonzentriert hinter dem Steuer. Es regnet, es ist neblig, und plötzlich rauscht ihr ein riesiger Lastwagen entgegen. Einige Zeit später sucht ein junger Mann, David, eine Wohnung. Nach langem Suchen findet er seinen Traum: ein Luxus-Apartment mit herrlichem Ausblick auf die Bay Area von San Francisco. Der Zufall – oder vielmehr die Vorsehung – will es, dass ausgerechnet in diesem Prachtstück die verunglückte Elizabeth wohnte. Und diese mag sich nicht damit abfinden, dass sie nicht mehr unter den Lebenden weilen soll. Immer wieder taucht sie in ihrer Wohnung auf, um den nichtsnutzigen Typen, der sich dort niedergelassen hat und seinen Tag mit Bier und Fernsehen verbringt, herauszuwerfen. David will den Störenfried loswerden, diese zickige Hexe, der nichts verhasster zu sein scheint als Wasserringe auf dem Tisch. Bald aber merken beide, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht: Nur David kann Elizabeth sehen, sie ist nicht imstande, Gegenstände zu greifen. Es ist ihr Geist, der nach dem Rechten sieht, ihr Körper muss woanders sein. Doch wo? Da Elizabeth sich kaum an ihre Vergangenheit erinnert und nicht weiß, wer sie gewesen ist, ist es an David, ihr zu helfen. Zusammen versuchen sie herauszufinden, wie ihr Vorleben ausgesehen haben mag, und begreifen allmählich, dass sie einander besser leiden können als gedacht. Der Verlauf der Handlung ist zunächst vorhersehbar. Liebe wird gleich in der Eröffnungsszene als etwas Himmlisches eingeführt: Da sitzt Elizabeth, ganz in Weiß, mitten in einem Rosengarten und weidet sich am Anblick der Blumenpracht. „Just Like Heaven“ ist zu hören, und wie im gesamten Film unterstreichen die Textzeilen des Soundtracks den jeweiligen Status der Handlung – von „Good Times Roll“ bis „Just My Imagination“ reichen die Titel der Lieder. Dann erwacht Elizabeth, wieder einmal ist sie in ihrer Pause eingenickt und hat vom Paradies geträumt. David ist Landschaftsgärtner, also derjenige, der ihre Träume verwirklichen kann. Wunderbar kann man sich seinen Sehnsüchten hingeben, seinen Gefühlen und Sentimentalitäten – bis es unerwartet kritisch wird. Es stellt sich heraus, dass Elizabeths Körper seit drei Monaten im Koma liegt; die Maschinen, die sie vor dem Tod bewahren, sind kurz davor, abgestellt zu werden. Die Ärztin selbst war stets gegen künstliche Lebensverlängerung. Nun, in einer ganz neuen Situation, in der es um ihr eigenes Schicksal geht, sieht die Sache anders aus. Inbrünstig bittet sie – als Geist – ihre Schwester, das Abstellen der Maschinen zu verhindern. Wann darf man das Leben aufgeben? Wann über das eines anderen entscheiden? Der Film bezieht eindeutig Position, spricht sich gegen das Einstellen von künstlicher Ernährung aus – und somit, auf die Realität übertragen, gegen Schiavos Ehemann und all die anderen, die überlegen, unter welchen Umständen ein Leben noch lebenswert ist und wann man friedlich sterben darf. Der Film begründet dies allein mit der Ungewissheit, tatsächlich sagen zu können, ob das Leben eines Menschen verloren ist oder noch nicht. Als Überzeugungsmittel bedient er sich nicht Argumenten, sondern der Emotionen; einen differenzierten Bezug zur gesellschaftlichen Debatte über Euthanasie und Vormundschaft nimmt er nicht, ist vielmehr pathetisches Pamphlet im Gewand einer unterhaltsamen Romantic Comedy. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema umgeht der Film – und macht dennoch eine klare Aussage.
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