Good Night, and Good Luck

Drama | USA 2005 | 93 Minuten

Regie: George Clooney

USA 1953: Der CBS-Nachrichtenmoderator Edward R. Murrow prangert in seiner Sendung "See it Now" die Praktiken des US-Senators Joseph McCarthy an, der paranoiahafte Angst vor kommunistischer Unterwanderung schürt. Der engagierte Film legt nahe, dass der Kommunistenjäger durch das Engagement des Fernsehmannes, der bei seinem Sender in die Schusslinie geriet, zu Fall kam. Hervorragend gespielt, stimmungsvoll fotografiert und inszeniert, bricht er eine Lanze für einen verantwortungsvollen Fernsehjournalismus, wobei auch die Funktion der Medien als Instrumente der Manipulation thematisiert wird. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK.
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Warner Independent Pic./2929 Prod./Participant Prod./Davis-Films/Redbus Pic./Tohokashinsha Film/Section Eight/Metropolitan
Regie
George Clooney
Buch
George Clooney · Grant Heslov · Fred W. Friendly
Kamera
Robert Elswit
Musik
Jim Papoulis
Schnitt
Stephen Mirrione
Darsteller
David Strathairn (Edward R. Murrow) · Robert Downey jr. (Joe Wershba) · Patricia Clarkson (Shirley Wershba) · Ray Wise (Don Hollenbeck) · Frank Langella (William Paley)
Länge
93 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Drama | Historienfilm
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und des Drehbuchautors.

Verleih DVD
Kinowelt (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
USA, 1953: Edward R. Murrow moderiert für CBS die Nachrichtensendung „See it Now“. Als er und sein Team von einem Navy-Piloten hören, der ohne juristisches Verfahren wegen angeblicher „kommunistischer“ Kontakte entlassen wurde, beschließen sie, den Fall aufzugreifen – als Beispiel dafür, wie aufgrund der hysterischen Angst vor kommunistischer Unterwanderung in den USA zentrale Bürgerrechte angegriffen werden. Damit legen sich die Fernsehleute um Murrow und seinen Produzenten Fred Friendly mit den Militärs an – und mit Senator McCarthy, dem Wortführer der antikommunistischen Bewegung. Tatsächlich wird die Reportage zum Anlass für Drohungen durch die Army und einen (Medien-)Kampf mit McCarthy: In einer weiteren „See it Now“-Sendung werden McCarthys Methoden analysiert und als Widerspruch zu rechtsstaatlichen Prinzipien entlarvt. McCarthy kontert, indem er in einer Gegendarstellung Murrow als kommunistischen Sympathisanten belastet. Doch der Stern des Senators ist im Sinken begriffen; der Senat wählt ihn als Vorsitzenden des Government Operations Committee ab. Auf den ersten Blick entwirft Regisseur George Clooney hier ein Gegenbild zu der negativen Darstellung des Fernsehens, die er in seiner ersten Regierarbeit, „Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind“ (fd 35 913), präsentiert hatte. Der aufrechte Murrow ist das Gegenteil der von Sam Rockwell in „Geständnisse“ verkörperten Figur eines egomanischen, neurotischen Fernsehmoderators, der gleichzeitig als skrupelloser CIA-Auftragskiller arbeitet. Clooney schießt bei der Würdigung seines CBS-Helden vielleicht sogar über das Ziel hinaus, wenn der Niedergang McCarthys zwar nicht explizit, aber durch die Montage in einen unmittelbaren Zusammenhang mit Murrows Sendungen gebracht wird – was nur bedingt den Tatsachen entspricht; tatsächlich scheiterte McCarthy nicht zuletzt daran, dass er bei seiner Kommunistenjagd zu weit ging, schließlich sogar Präsident Eisenhower verdächtigte und sich mit der Führung der Armee anlegte. Trotzdem kann man Clooney keine verklärende Darstellung des (Fernseh-)Journalismus vorwerfen, denn die Medien fungieren in „Good Night, and Good Luck“ nicht nur als Instrumente der Aufklärung, sondern auch der Manipulation. Dass das Fernsehen dazu tendiert, sich zwischen die Zuschauer und die Realität zu schieben, anstatt die Realität zu vermitteln, ist Murrows pessimistische These, die er während einer Rede in der 1958 angesiedelten Rahmenhandlung vertritt. McCarthy kommt bezeichnenderweise nicht als wirklicher Charakter vor; statt dessen hat sich Clooney dafür entschieden, ihn mittels Archivmaterial als Medien-Phantom auferstehen zu lassen, was unterstreicht, dass der Einfluss des Senators nicht zuletzt von den Medien mitgeneriert wurde, waren diese doch wesentlich daran beteiligt, die Angst vor dem Kommunismus zu schüren und McCarthys Selbstinszenierung als Verteidiger Amerikas massenwirksam zu verbreiten. Murrows Arbeit für die kommerzielle „Person to Person“-Klatschsendung wird ebenso wenig unterschlagen wie der Druck, den die an Sponsorengeldern interessierte CBS-Leitung auf die widerspenstige „See it Now“-Redaktion ausübte. So couragiert Murrows Auftreten gegen McCarthy ist, so entschieden lehnt er den Kampf an einer anderen Front ab: Als ihn sein Kollege, der „Linke“ Don Hollenbeck, bittet, ihn gegen die Angriffe der Hearst-Presse zu verteidigen, weigert sich Murrow kategorisch. Mit dem Medien-Mogul Hearst mag sich in Clooneys Film auch der mutige Murrow nicht anlegen. Letztendlich ist David Straithairn in Murrows Rolle so etwas wie der „Ritter von der traurigen Gestalt“, der mit seinem Appell für einen verantwortungsvollen Fernsehjournalismus gegen Windmühlenflügel kämpft. Neben der inhaltlichen Vielschichtigkeit besticht der Film nicht zuletzt durch seine bemerkenswerte Inszenierung. Die Handlung ist äußerst konzentriert, aufs Wesentliche reduziert; sie hält sich nicht mit weitschweifigen Erklärungen auf, sondern setzt voraus, dass die Zuschauer mit den historischen Hintergründen halbwegs vertraut sind. Ähnlich reduziert ist die Bildsprache: Räumlich beschränkt sich nahezu der ganze Film auf das Innere der CBS-Studios; außerdem hat Clooney in Schwarz-weiß gedreht – wohl auch, um besser mit Archiv-Fernsehaufnahmen der McCarthy-Verhöre arbeiten zu können. Nichts desto trotz ist sein Film alles andere als visuell spärlich. Die großartige Kameraarbeit von Robert Elswit vermittelt das Sujet ebenso angemessen wie gekonnt zwischen Reportage und Kinoästhetik: Reportageartig wirkt oft die Bewegung der Kamera, wenn sie sich im beengten Raum der Studios mitten in den quirligen Redaktionsalltag begibt, was eine große Nähe zu den Figuren herstellt; von schönster Kinoästhetik ist dagegen die Klarheit der tiefenscharfen Schwarz-weiß-Bilder; u.a. entstehen dabei wundervolle Porträts von den ausdrucksstarken Gesichtern der CBS-Leute, oft von Zigarettenqualm umgeben und bisweilen von der rauchigen Jazz-Stimme von Dianne Reeves untermalt. So ist der Film alles andere als eine trockene (Fernseh-)Geschichtsstunde, sondern eine visuell wie dramaturgisch gelungene Hommage an eine Medienpersönlichkeit, die sich weigerte, in ihren Zuschauern eine dumme, nur an seichter Unterhaltung interessierte, leicht manipulierbare Masse zu sehen. Murrows wandte sich an denkende Menschen – ein Respekt, den auch Clooney seinem Publikum zollt.
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