Red Dust - Die Wahrheit führt in die Freiheit

Drama | Großbritannien/Südafrika 2004 | 107 Minuten

Regie: Tom Hooper

Ein schwarzer südafrikanischer Politiker soll vor der Wahrheitskommission über seine Folterhaft während der Apartheid berichten. Allerdings kommt er seiner Vergangenheit nur zögerlich auf die Spur, da er fürchtet, sich durch seine Aussage die politische Zukunft zu verbauen. Ein engagiert inszeniertes und überzeugend gespieltes Polit-Drama, das Wahrheit und ihre Ambivalenz geschickt zur Diskussion stellt und den Weg Südafrikas mit den Mitteln des Gerichtsfilms unterstützt. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
RED DUST
Produktionsland
Großbritannien/Südafrika
Produktionsjahr
2004
Produktionsfirma
BBC/Distant Horizon/Videovision/Industrial Development Corporation of South Africa
Regie
Tom Hooper
Buch
Troy Kennedy-Martin
Kamera
Larry Smith
Musik
Robert Lane
Schnitt
Avril Beukes
Darsteller
Hilary Swank (Sarah Barcant) · Chiwetel Ejiofor (Alex Mpondo) · Jamie Bartlett (Dirk Henricks) · Marius Weyers (Ben Hoffman) · Ian Roberts (Piet Muller)
Länge
107 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Gerichtsfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
Koch (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt., dts dt.)
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Diskussion
Südafrika 1992. Nach dem Sturz des weißen Regimes und der Aufhebung der Apartheid hat die Wahrheits- und Versöhnungskommission ihre Arbeit aufgenommen und geständigen Mitgliedern des einstigen Terrorregimes wie auch militanten Apartheid-Gegnern relative Straffreiheit zusagt: Es geht um Aufklärung der politischen Verbrechen, nicht um Vergeltung; es sollen keine neue Gräben aufgeworfen, sondern möglichst Brücken geschlagen werden. Das hört sich besonnen an, doch unter der Oberfläche gärt es gewaltig. Das muss auch die New Yorker Anwältin Sarah Barcant erfahren, eine weiße Südafrikanerin mit denkbar schlechten Erfahrungen in ihrem Heimatland. Sie ist zurückgekehrt, um dem schwarzen Parlamentarier Alex Mpondo beizustehen, der vor der Kommission über die Aktionen des ehemaligen Polizeioffiziers Dirk Henricks aussagen soll. Im Mittelpunkt der Verhandlungen steht Mpondos Freund und ANC-Weggefährte Steve Sizela, der nach einer Polizeiaktion spurlos verschwand. Was zunächst nach einem klaren Fall aussieht, entpuppt sich als kompliziertes Gemenge, das keine einfachen Lösungen zulässt. Während Henricks auf Entlastung durch Mpondo hofft, verweigert das ehemalige Folteropfer zunächst die Erinnerung, da er seine politische Karriere und seine Arbeit für den Aufbau des Landes in Gefahr sieht, falls sich erweisen sollte, dass er unter der Folter seinen Freund verraten hat. Eine Situation, die alle Beteiligten vor eine harte Bewährungsprobe stellt und die in der Konfrontation zwischen Täter und Opfer deutlich macht, dass es in den wenigsten Fällen einfache Wahrheiten gibt. „Red Dust“ ist ein mit großem Engagement inszeniertes Court-Room-Drama, das die genrebedingte Beengtheit des Sujets durch Rückblenden aufbricht, die unter die Haut gehen und immer dann aufrütteln, wenn die Wahrheitsfindung vor Gericht zu wortlastig zu werden droht. Polizeiverhöre, Kerkerhaft und Folter, von Peitschenschlägen gezeichnete Rücken und zerschlagene Gesichter vermitteln eine Ahnung von der Brutalität, mit der sich die weiße Minderheit an der Macht zu halten versuchte. Die Misshandlungen liefern gleichzeitig psychologische Erklärungen für die Erinnerungslücken der Opfer, die ihre Leiden um des Überlebens willen verdrängt haben. Der engagierte und differenziert argumentierende Spielfilm verleiht Tätern wie Opfern individuelle Gesichter, wobei die fiktionale Handlung (die in der Romanvorlage noch weit komplexer ist) auf reizvolle Weise mit dem Dokumentarfilm „Long Night’s Journey Into Day“ (fd 34 409) korrespondiert. Die Inszenierung wird von "weiten" Scope-Bildern soei einer konsequenten Farbdramaturgie geprägt, wobei die flirrende Hitze zugleich auch den Seelenzustand ihrer Protagonisten meint und immer wieder anklingen lässt, dass Wahrheit kein objektives Gut ist, sondern erarbeitet werden muss. Ein Film, der politisch interessierte Zuschauer sucht und durch das überzeugende Spiel von Hilary Swank für sich einnimmt, die ihre Rolle ebenso verhalten wie vehement verkörpert.
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